Karnap. Es blüht zurzeit in der Mitte des Kreisverkehrs an der Arenbergstraße in Karnap, dessen Pate nun Carnap Tip-Top geworden ist.
Die Eisenbahnbrücke auf der Arenbergstraße ist das Tor nach Karnap, wenn man von der Gladbecker Straße kommt. Gleich hinter der Brücke liegt der Kreisverkehr am ehemaligen Mathias-Stinnes-Stadion. Nahezu in Sekundenabständen kurven hier Pkw aber auch viele Lkw, die ins Industriegebiet Carnaperhof wollen, durch den Kreisel und schneiden so die runde Wiese wie eine Insel von der Außenwelt ab.
„Nicht nur posten, sondern anpacken“
Seit diesem Jahr ist die Insel in einen Ring bunt blühender Blumen eingefasst. Es ist eine Aktion von Carnap Tip-Top. „Wir sind kein Verein und keine Initiative, sondern ein Zusammenschluss von Karnapern, die etwas für ihren Stadtteil tun wollen“, sagt Rolf Gleißner, der wie Sigrid Hajos und Michael Schwamborn zu den Aktiven der ersten Stunde gehört. Irgendwann war Gleißner das dauernde Meckern und Nörgeln, das vielerorts zu hören war, leid. „Nicht nur posten, sondern anpacken“, forderte er im Internet auf. „Beim ersten Treffen, am 28. April vergangenen Jahres, kamen über 20 Menschen“, erinnert er sich. Eines ihrer vorrangigsten Anliegen war, gegen die Vermüllung anzugehen. „Aber wir sind nicht nur eine Müll-Sammel-Gruppe, wir sind auch nicht die Ersatz-EBE“, betont Michael Schwamborn.
Für die Patenschaft gab es eine Urkunde
So entstand die Idee, die karge Mitte des Kreisverkehrs, die bisher einmal im Jahr gemäht wurde, zu bepflanzen. „Wir haben zusammengeworfen und ich habe etwa 300 Blumenzwiebeln beim Discounter gekauft“, erzählt Gleißner. Gerade einmal etwa 30 Euro habe die Blütenpracht gekostet. Ein Landschaftsgärtner half die Fläche vorzubereiten und steht auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. Carnap Tip-Top überzeugte auch die Verwaltung und erhielt offiziell die Patenschaft für die Grünfläche, was in einer Urkunde festgehalten wurde. Tun und lassen, was sie wollen, dürfen sie auf dem städtischen Grundstück selbstredend nicht. Zum Beispiel dürfen nur niedrigwachsende Pflanzen gesät werden und eingezäunt werden darf die Fläche auch nicht.
Bienenhotel soll in die Mitte des Runds
Im Moment blüht es im Zentrum des Kreisverkehrs erst einmal in vielen Farben. Carnap Tip-Top hat aber schon Pläne für das kommende Jahr. Wenn alles verblüht wird, sollen über ein Dutzend kreisrunde Blumen- und Strauchbeete angelegt werden. „Alles Pflanzen, die wenig Wasser verbrauchen“, unterstreicht Sigrid Hajos den Umweltgedanken. Und an den Baum in der Mitte soll ein Bienenhotel angebracht werden. Dafür müssen sie wohl nicht in die eigene Tasche greifen, denn eine beantragte Förderung von 1000 Euro wurde gewährt. Was übrig bleibt, wird in andere Karnaper Ecken gesteckt.
Aktionen sollen Gemeinschaftsgefühl stärken
Jeden zweiten Samstag treffen sich die Teilnehmer von Carnap Tip-Top um 11 Uhr am Gemeindehaus in der Hattramstraße. Von dort aus geht es in den Stadtteil, um Müll zu sammeln. Die Touren dauern zwischen zwei und zweieinhalb Stunden.
Die Aktionen haben einen praktischen Zweck, sollen aber auch das Gemeinschaftsgefühl in Essens nördlichstem Stadtteil stärken.
Gefühlt keine 100 Meter vom Kreisel entfernt, wird deutlich, dass das Thema Müll in Karnap sich keineswegs erledigt hat. Die Container gegenüber der Einfahrt zum Beisenfurthskamp laufen über. Das hat gedankenlose Zeitgenossen nicht davon abgehalten, ihren Müll um die Container herum abzulagern. Ein Anblick, der sich hier nicht zum ersten Mal bietet. „Am vergangenen Samstag haben wir dort noch sauber gemacht“, erzählt Rolf Gleißner, der auch gleich eine Begründung mitliefert, warum das an dieser Stelle besonders häufig passiert. „Es sind die kurzen Anfahrtswege“, sagt er.
Im Kreisverkehr selbst habe der Müll abgenommen. „Wo es schön ist, wird kein Müll hingeworfen“, ist sich Michael Schwamborn sicher.