Altenessen-Süd. Das Projekt „Spielplan“ verwandelt die Hövelschule in einen großen Sportpark. Eine Woche lang lernen Kinder aus Altenessen neue Sportarten kennen.

In den Ferien in die Schule? Nein, danke – das ist wohl die normale Reaktion eines jeden Schülers. Doch in der Hövelschule schallt das Lachen über den Schulhof, und das trotz Sommerferien. Das Projekt „Spielzeit“ bietet den Kindern in Altenessen zum ersten Mal eine sportliche Ferienbetreuung; Eine Woche lang, jeden Tag, vier Stunden spielerische Bewegungsmöglichkeiten.

Initiiert wird die „Spielzeit“ vom Essener Verein Integration durch Sport und Bildung, durchgeführt von sechs Sport-Studierenden der Universität Duisburg-Essen. Jeder Tag steht unter einem anderen Motto, mal sind die über 20 Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren auf dem Jahrmarkt, dann im Dschungel oder auch im Zirkus. „Es geht darum, den Kindern das Gefühl zu geben, jeden Tag woanders zu sein“, erzählt Mathias Messe. „Auch oder vor allem weil einige Kinder in Altenessen nicht in den Urlaub fahren.“

„Spielzeit“ für Kinder in Altenessen sehr wertvoll

Das Projekt konzentriert sich besonders auf den Essener Norden, die Organisatoren haben die Hövelschule in Altenessen-Süd mit Bedacht ausgewählt. „Hier leben viele sozial schwächere Familien. Einige Kinder haben mit Sport bisher wenig oder gar keine Berührungspunkte gehabt“, erklärt Meese. „Uns ist es daher besonders wichtig, die Kinder spielerisch an Bewegung und Sport heranzuführen, ihnen Lust auf mehr zu machen.“

Alan Salayi (links) vom ETB Essen beaufsichtigt Lilly, Bela, Mohammad und Leander (von links nach rechts) beim Basketballspielen.
Alan Salayi (links) vom ETB Essen beaufsichtigt Lilly, Bela, Mohammad und Leander (von links nach rechts) beim Basketballspielen. © FUNKE Foto Services | Klaus Micke

Deshalb greifen die Studierenden auch tief in die Trickkiste. Im hauseigenen Spielmobil finden die unterschiedlichsten Materialien Platz; Hockeyschläger, Springseile, Trampoline und Skateboards. Daraus werden sogenannte Bewegungslandschaften aufgebaut; also ein spielerischer Parkour, in dem die Kinder sich ausprobieren können. So werden Schulhof und Turnhalle zu großen Spielplätzen. Die ersten Erfolgserlebnisse hatten einige Jungen und Mädchen schon nach wenigen Stunden: „Einige Kinder kannten beispielsweise die Bewegung nicht, mit der man einen Frisbee wirft“, erzählt die Studierende Julia Diekmann. „Doch nach ein wenig Übung hatten sie sofort viel Spaß an der Sache und waren zufrieden mit sich selbst. Darüber freuen wir uns auch sehr.“

Zwei Sportvereine aus Altenessen

Doch damit nicht genug: „Um das Sportangebot möglichst nachhaltig zu gestalten, haben wir die verschiedensten Sportvereine in Altenessen angeschrieben. Wir wollten möglichst viele Sportarten vorstellen und den Kindern vermitteln, dass der nächste Sportverein direkt um die Ecke liegt“, sagt Mathias Meese. Denn in sozial defizitären Gebieten wie dem Essener Norden sei auch die Verbindung zu Sportvereinen kaum gegeben. „Dabei sind Vereine für die soziale Integration sehr wertvoll und wichtig.“ Allerdings: Nur wenige Einrichtungen hätten sich zurückgemeldet, andere offen signalisiert, dass sie kein Interesse an der Aktion haben.

Am Ende nahmen sich nur zwei Vereine die Zeit, mit den Kindern zu spielen; der BV Altenessen (Fußball) und der ETB Schwarz-Weiß (Basketball) bemühten sich darum, Nachwuchs zu werben. Alan Salayi vom ETB kommt selbst aus dem Essener Norden und freute sich deshalb darauf, mit den jungen Nachwuchstalenten zu spielen. „Wir haben sehr viele U6, U8 und U10-Mannschaften, auch mehrere in Altenessen verteilt. Wir wollen die Jungen und Mädchen für den Sport begeistern, sie zum Training einladen und im besten Fall natürlich Talente für den Verein finden.“ Spielerisch wird in der Turnhalle der Hövelschule gedribbelt, es gibt Wettrennen, wer als erstes den hohen Basketballkorb trifft. „Sport soll Spaß machen“, sagt Salayi. „Beim Basketball hat man schnell Erfolgserlebnisse. Das spornt an.“

Kinder genießen die Zeit für Bewegung

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Die Kinder genießen die Zeit sichtlich. Alle kommen aus Altenessen, aber viele gehen auf unterschiedliche Schulen. Doch das alte Sprichwort scheint immer noch zu gelten: Sport verbindet. „Eigentlich hatte ich gar nicht so viel Lust“, gibt Victor (9) zu. Auch er ist nicht in den Urlaub gefahren. „Die anderen hier sind aber wirklich nett und es macht Spaß, sich die ganze Zeit zu bewegen.“ Er würde noch einmal mitmachen, wenn es das Ferienangebot wieder geben sollte. Das Gleiche gilt für die siebenjährige Zoey. „Ich mache sonst Eiskunstlauf, aber das Trampolinspringen hat mir gut gefallen. Ich find’s gar nicht schlimm, auch in den Ferien in der Schule zu sein.“