Essen-Heisingen. . Erfinderisch sind die Eltern während des Streiks in Kita und Offenem Ganztag bei ihrer Suche nach Alternativen. Doch es gibt auch Hilfe von außen

Der Streik an den städtischen Kindertageseinrichtungen und Grundschulen hält unvermindert an, der Arbeitskampf geht in die zweite Woche – und mit jedem Tag wächst der Druck auf die meist berufstätigen Eltern. In Heisingen sind vom Ausstand auch die offene Ganztagsbetreuung der Carl-Funke-Schule und die Kita am Hemsingskotten betroffen. Letztere bietet nicht einmal einen Notplan an. Die Eltern gehen in die Offensive und suchen nach Alternativen. Ein Situationsbericht.

Auch die Großeltern helfen

Mirko Kuhn ist Orthopäde, freiberuflich. Seine Selbstständigkeit kommt dem dreifachen Familienvater momentan sehr gelegen: „Dadurch habe ich einfach etwas mehr Zeit, um mich um meine Kinder zu kümmern. Kuhns Familie ist vom Streik gleich doppelt betroffen. Seine Zwillinge Mauritz und Marleen (4) spielen normalerweise in der Kita Hemsingskotten, so wie knapp 100 andere Kinder auch.

Seine Tochter Carlotta (6) besucht die Klasse 1 b der Carl-Funke-Schule. In der ersten Streikwoche nahm sich Mirko Kuhn einen Tag frei und fuhr mit den Zwillingen in den Gelsenkirchener Zoo. „Ich habe zwei Partner, die hielten die Stellung.“ An anderen Tagen springen die Großeltern ein. Oder – wie zuletzt – eine Nachbarin.

Rike Schlaghecke, Dozentin im Gesundheitswesen, fand eine andere Lösung: „Ich wechsele mich in der Betreuung mit zwei, drei anderen Müttern ab, die ich in der Kitagruppe meiner vierjährigen Tochter Luisa kennengelernt habe.“ Die Kinder werden reihum zu Hause betreut. „Das klappt ganz gut. Allerdings: „Meinen Verdienstausfall ersetzt mir niemand.“

Jörg Frehmann kann sich gut in die prekäre Lage der Eltern hineinversetzen. Er ist einer von zwei Schulpflegschaftsvorsitzenden der Carl-Funke-Schule, wo sich derzeit drei von normalerweise zwölf Erzieherinnen um 75 Kinder kümmern. „Eigentlich werden dort 150 der 280 Schüler im offenen Ganztag betreut“, rechnet Frehmann vor. „Es ist eben ein Notplan, der für Eltern gedacht ist, die beide berufstätig sind. Die Situation ist und bleibt für alle schwierig.“

Auch für Dani Heix, obwohl sie als Lehrerin am Gymnasium Überruhr derzeit nur dreimal pro Woche unterrichtet: „Einfacher wird es für mich dadurch aber kaum.“ Immerhin muss sie ein wachsames Auge sowohl auf Tochter Feli (5) und Sohnemann Jonathan (7) werfen, der die Carl-Funke-Schule besucht. Bei der Betreuung ihrer Schützlinge darf sie zeitweise auf Nachbars Hilfe bauen, doch „Plan B“ liegt parat: „Zur Not nehme ich beide mit in den Unterricht.“

„Der Druck auf die Eltern steigt von Tag zu Tag“, weiß Katrin Fittkau, Vorsitzende der Schulpflegschaft Carl-Funke. Daher freut sie sich sehr über das Angebot, das ihr Stephanie Brüggemann, Leiterin des Kinder- und Jugendhauses Heisingen, zukommen ließ: „Wir stellen unsere Räume bis zum Streikende von 11.30 bis 17 Uhr zur Verfügung. Die Eltern der Kinder im offenen Ganztag müssen jedoch bereit sein, diese von der Schule aus zu begleiten und vor Ort zu bleiben.“ Dass dieses Angebot bislang ungenutzt blieb, lag laut Katrin Fittkau daran, dass das Presbyterium erst am Freitag vor Streikbeginn „Grünes Licht“ geben konnte und die erste Streikwoche durch den Feiertag kürzer als gewöhnlich ausfiel. Brüggemann: „Wir freuen uns, dass sich die Eltern selbst so gut helfen konnten, halten unser Angebot aber aufrecht.“ Und noch eine gute Nachricht zum Schluss: Das Team des Offenen Ganztags der Schule hat einen lang geplanten Ausflug am kommenden Donnerstag in das Irrland – ein Bauernhof-Erlebnispark in Kevelear – explizit vom Streik ausgenommen.