Essen-Kray. . Nach 15 Jahren beendet die 82-Jährige ihren „Dienst“ am Burgundenweg, der den 80 Bewohnern weit mehr bietet als reinen Zeitvertreib.

Ohne das Ehrenamt wäre vieles nichts. Kaum eine soziale oder gemeinnützige Einrichtung käme zurecht, kaum ein caritatives Projekt könnte gestemmt werden, würde es nicht Menschen geben, die sich engagieren. Für andere und die gute Sache – mit Herzblut, freiwillig und für das, was gemeinhin auch als „Gottes Lohn“ bezeichnet wird.

Im Diakonie-Altenzentrum Kray am Burgundenweg gibt es seit Jahr und Tag viele solcher guten Seelen, die sich kümmern und denen unter den 80 Bewohnern Zeit schenken und Zeit vertreiben, die niemanden anderen mehr haben oder vielleicht nur selten oder gar keinen Besuch bekommen. Eine, die das seit langen 15 Jahren machte, hat nun aber aufgehört. „Einmal muss ja Schluss sein“, sagt Hildegard Baierl.

82. Eine kleine, große Frau.

Bastelstunden, Koch- und Backgruppen, Dienst beim gleichermaßen regelmäßigen wie tagtäglichen Kaffekränzchen oder, oder, oder. Hildegard Baierl, die auf dem ganz platten Osnabrücker Land aufwuchs und in den frühen 1960 Jahren der Liebe wegen nach Essen fand, war immer da, wenn sie gebraucht wurde.

„Irgendwann war ich plötzlich alleine und dabei manchmal auch sehr einsam.“ Und da sie nur zu gut wusste, wie es so ist, wenn man niemanden mehr hat, kam die so freundliche Frau zum Burgundenweg und wurde im Laufe der Zeit zu einer der dienstältesten im Team der Ehrenamtlichen.

Auch Kristof Klitza, seit März neuer Leiter im Altenzentrum Kray, war voll des Lobes. „So ein Ehrenamt auszuüben, ist absolut ehrenvoll. Das Engagement ist weit mehr als nur Privatangelegenheit, es spielt eine Vorbildrolle, anderen Zeit zu schenken, denn unsere Gesellschaft braucht das Ehrenamt.“

Wie wahr, denn am Ende gab’s warme Worte auch für die anderen, die ebenfalls Hauptrollen spielen in dem gesamten Gebilde. Für Marlis Schmitz oder Ulla und Jürgen Quast. Natürlich für Monika Heil und Inge Schürmann, selbstredend für Rita Nebel und Christel Wintersel, Marion Scheibel und Werner Bachwinkel oder Heidi Blecha. Klitza: „Allesamt Menschen, die spüren, dass sie gebraucht werden.“

Auch für Silke Gerling, die den etwas sperrigen „Dienstgrad“ Geschäftsbereichsleitung in der gemeinnützigen Senioren- und Krankenhilfe GmbH und der gemeinnützigen Behindertenhilfe GmbH des Diakoniewerks Essen führt, ist die ehrenamtliche Unterstützung wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Und da man derartiges Engagement ohnehin nicht ausreichend aufwiegen kann, überreichte sie etwas, das Hildegard Baierl sicher gut gefallen haben dürfte: eine Ehrenurkunde des Diakoniewerks.

Ehrenurkunde des Diakoniewerks

Für die sichtlich gerührte Hildegard Baierl eine mehr als schöne Überraschung. „Hätte ich das gewusst, dann hätte ich mich sicherlich etwas festlicher angezogen“, so die zurückhaltende Frau, für die Langeweile übrigens auch in Zukunft kein Thema sein wird. Regelmäßig geht sie wandern, hier und da wird sie auch dem Haus am Burgundenweg einen Besuch abstatten, und wenn es soweit ist, auch dort einziehen. Ohne Ehrenamt würde vieles nicht funktionieren. Ohne Frauen wie Hildegard Baierl aber auch nicht.