Altenessen. . Verein „Rettet St. Johann“ kündigt Gang vors Verwaltungsgericht an. Bistum leitet Verfahren nach Rom weiter. Architekt mit alternativen Ideen.
In dem bereits Monate dauernden Streit um den geplanten Abriss der Kirche St. Johann Baptist zugunsten eines neuen Marienhospitals läuft dem Verein „Rettet St. Johann“ inzwischen die Zeit davon. Nach seinen Informationen soll der Verkauf der Kirche an Contilia bereits am Donnerstag, 11. April, notariell besiegelt werden. Deshalb werde nun das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen eingeschaltet. Es soll dem Kirchenvorstand untersagen, bis zur Entscheidung über die Rechtmäßigkeit der Kirchenvorstandswahl im November Entscheidungen über den Verkauf zu treffen.
Allerdings ist, anders als vom Vereins gemeldet, der Antrag beim Verwaltungsgericht noch nicht eingegangen und deshalb dort auch unbekannt. Gerd Urban, Vorstandsmitglied des Vereins „Rettet St. Johann“, teilt am Donnerstag mit, dass der Schriftsatz erst an diesem Tag erstellt und damit am Freitag im Verwaltungsgericht eingehen werde.
Zuständigkeit des Gerichts ist noch offen
Folglich ist auch die Frage, ob das Verwaltungsgericht überhaupt für diesen innerkirchlichen Rechtsstreit zuständig ist, noch offen. „Das ist erst nach gründlicher Prüfung zu entscheiden und ist Sache der zuständigen Kammer“, hält sich Dr. Klaus Weisel, stellv. Pressesprecher des Verwaltungsgerichts, mit einer Einschätzung noch zurück. Nach Angaben von Ulrich Lota, Pressesprecher des Bistums, habe eine Sprecherin des Verwaltungsgerichts jedoch schon signalisiert, dass es nicht zuständig sei. Es ist also noch alles offen.
Mag es sich hier nur um ungenau beschriebene zeitliche Abläufe handeln, so ist der Vorwurf des Vereins brisant: „Damit stellt sich der Bischof von Essen gegen höherrangiges Kirchenrecht.“ Begründung: Das Generalvikariat habe eine Beschwerde gegen die Kirchenvorstandswahl nicht beantwortet oder ans Kirchengericht im Vatikan weitergeleitet. Laut Ulrich Lota werde die Angelegenheit in der kommenden Woche nach Rom abgegeben, „von wo aus dann Entscheidungen und Weisungen ergehen“.
Kirchenvorstand tritt erst später zusammen
Auch im dritten Streitpunkt geht es um juristische Feinheiten. Der Verein hatte den Kirchenvorstand aufgefordert, bis zum 25. März schriftlich zu erklären, dass die Kirche nicht verkauft wird, bis eine Entscheidung über die Wahlanfechtung getroffen ist. Doch das Bistum ist der Auffassung, dass dazu nur der gesamte Kirchenvorstand befugt sei, der jedoch erst am 9. April erneut zusammentritt.
Die Beschwerde sei vom Vereinsanwalt eingereicht worden, allerdings habe die notwendige Vollmacht gefehlt. Sie wurde jedoch am 26. März nachgereicht.
Architekt Böll: Parkhaus könnte auch woanders stehen
Derweil hat Architekt Heinrich Böll neue Vorschläge entwickelt, das Marienhospital auch ohne Kirchenabriss neu zu errichten. Ein Vorschlag: Platz für das Parkhaus sei auf einem Thyssen-Krupp-Areal an der Wolbeckstraße. So würde einerseits die enge Johanniskirchstraße nicht weiter belastet, und das geplante fünfstöckige Parkhaus mit seinen Emissionen müsste nicht fünf Meter entfernt vom St. Monika-Altenheim stehen.
Wenn dort anstelle des Parkhauses das – um ein Stockwerk höhere – Gebäude errichtet wird, das für das Kirchengrundstück vorgesehen ist, bliebe genügend Platz für Kurzzeit- und Behindertenparkplätze. Außerdem würde im Neubau durch Wegfall des neuen Kirchenraums weiterer Platz für Krankenhauseinrichtungen frei.
RUND 200 BESUCHER BEIM INFORMATIONSABEND
- Der Streit um den Neubau des Marienhospitals mit oder ohne Abriss der Kirche St. Johann Baptist wühlt die Pfarrei seit Monaten auf. Zum Info-Abend des Vereins kamen – nach dessen Angaben – am Mittwochabend rund 200 Altenessener.
- Weitere Informationen auch unter „www.rettet-st-johann.de“ sowie „bistum-essen.de“