Altenessen. Marcus Franken aus Altenessen ist der Kopf hinter dem Projekt „Waste-Walk“. Seit 2017 räumen er und ehrenamtliche Helfer den Stadtteil auf.
Marcus Franken geht gerne spazieren. Und ganz nebenbei räumt er dann auch noch Altenessen auf. Der 53-Jährige ist Ideengeber und Organisator des Formates „Waste-Walk“. Seit Anfang 2018 organisiert er die Müll-Spaziergänge im Stadtteil. Doch das war nicht genug. In mehreren Stadtbezirken hat er die Bürger mittlerweile dazu motiviert, beim Schlendern den herumliegenden Müll aufzusammeln. In regelmäßigen Abständen finden diese Spaziergänge statt, ausgerüstet werden die Spaziergänger mit Mülltüten und -Zangen von den Entsorgungsbetrieben der Stadt sowie durch Spenden. Im Juli diesen Jahres gründete sich offiziell der Verein „Waste-Walk“. Zweck des Vereins ist die Förderung von Natur- und Umweltschutz, Erziehung, Jugend- und Altenhilfe sowie Volks- und Berufsbildung. Was den Müllsammler antreibt.
Wie kamen Sie auf die Idee, beim Spazieren Müll zu sammeln?
Bereits Ende 2017 habe ich zusammen mit meiner Frau Christiane gesagt: „Hier ist es uns zu dreckig.“ Am Anfangs gingen wir nur zu zweit durch Altenessen und haben aufgeräumt. Doch ich wollte schnell mehr. Durch Facebook und durch viele Kontakte aus meiner vergangenen Politik-Karriere konnten wir schnell Leute begeistern, mitzumachen. Nach einem halben Jahr standen am Treffpunkt vor meiner Garage auf einmal 30 Leute. Das war schon toll.
Wird jeder Waste-Walk so gut angenommen?
Nein, das ist sehr unterschiedlich. Mal sind es auch nur drei Leute, die sich treffen, dann wieder 40. Doch die Quantität ist nicht alles. Das Wichtigste dabei ist, dass das Ganze Spaß machen soll. Deshalb gehen wir auch nie länger als anderthalb Stunden, egal wie viel dann dabei herumgekommen ist.
Was ist der Hintergedanke des Projekts?
Wir wollen etwas Nachhaltiges schaffen. Ich glaube, jeder kann einen kleinen Beitrag leisten. Das ist besser, als wenn nur ein paar Menschen ganz viel machen. Das Thema Müll geht uns schließlich alle etwas an.
Was kommt Ihnen denn bei den Spaziergängen zwischen die Zange?
Was mich wirklich nervt, sind die Zigarettenstummel. Die sind überall. Genauso wie Trinkkartons oder Bonbonpapiere. Die gehen mir gegen den Strich (lacht). Aber es gibt auch nicht so schöne Sachen wie Windeln. Finden wir Sondermüll, wie Matratzen oder Kanister, melden wir ihn über die Müll-App der Stadt.
Seit Anfang des Jahres sind Sie nicht mehr nur in Altenessen unterwegs. Wie kam das?
Wir wollen expandieren – so weit wie nur irgendwie möglich. Da ich gut vernetzt bin, konnte ich auch Menschen in anderen Stadtteilen überzeugen. Mittlerweile gibt es rund 15 Gruppen, die sich regelmäßig treffen. Schon jetzt ist an jedem Wochenende irgendwo ein Waste-Walk in Essen, das ist toll.
Aber das reicht Ihnen nicht?
Ich will die Idee weitertragen. Wir wollen uns mit ähnlichen Projekten in Essen, aber auch in anderen Städten vernetzen, zusammenarbeiten, das Ganze weiterentwickeln. Es gibt so viele Möglichkeiten. Bis Ende 2020 hoffe ich, dass in jedem Essener Stadtteil eine Truppe unterwegs ist. Mir ist auch die Aufklärungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen wichtig. Da erarbeite ich gerade auch ein Programm, um beispielsweise mit Schulen oder Kindergärten zusammenzuarbeiten. Auch wissenschaftliches Arbeiten mit Studierenden wäre möglich. So kann dem Müll wirklich nachhaltig entgegengewirkt werden.
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Das klingt sehr ambitioniert.
Ist es. Ich habe viele Ideen und den Willen, Klinken zu putzen. Ich möchte in den nächsten Monaten noch mit vielen Firmen, Vereinen und Institutionen sprechen, um den Gedanken vom „Waste-Walk“ auszudehnen. Wie unser Vereinsmotto schon sagt: Machen ist wie wollen, nur krasser.
Der nächste Waste-Walk im Norden findet am 14. September um 12 Uhr in Vogelheim statt. Treffpunkt ist an der Vogelheimer Straße 216. Jeder ist herzlich willkommen.