Essen-Überruhr. . Spätestens Anfang 2016 soll der Bau auf der Fläche des Gebäudes beginnen, das zum Ende Wehbergshof hieß. 2017 sollen die Bewohner einziehen

Auch in Überruhr-Holthausen dreht sich das Rad der Geschichte weiter. Nachdem der historische Wehbergshof (ehemals Köhnehof) in diesem Jahr abgerissen wurde, läutet spätestens Anfang 2016 die Belia Seniorenresidenzen GmbH aus Niedersachsen die Zukunft ein. Ein Zentrum mit 80 Pflegeplätzen wird entstehen. Anfang 2017 sollen die ersten Bewohner einziehen.

Geht man zurück in der Geschichte Holthausens oder wandelt entlang der Schilder des Denkmalpfades der Überruhrer Bürgerschaft, dann landet man unweigerlich bei drei Höfen, die nur ein paar Gehminuten voneinander entfernt standen: den Eskenshof, den Hemmerhof und den Wehbergshof, der über Jahrhunderte Köhnehof hieß. Ersterer musste in den 1960er Jahren dem Neubau am Schaffelhofer Weg weichen, im Hemmerhof – ebenfalls am Schaffelhofer Weg – sorgt heute ein Kulturverein für Programm. Und schließlich blieb da noch der Wehbergshof inmitten der Neubauten Klapperstraße.

Blieb, muss man sagen. Den Hof, der seit den 1950er Jahren von den Wehbergs geführt wurde, gibt es nicht mehr. Erstmals im Jahr 1462 urkundlich erwähnt, kamen Mitte des Jahres die Abrissbagger. Ab den 1820er unterhielten die Köhnes hier auch eine Schankstelle. Über dem Haupthaus gab es eine Gaststätte mit Tanzboden, auf einer Ampore spielte die Musik. Außen, an der Mauer, befand sich eine Kegelbahn, im Frühjahr wurde im Hof ein Karussell aufgebaut. Einige Vereine Überruhrs wurden hier gegründet, u.a. der erste Turn- und Sportverein Überruhrs – im Jahr 1900 der „Turnclub Einigkeit“.

Es verwundert also nicht, dass beim Abriss des Hofes in diesem Jahr auch kritische Stimmen laut wurden. Doch das Rad der Geschichte können sie nicht aufhalten. Der Hof inmitten der Neubauten war schon seit Jahrzehnten ein Fremdkörper und für denkmalschutzwürdig hat ihn niemand befunden. Und dann gibt es noch den demografischen Wandel auf der Ruhrhalbinsel. Der Investor will eine Senioreinrichtung bauen.

„Wir sind ein Familienunternehmen und werden die, Belia Seniorenresidenz Holthausen’ auch selbst betreiben“, kündigt Michael Burmester, Geschäftsführer der Belia Seniorenresidenzen an. Um ihn herum sieht es noch nicht besonders geschäftig aus, auf einem großen Abraumhügel wuchert Unkraut. Doch das wird sich schon bald ändern.

80 Einzelzimmer; vollstationäre Pflege; ein eigener und geschützter Bereich für an Demenz erkrankte Menschen und die Etablierung palliativer Pflege; ein Außenbereich zum Lustwandeln; ein eigener Friseur, Restaurant und Veranstaltungsräume, die auch der Nachbarschaft zur Verfügung: So die Eckdaten der neuen „Residenz“, die sich aber preislich „in einem durchschnittlichen Rahmen“, wie Geschäftsführer Burmester verspricht, bewegen soll. Nicht zuletzt dürfte für die Ruhrhalbinsel und den Rest der Stadt interessant werden, dass die Firma aus Winsen, rund 60 Arbeitsplätze im Stadtteil schaffen will.

Knapp zehn Millionen Euro lässt sich die Firma, eine Tochter der Lindhorst-Gruppe, die Investition in Überruhr kosten. Den Markt hat sie genau sondiert. Überruhr gehört zu den Stadtteilen mit der ältesten Bevölkerung in ganz Essen, auf dem Rest der Ruhrhalbinsel sieht es ähnlich aus. Und bis 2018 müssen bestehende Seniorenheime eine Einzelzimmerquote von 80 Prozent vorweisen. Burmester: „Da wird einiges wegfallen.“ Auch auf der Ruhrhalbinsel bleibt die Zeit nicht stehen.

Der Investor Belia Seniorenresidenz GmbH ist eine Tochter der Lindhorstgruppe aus Winsen/Niedersachsen. Diese baut Seniorenheime und führt sie selbst, oder arbeitet im Auftrag.

Die Belia Seniorenresidenzen GmbH ist für das Ruhrgebiet und Rheinland zuständig. Derzeit sind verschiedene Seniorenheime im Umkreis von 130 Kilometern im Bau, etwa in Gelsenkirchen, Bochum oder Krefeld.

Informationen zur Einrichtung in Holthausen gibt es unter www.belia.de Der Investor kündigt an, drei bis vier Monate vor Eröffnung verbindlich Plätze vergeben zu können. Auch Job-Interessierte werden auf der Homepage fündig. Kontakt auch unter 05143 981 00