Essen-Burgaltendorf. . Die Ankündigung der Stadt Bochum, die Schwimmbrücke in Dahlhausen für den Kfz-Verkehr sperren zu wollen, trifft in Burgaltendorf auf Unverständnis
Die Ankündigung der Stadt Bochum, in absehbarer Zeit die Pontonbrücke komplett für den motorisierten Verkehr zu sperren (siehe Zweittext) und damit die direkte Verbindung nach Essen zu kappen, ist bei den Menschen in Burgaltendorf auf wenig Verständnis gestoßen. Der Tenor: Die Brücke muss, in welcher Form auch immer, für alle offen bleiben – und zwar in beide Fahrtrichtungen.
Mittwochmittag, 12.30 Uhr: Martin Schulz steht mit dem Bus der Linie 359 am Bahnhof Bochum-Dahlhausen und wartet auf seine Kundschaft. Seit 20 Jahren sitzt er für die Bogestra „auf dem Bock“, seit fünf Jahren fährt er die Route in Richtung Schwimmbrücke: „Wenn Sie zur Brücke wollen, müssen Sie laufen“, ruft er. „Da halten wir schon seit Mitte September nicht mehr.“ Wie seine Kollegen erhielt er erst die Anweisung, den Halt „Schwimmbrücke“ für drei Wochen außen vor zu lassen. Später wurde diese bis zum Ende dieses Jahres verlängert.
Was zumindest die Achsen seines Busses schont: „Die Straße zur Brücke ist eine Katastrophe.“ Auf einer Skala von 1 bis 6 bekäme diese von ihm eine glatte Sieben. Die Brücke jedoch dauerhaft zu schließen, wäre in seinen Augen unverantwortlich. „Umwege von bis zu 30 Kilometern hin und zurück. Und dies bei gefühlt 5000 Autofahrern am Tag. Das allein ist ein Verbrechen an der Natur.“ Man solle die Brücke sanieren und fertig. Aber: „Keine Lkw mehr auf die Brücke lassen, wenn sie denn fertig werde. „Die sind doch schuld an der ganzen Misere.“
Dem kann ein Berufspendler aus Oberdahlhausen nur zustimmen: „Mein Name tut hier nix zur Sache, aber ich fahre täglich nach Burgaltendorf. Wir brauchen die Brücke. Sie gehört zu unserem Leben.“
Vor der Ampel steht Angelika Hofmann. Zweimal die Woche setzt sie im Schnitt über – zum Einkaufen und wenn sie zum Arzt muss. „Bevor ich hier einen Umweg über Steele mache, parke ich lieber vor Ort und laufe über die Brücke.“ Im Internet hat sie den öffentlichen Aufruf zu einer Petition gefunden, die für den Erhalt der Brücke kämpft. „Da habe ich mich gleich eingeschrieben.“ So wie rund 1550 Menschen in nur drei Tagen (www.openpetition/online/liste).
Der Aufruf stammt von Dirk Schmidt, Verkehrspolitischer Sprecher der CDU im Bochumer Stadtrat. Von der Resonanz zeigt er sich angenehm überrascht: „2000 Befürworter habe ich erhofft. Die schaffen wir locker.“ Auf jeden Fall noch bevor der Rat eine Entscheidung trifft am 19. Januar 2016. Und auch, bevor die Bezirksvertretung Südwest am 15. Dezember tagt. Nun hofft er, dass dieses Votum auch Wirkung auf die Entscheidung hat. Für Schmidt kommt nur eine Sanierung im Bestand infrage. „Das ist alternativlos, denn ein Brückenneubau verbietet sich schon aus Gründen des Naturschutzes, aber auch aus verkehrsrechtlichen Vorgaben.“ Ebenso wie die kategorische Schließung der Pontonbrücke für den motorisierten Verkehr. „Die Tatsache, dass alle drei beteiligten Städte einen neuen OB oder Bürgermeister haben, sehe ich als Chance. Gemeinsam sollten sie sich der Sache annehmen.“
Interkommunale Kooperation nennt sich dies. Für Manfred Kuhmichel (CDU) ist eine Zusammenarbeit über die Stadtgrenzen hinaus der Königsweg. Und den lebt der Bezirksbürgermeister der Ruhrhalbinsel vor: „Ich war selbst als Zuhörer in der Bochumer BV-Sitzung. Die Fachverwaltungen müssen zusammenarbeiten.“ Dies hofft auch Dieter Bonnekamp, Chef des Burgaltendorfer Heimatvereins (HBV): „Wir würden keine Lösung unterstützen, die Burgaltendorf von Bochum trennt.“
Ideenwettbewerb für den Erhalt der Brücke geplant
Mit einer Entscheidung über die Sperrung der Pontonbrücke Dahlhausen hat es sich der Bezirk Südwest nicht leicht gemacht; am Dienstagabend trat nach langer Debatte sogar noch einmal der Ältestenrat des Gremiums zusammen. Dessen Entschluss lautet: Die Brücke wird vorübergehend geschlossen; während der Umbauphase der Lewacker Straße.
Parallel soll es einen Ideenwettbewerb geben, wie die Brücke im Bestand funktionstüchtig bleiben kann; Bürgerbeteiligung ist erwünscht. Starten soll dieser mit der nächsten BV-Sitzung am 15. Dezember. Sollte ein Brückenerhalt nicht möglich sein, soll die Verwaltung einen Neubau prüfen; die alte Brücke wird erst geschlossen, wenn der Straßenausbau beginnt. Das soll voraussichtlich im ersten Quartal 2016 der Fall sein. Die Vorbereitungen laufen bereits. „Wir erneuern die Fahrbahn, verbreitern Gehwege und lassen Leitungen verlegen“, sagt Susanne Düwel vom Tiefbauamt. Das Ganze wird etwa ein Jahr dauern.“
Vor der BV-Sitzung hatte die CDU vergeblich um Vertagung gebeten, weil sie Beratungsbedarf anmeldete. Bezirksvertreter Horst Neubauer: „Wenn wir jetzt die Sperrung beschließen, ist die Tür zu.“ Die Verwaltung hatte, wie berichtet, vorgeschlagen, die Pontonbrücke kurzfristig zu schließen und langfristig einen Brückenneubau zu planen. SPD/Grüne schlossen sich dem Vorschlag an.
Bochum gehört die Brücke nur etwa zu einem Achtel; der Rest dem Ennepe-Ruhr-Kreis. Wolfgang Horneck, CDU-Ratsmitglied, merkte an: „Wir können hier beschließen, was wir wollen, wenn der EN-Kreis keine Brücke will, ist alles hinfällig.“