Essen-Altenessen. . Seit Jahren vergammelt die ehemalige Grubenschreinerei. Als Kita könnte in dem denkmalgeschützten Gebäude wieder Leben einziehen.
Rund 1000 Kindergartenplätze fehlen in Altenessen, gleichzeitig sucht die Stadt händeringend nach Grundstücken, auf denen sie neue Kitas errichten könnte. Mitten im Ortskern bietet sich nach Ansicht der Bezirksvertretung V ein Gebäude und eine Fläche in nahezu idealer Weise zur Linderung des Problems an: die ehemalige Grubenschreinerei auf dem Gelände der Zeche Carl. „Das Gebäude ist dafür geeignet, und das Außengelände sowieso. Größer und schöner geht’s nicht“, gerät Theo Jansen geradezu ins Schwärmen. Der 69-Jährige ist nicht nur SPD-Fraktionssprecher in der Bezirksvertretung V, sondern auch Beisitzer im Vorstand der Zeche Carl gGmbH.
Altenessener beobachten den Verfall mit Sorge
Während das Casino, das Maschinenhaus und der Malakowturm in mehr oder weniger gutem Zustand sind, beobachten viele Altenessener den Verfall von Kesselhaus und Grubenschreinerei mit wachsender Sorge. „Wird der aktuelle Zustand noch länger hingenommen, fehlen bald zwei wichtige Funktionselemente“, warnte zum Beispiel Grünen-Ratsherr Walter Wandtke bereits vor zwei Jahren in dieser Zeitung.
„Die Gebäude stehen im Eigentum der Stadt Essen und müssen aufgrund der historischen Bedeutung erhalten werden“, fordert nun auch die Bezirksvertretung V in einem von allen Fraktionen verabschiedeten Antrag. Es sei „sinnvoll zu prüfen, inwieweit die erhaltenen Gebäude geeignet sind, hier eine Kita einzurichten.“
Aus ihrer Sicht besteht daran eigentlich kein Zweifel. Aufgrund ihrer vorherigen Nutzung, u. a. durch die Altenessener Handwerker Initiative (AHI), seien die Gebäude weitestgehend entkernt, so dass sich Umbaumaßnahmen im Wesentlichen auf kostengünstigen Trockenbau beschränken könnten. „Und an der Außenfassade müssten die Ritzen geschmiert werden“, fügt Theo Jansen hinzu. Der Anbau verfüge über vier Büroräume und – mit entscheidend – Wasser- und Abwasseranschluss.
Seit 1985 steht die Zeche Carl auf der Denkmalliste
Nachdem der Bergbau in Altenessen im Dezember 1973 eingestellt wurde, konnte der Abriss der Anlage verhindert werden. Am 14. Februar 1985 wurde die Zeche in die Denkmalliste der Stadt Essen eingetragen und damit geschützt.
1977 gründete sich auf das Betreiben von Bürgern, Jugendlichen und der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde die „Initiative Zentrum Zeche Carl e.V.“. Das Casinogebäude wurde zu einem Kulturzentrum um- und ausgebaut.
2008 wurde der Trägerverein insolvent, ein Jahr später übernahm ein neuer Träger mit neuem Konzept das Casino.
Die derzeit noch trostlose Fläche böte Kindern viel Platz
Ganz angetan ist der SPD-Politiker von dem Außengelände. Die jetzt noch trostlose Fläche böte den Kleinkindern ausreichend Platz für die sinnvolle Beschäftigung, zumal der Bürgergarten nur wenige Meter entfernt ist.
Ein weiterer Punkt spräche für die alte Grubenschreinerei: Die Zufahrt mit dem Auto sowohl vom Zeche-Carl-Parkplatz als auch von der anderen, südlichen Seite sei für die Eltern, die ihren Nachwuchs bringen oder abholen, ebenfalls gewährleistet. Fazit der Bezirksvertretung: Weil das denkmalgeschützte Gebäude sowieso genutzt werden muss, wäre eine Kita eine sinnvolle Nutzung.
Gerüchte über Bebauung halten sich seit Jahren
Doch das ist nur ein Aspekt. Denn die Altenessener Politiker versprechen sich auch eine überregionale Aufmerksamkeit, wenn in der ehemaligen Grubenschreinerei eine „Zechen-Kita“ einziehen würde. Theo Jansen: „Damit könnte die Stadt überregional ein Zeichen setzen, wie sie mit ihrer Bergbaugeschichte umgeht. Solch eine Kita wäre vermutlich die erste in Deutschland.“
Mit ihrer Initiative zum Bau einer dringend benötigten Kindertagesstätte (Theo Jansen: „Die Kinder der Asylanten müssen auch irgendwo untergebracht werden.“) möchten die Bezirkspolitiker auch die Bebauung des Freigeländes verhindern. Gerüchte darüber halten sich hartnäckig, eine Wohnungsbaugesellschaft soll „auf hoher Ebene“ im Rathaus Interesse am Malakowturm und der Grubenschreinerei bekundet haben. Von drei- bis viergeschossigen Häusern ist die Rede. Wenn es so käme, wäre das für die Zeche Carl „ziemlich tödlich. Dann führt sie nur noch ein Hinterhofleben.“
Theo Jansen setzt eine andere Idee dagegen: Der bislang nicht genutzte Malakowturm könne als Ausstellungsort für die Ruhrkohle sowie die Emschergenossenschaft dienen. Sie könnten hier die Ewigkeitsaufgabe „Wasserhaltung“ und den einzigartigen Umbau des Emschersystem dokumentieren. „Darüber eine Dauerausstellung wäre europaweit ein Highlight“, glaubt Theo Jansen. Und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Wenn ich beim Marketing wäre, würde ich für das Konzept ein Honorar verlangen.“