Essen-Altenessen. Mit einer Unterschriftenliste protestieren die Altenessener gegen eine Sparkassenschließung. Die liegt im benachbarten Tabakgeschäft aus

Seit ein paar Wochen ist bekannt, dass die Sparkassenfiliale in Altenessen-Süd in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof geschlossen werden soll. Dagegen regt sich nun Protest. In dem benachbarten Tabak- und Lottoladen von Waltraud Holzky werden bereits Unterschriften gesammelt.

Waltraud Holzky ist ziemlich aufgebracht: „Die drohende Schließung der Sparkasse ist für viele Bürger eine Katastrophe“, sagt sie. Die Altenessenerin muss es wissen: Seit 1975 betreibt sie den Tabakladen auf der Altenesser Straße 226, kennt nahezu alle Kunden mit Namen. Doch statt sich nur aufzuregen, hat die 72-Jährige beschlossen, zu handeln. Seit ein paar Wochen liegt der große Ordner mit Unterschriftenlisten in ihrem kleinen Geschäft. 356 Altenessener haben dort bereits unterschrieben. Zwei weitere Ordner hat sie im nahe gelegenem Bürgeramt und im Jobcenter ausgelegt.

Ältere Kunden fürchten die längeren Wege zum Geldinstitut

„Die Idee ist mir gekommen, nachdem das Thema Sparkasse bei mir ständig angesprochen wurde“, so die zierliche Inhaberin. Vor allen Kunden, die schon älter und nicht mehr so mobil seien, fürchten den längeren Weg zur Bäuminghausstraße, erzählt sie. Dort wäre nach der Schließung die für sie nächstgelegene Filiale. Außerdem seien den Menschen die Sparkassenmitarbeiter seit langem vertraut, „das darf man nicht unterschätzen“.

Waltraud Holzky organisiert in ihrem Tabakladen in Altenessen eine Unterschriftenaktion. Die Listen will sie dem Sparkassenvorstand überreichen.
Waltraud Holzky organisiert in ihrem Tabakladen in Altenessen eine Unterschriftenaktion. Die Listen will sie dem Sparkassenvorstand überreichen. © FUNKE Foto Services | Klaus Micke

Auch für Waltraud Holzkys alteingesessenes Geschäft, das sie bereits von den Eltern übernommen hat, wäre der Weggang des Bankinstitutes ein echter Verlust: Denn das Geldinstitut ist für ihren Laden ein Multiplikator.

Auch interessant

Volker Schleede, Pressesprecher der Sparkasse, ist ein wenig gerührt vom Engagement für eine Sparkassenfiliale. „Aber das wird an unserer Entscheidung, diese Filiale zu schließen, nichts ändern“, stellt er sofort klar.

Filiale an der Bäuminghausstraße wird modernisiert

Aber er verspricht, dass die bekannten Gesichter der Filiale auch auf der Bäuminghausstraße zu finden seien, „alle fünf Mitarbeiter ziehen um“, so der Sprecher. Aber noch ist es nicht soweit, „wir bauen erst einmal die Filiale dort um, sie wird moderner und größer“. Angedacht sei der Umzug bzw. die Schließung wahrscheinlich Ende des Jahres, „wir haben noch keinen richtigen Zeitplan“. Man werde die Kunden aber rechtzeitig, meist acht bis zwölf Wochen vorher, informieren.

Auch interessant

Mit den dann noch zweiten Altenessener Filiale am Allee Center hätten Kunden dann immer noch zwei gut erreichbare Filialen in der Nähe. „Und wem aus gesundheitlichen Gründen die Wege dorthin zu beschwerlich sind, dem bieten wir unseren Bargeld-Bringservice an.“ Kostenlos ist dieser Service allerdings nicht. Fünf Euro muss der Sparkassenkunde dafür berappen.

In den vergangenen vier Jahren 14 Filialen geschlossen

Die Sparkasse Essen hatte 2016 angekündigt, von den bestehenden 49 Filialen im Stadtgebiet insgesamt 14 bis zum Jahr 2020 zu schließen.

Mit der Schließung der Filiale in Altenessen-Süd und einer weiteren in Rellinghausen (Frankenstraße 230) sind die Pläne umgesetzt.

Mit weniger Zweigstellen und weniger Mitarbeitern versucht die Sparkasse, ihre Kosten zu senken. Andererseits erledigen immer mehr Kunden ihre Bankgeschäfte mittlerweile auf digitalem Weg und nicht mehr in der Filiale.

Laut Sprecher gebe es bereits 170.000 Essener Kunden beim Onlinebanking. Die Sparkassen-App hätten bereits 75.000 Kunden.

Waltraud Holzky lässt sich trotz dieser endgültigen Nachricht nicht beirren: Sie wird demnächst die Unterschriften den Sparkassenvorständen persönlich in die Hände drücken. „Die Sparkassenfiliale gibt es mindestens seit 1975. Sie ist hier eine Institution. Und das soll so bleiben.“