Steele. . Den Tag der Deutschen Einheit feiert der Steeler Silcher Chor doppelt. Am 3. Oktober vor 25 Jahren begann die Freundschaft zum Thüringer Männerchor Tabarz.
Am 3. Oktober feiert der Steeler Silcher Chor seine ganz persönliche Wiedervereinigung: dann besteht die Sängerfreundschaft mit dem Thüringer Männerchor Tabarz seit 25 Jahren.
Jülle Chajewski wird, wie viele in Deutschland, den Tag des Mauerfalls nie vergessen. „Die bewegenden Fernsehbilder haben mich emotional sehr mitgenommen“, sagt der heute 83-Jährige. Und den Wunsch geweckt, die Menschen „drüben“ kennenzulernen. „Ich habe nicht gezögert und einfach die Stadt Gotha angeschrieben und sie um Adressen von Thüringer Chören gebeten, mit denen ich Kontakt aufnehmen wollte.“ Denn Jülle Chajewski, der eigentlich Franz-Josef heißt, war und ist ein passionierter Sänger und seit Jahrzehnten Mitglied im Steeler Silcherchor. Ein Männergesangsverein, der bereits seit 1946 besteht. „Da lag es nahe, eine deutsch-deutsche Sängerfreundschaft aufzubauen.“ Die Antwort aus Gotha ließ nicht lange auf sich warten und direkt der erste Chor, mit dem Chajewski Kontakt aufnahm, eine Männergesangsvereinigung aus Tabarz, zeigte sich begeistert von der Idee.
Bis dato hatte noch keiner aus dem Steeler Chor Kontakt zur DDR. Umso größer war die Neugierde, was sie dort erwarten würde. „Erst mal haben wir vier Mann als Spähtrupp nach Thüringen geschickt“, erzählt der Vorsitzende Heinz Schramm. Der wurde in Tabarz mit offenen Armen empfangen. Sängersympathie auf den ersten Blick, die Tonlage stimmte und „wir duzten uns sofort“. Ein paar Monate später reiste der Silcher Chor geschlossen nach Tabarz und legte den Grundstein für eine stimmfreudige Freundschaft.
„Hotels gab es damals nicht, so dass wir bei den Thüringer Chorbrüdern zuhause unterkamen“, erinnert sich Schramm. Seine ersten Eindrücke von der damals noch existierenden DDR? „Das war ein bisschen wie eine Zeitreise. In manchen Hinterhöfen lag noch Schutt, der so aussah, als ob er vom 2. Weltkrieg übriggeblieben wäre.“ Jülle Chajewski kann sich noch gut an den Geruch von Braunkohle erinnern, der über dem Ort hing. Und an die schlechten Straßen. „Aber das war nebensächlich.“ Wichtiger waren Harmonien und die spontanen gemeinsamen Auftritte in Tabarz. „Musik ist eben eine Universalsprache und kennt keine Grenzen.“
Ein Jahr später, Deutschland war gerade wiedervereint, folgte der Gegenbesuch. Auch das war ein unvergessliches Ereignis für „Ossis“ und „Wessis“. „Die Thüringer hatten eine Vorstellung vom Ruhrgebiet, die noch aus den 1950er Jahren stammte.“ Statt qualmender Schlote erwarteten sie Ausflüge zum Baldeneysee und in die Gruga.
Mittlerweile haben sich die Chöre ein Dutzendmal hüben und drüben getroffen, sind langjährige Freundschaften entstanden. Und unvergessliche Erlebnisse. Wie der Besuch auf der Wartburg, wo man die Akustik im Sängersaal testete. „Das hat der Reiseleitung Tränen der Rührung in die Augen getrieben.“ Und wie feiern die beiden Chöre das Jubiläum? „Natürlich singend“, sagt Heinz Schramm, „im Oktober sind wir wieder in Tabarz.“
Der 30 Stimmen starke Silcher Chor probt jeden Mittwoch unter der Leitung von Bernhard Schüth von 18 bis 19.30 Uhr in der Gaststätte Krayer Hof an der Wattenscheider Straße 39.
Sangesfreudige Männer sind dort stets willkommen. Das Repertoire des Silcher Chores reicht vom Volkslied bis zur Klassik, vom Schlager bis hin zum Musicalsong.