Essen-Kupferdreh. . Am Sonntag, 13. September, gewährt Firmenchef Michael Stratmann mehr als nur einen Blick hinter die Kulissen seiner „Werkstatt für Metallgestaltung“.
Die Region und ihre Jahrhunderte alte und unvergleichliche Industriegeschichte. Stahl und Eisen, die Schifffahrt auf der Ruhr und den Kanälen, natürlich die Kohle. Früher, als die Schlote noch qualmten, da lief damit auch der Motor für das ganze Land auf Hochtouren. Heute geblieben sind meist nur noch stumme, aber äußerst beeindruckende Zeugen einer buchstäblich anderen Zeit. Wenn sie doch nur erzählen könnten.
Eines der vielleicht urigsten, ältesten und auch sehenswertesten Industriedenkmäler ist ohne Frage der Kupferhammer im Deilbachtal. Was einst als kleine Kupferhütte im Jahr 1550 begann, war nicht viel später bereits ein stattliches Hammerwerk, ist heute aufgrund seiner Einmaligkeit Teil der Museumslandschaft Deilbachtal, die vom Ruhr Museum betreut wird, und hat zudem seinen festen Platz auch auf der Route der Industriekultur.
150 Tonnen Kupfer im Jahr 1861
Mitte des 19. Jahrhunderts, das war die Blütezeit des Kupferhammers. Im Jahr 1861 etwa verarbeiteten 14 schwer arbeitende Männer vor Ort 150 Tonnen Kupfer. Gesamtwert damals: enorme 120 000 preußische Taler. Zuvor klassisch von einfachen Wasserrädern und der Wasserkraft des aufgestauten Deilbachs angetrieben, stellten die Besitzer fortan auf Wasserturbinen um und nahmen im Rahmen einer bahnbrechenden Modernisierung 1865 schließlich die erste Dampfmaschine in Betrieb.
Bleche für Lokomotiven und Schiffe, Böden für Kessel, Tafel-, Stangen-, Band- und Nagelkupfer. Wurden die Produkte zunächst „nur“ regional an den Mann gebracht, folgte aber schnell auch der lukrative Export nach Holland, Belgien oder Luxemburg.
Ein enormer Vorteil war dabei natürlich die gute Lage. Die bereits schiffbare Ruhr direkt vor der Tür, damit auch Transportmöglichkeiten zum Rhein, ein eigener Hafen an der Deilbachmündung oder die Deiltaler Eisenbahn in Richtung Wuppertal – optimale Verhältnisse, heute würde man wohl von bester Infrastruktur reden.
Das, was man heute vor Ort noch sieht, das Wohn- und das Hammergebäude, das Kutschen- und auch das Kesselhaus, wurden allesamt Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut und taten nicht ganz 100 Jahre Dienst, denn 1940 wurde der Kupferhammer stillgelegt, Maschinen, Schmiede und Walzwerk zehn Jahre später verschrottet – das Aus schien besiegelt.
Mittlerweile jedoch wird in dem gleichermaßen schmucken wie geschichtsträchtigen Kupferhammer auch wieder Metall verarbeitet. In der „Werkstatt für Metallgestaltung“, Betreiber Michael Stratmann benutzt die Anlage im Rahmen eines Erbrechtsvertrages. Ziemlich genau 30 Jahre gibt es die Firma nun, die mit ihren gleichermaßen ungewöhnlichen wie auch beeindruckenden Arbeiten bereits für allerlei Aufsehen sorgte.
Gegründet wurde die „Werkstatt für Metallgestaltung“ 1985 in Steele, elf Jahre später, im Sommer 1996, und nach umfassender Renovierung folgte der Umzug in den Kupferhammer an die Nierenhofer Straße 10a. Dort, wo man Samstag hinter die Kulissen schauen kann.
Wer sich für Industriegeschichte interessiert, für den ist der „Tag des offenen Denkmals“ nahezu ein Muss. Aber auch alle anderen sollten über einen Besuch nachdenken, etwa am Kupferhammer im Deilbachtal. Die an der Nierenhofer Straße 10a seit bald 20 Jahren ansässige „Werkstatt für Metallgestaltung“ gewährt allen, die Lust haben, am kommenden Sonntag, 13. September, mehr als nur einen vagen Blick hinter die Kulissen. Und vor Ort steht Firmenchef Michael Stratmann rede und Antwort.
Ab 12 Uhr finden Führungen zur Geschichte des Kupferhammers statt, Vorführungen verschiedener Techniken, wie Schmieden , Plasmaschneiden oder Schweißen runden das Programm ab. Ab 17 Uhr gibt’s Livemusik. Stratmann wurde 1991 im Bereich „Gerät aus Metall“ mit dem Staatspreis „Manu Factum“ ausgezeichnet. Aktuell fertigt er mit zwölf seiner Mitarbeiter eine vierflügelige Toranlage für den Kölner Dom. Die wird vor der Urzelle montiert, einem Taufbecken aus dem 5. Jahrhundert.