Essen-Huttrop. . Die Hausband des Franz-Sales-Hauses, spielte dort, wo Menschen mit Behinderungen oft einfach weggesperrt werden.
So kann’s kommen. Vor zehn Jahren heuerte Patrick Simsheuser, damals 24, als Erzieher im Franz-Sales-Haus an. Der Mann landete im Freizeitbereich, und weil er Musik machte, gründete er gleich mal eine Hausband. „Dr. Mahockta“ war geboren, Menschen mit und ohne Behinderungen, die seitdem und bis heute völlig zwanglos, aber mit Herzblut und purer Hingabe zusammen musizieren. Und da sich rumspricht, was gut ist, gab’s im vergangenen Jahr eine Art Ritterschlag, eine Einladung, auf große Fahrt zu gehen. Beim „Festival MakelLos“, bei dem stets viele Künstler mit und ohne Behinderung teilnehmen.
Direktor Oelscher macht’s möglich
Peking. China. Ausgerechnet. Wo der Smog dicker ist als die Suppe, die sich viele nicht leisten können, andere aber auslöffeln müssen.
Peking. China. Ausgerechnet. Wo Menschen und Menschenrechte öfter mit Füßen getreten werden als der Ball in der Bundesliga, wo täglich arme Schweine auf Nimmerwiedersehen verschwinden, neugeborene Mädchen weggeworfen und Menschen mit Behinderungen weggesperrt werden, wenn sie nicht mithalten können in dem Leben, das weit schneller und hektischer ist als nahezu überall anders auf der Welt.
Das „Festival MakelLos“ hat ein Ziel: darauf aufmerksam zu machen, dass Menschen mit Behinderungen ein Recht auf Menschenwürde haben. Auch und erst recht.
Ein gar verlockendes Angebot. Welcher Musiker träumt nicht auch von Gigs am anderen Ende der Welt? „Zum Glück hat unser Direktor Günter Oelscher das Geld irgendwie zusammengekratzt und uns die Reise ermöglicht“, freuen sich die Mitglieder von „Dr. Mahockta“ trotz aller Zwiespältigkeiten vor Ort noch heute. Simsheuser, die ehrenamtlichen Gitarristen Lisa und Leo und fast noch mehr die allesamt in Wohngruppen des Sales-Hauses lebenden Holger (Schlagzeug), der aus Flugangst aber passen musste, Markus (Klavier, Keyboard), Hannes und Thomas (Percussion) sowie Sänger Fernand, den sie alle nur den „Gigolo“ nennen . . .
Eindrücke noch und nöcher, die in Peking auf die Band einprasselten – weit mehr, als ihre Songs Takte haben. „Im Vorfeld“, so Simsheuser, „mussten wir die Songs übersetzt angeben, die wir spielen wollten“. Das Westernhagen-Lied „Sexy“ fiel durchs Raster, „Skandal im Sperrbezirk“ indes wurde genehmigt.
Wie auch immer: Die Konzerte wurden zu unvergesslichen Ereignissen, und als Fernand „99 Luftballons“ anstimmte, das Nena einst auch in Asien berühmt machte, da drehten die Chinesen am Rad. Als wären die Beatles zurück . . .
Klassiker wie ein Abstecher zum Platz des Himmlischen Friedens gehörten dazu. Fachbereichsleiterin Michaela Wattendrupp schaffte es gar bis in die Verbotene Stadt, die anderen waren platt. Hockten mal dort und mal da. Wie 2005, als so der seltsame Bandname entstand. Übrigens: Wie heiß es bei den Gigs zugeht, sah man bei ‘ner Probe. Wie Fernand „Blue Suede Shoes“ sang, hätte auch Carl Perkins gemocht. Samstag ist Open Air und gar nicht teuer. Well it’s one for the money . . .
Das Integrative Musikfestival feiert Zehnjähriges, das „Franz Sales Open Air“ steigt am Samstag, 5. September (12-19 Uhr, Steeler Str. 261). Inklusive Bands mit Musikern mit und ohne Behinderung sowie DSDS-Siegerin Aneta (gegen 18 Uhr) werden für Stimmung sorgen, Aneta gibt zudem Autogramme. Neben den traditionellen Auftritten der hauseigenen Bands „Franz Rockt“ und „Dr. Mahockta“ sind dabei: „we can!“, „my Rock King Rico“, „eben ezer“ und „the mix“. Der Eintritt für Vollzahler kostet 5 Euro (erm. 3 Euro). Kinder unter 1,20m frei. Karten gibt es ausschließlich an der Festivalkasse.