Essen-Altenessen. Ev. und kath. Kirchengemeinde in Altenessen bestücken zwei Mal wöchentlich einen Gabenzaun mit Spenden für Obdachlose. Aktion wird beaufsichtigt.

Menschen ohne Wohnung sind von der Corona-Krise besonders betroffen. Deswegen haben die evangelische Kirchengemeinde Altenessen-Karnap und die katholische Pfarrgemeinde St. Johann Baptist gemeinsam eine ökumenische Hilfsaktion ins Leben gerufen: Zweimal wöchentlich, jeweils Mittwoch und Samstag, gibt es ab sofort einen sogenannten Gabenzaun am Forumsplatz und an der Fußgängerbrücke über die Wilhelm-Nieswandt-Allee im Zentrum von Altenessen. Dort können sich bedürftige Menschen mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Kleidung eindecken.

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Gabenzäune für Obdachlose sind in den vergangenen Tagen in die Kritik geraten. Vielerorts wurden sie regelrecht geplündert, es gab sogar Vermüllungen. Ein weiteres Problem ist die Hygiene: Da die Gaben nicht überwacht werden, weiß keiner genau, wie lange die Lebensmittel dort hängen – und ob der Inhalt nicht inzwischen schon verdorben ist.

Mindestens zwei ehrenamtliche Helfer stehen am Gabenzaun bereit

Diese negativen Beispiele wollen die beiden Kirchengemeinden vermeiden. „Deswegen haben wir uns auf eine andere Vorgehensweise geeinigt: Der Gabenzaun ist an beiden Tagen von 11 bis 12.30 Uhr geöffnet und wird von uns währendessen quasi überwacht“, erläutert Ellen Kiener, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde. Das heißt, mindestens zwei ehrenamtliche Helfer aus den Gemeinden achten darauf, dass alles geordnet zugeht und, in Corona-Zeiten besonders wichtig, der Mindestabstand gewahrt wird.

Bei der Premiere am vergangenen Mittwoch, 1. April, war neben Ellen Kiener auch noch der Initiator Ulrich Hütte vom Kirchenvorstand St. Johann Baptist anwesend. „Wir haben uns dann abgewechselt. Während einer beim Gabenzaun geblieben ist, fuhr der andere mit dem Rad durch den Stadtteil, um vor allen Dingen wohnungslose Menschen anzusprechen und auf die Aktion aufmerksam zu machen“, so Kiener weiter. Denn nicht zu wenige Spenden, sondern eher die Kommunikation mit den Empfängern, sprich den Bedürftigen und Obdachlosen, sei das Problem.

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Ein ehemaliger Obdachloser gab Tipps, was die Menschen, die auf der Straße leben, brauchen

Trotzdem sei man froh und erstaunt, dass immerhin beim ersten Mal mehr als 15 Spenden ihre Abnehmer fanden, „und das ohne vorherige Ankündigung. Das ist für uns ein erster Erfolg.“ Die meisten Spenden, darunter auch Geldspenden, kamen aus den Gemeinden. Aber aufgefordert sind alle Altenessener, sich zu beteiligen. Die wenigen Spaziergänger, die vorbei kamen, seien auf jeden Fall sehr interessiert gewesen, erzählt die Pfarrerin.

Obdachlose Menschen sind von der Corona-Krise besonders betroffen. Sie haben kaum die Möglichkeit, sich an die Vorsichtsmaßnahmen zu halten, die nötig sind, um die Ansteckungsgefahr zu bannen.
Obdachlose Menschen sind von der Corona-Krise besonders betroffen. Sie haben kaum die Möglichkeit, sich an die Vorsichtsmaßnahmen zu halten, die nötig sind, um die Ansteckungsgefahr zu bannen. © dpa | Foto

Erwünscht sind Hygieneartikel wie Seife, Shampoo, Duschgel, Deo, Zahnpasta und dergleichen, aber auch leicht zuzubereitende Speisen wie Ravioli, Fertigsuppen, Knäckebrot, löslicher Kaffee, Tee, Kekse, kleine Mineralwasserflaschen und Obst. Kleidung wie Handschuhe, warme Socken, Unterwäsche sei ebenfalls willkommen. „Wir haben uns vorher mit einem ehemaligen Obdachlosen unterhalten, der uns Anregungen gegeben hat, was Wohnungslose gebrauchen können.“ Die Gaben sollen möglichst in einen Plastikbeutel oder Müllsack mit Zugband gepackt werden und an einem der beiden Aktionstage direkt vor Ort abgeben werden.

Spendenaktion muss noch bekannter im Stadtteil werden

Alles was übrig bleibt, wird dann in den Pfarrbüros gelagert und beim nächsten Mal an dem Gabenzaun, der in diesem Fall das Brückengeländer ist, angebracht. Von der ersten Idee, die Beutel mit Inhaltsangaben zu versehen, sei man inzwischen abgerückt. „Die Leute schauen einfach in die Beutel hinein und nehmen sie mit, wenn sie die Gaben gebrauchen können.“

Kostenlose Nachbarschaftshilfe in Altenessen

Die beiden Kirchengemeinden in Altenessen suchen noch weitere Helferinnen und Helfer, die sich gemeinsam für andere engagieren möchten.

Interessierte können sich direkt im Pfarrbüro unter 34 36 16 oder auf der Internetseite www.johannbaptist.de melden.

Zudem gibt es in St. Johann Babtist auch eine kostenlose Nachbarschaftshilfe. Dieses Angebot gilt zuallererst denen, die keine Nachbarn, Verwandten oder andere Person haben, die für sie Einkäufe und kleine Besorgungen können.

Die Helfer sind täglich von 9 bis 12 Uhr unter 0171-1436751 oder per Mail unter hilfe@johannbaptist.de erreichbar.

Für die nächsten beiden Aktionstage hoffen die Initiatoren, dass die Information über die Aktion durch Mund-zu-Mund-Propaganda weitergegeben wird. Außerdem, so Ellen Kiener, werde man mit einem großen Plakat darauf aufmerksam machen. Natürlich wisse man, dass dieser Gabenzaun nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, so die Theologin. Denn obdachlose Menschen haben in dieser Krise noch viel größere Probleme. „Wer auf der Straße lebt, hat nämlich keine Möglichkeiten sich die Hände zu waschen, um so die Infektionsgefahr wenigstens etwas zu verringern.“