Essen-Schonnebeck. . In der Ferien-Fahrradwerkstatt im Awo-Jugendzentrum in Schonnebeck geben Experten jungen Radlern wichtige Tipps. Und verschenken sogar Fahrräder.
Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt. Ein Spruch, der kaum ein Fünkchen Wahrheit enthält, denn der Radfahrer an sich will natürlich fahren. Was aber, wenn der Untersatz defekt ist, es an Teilen fehlt, man zwei linke Hände hat oder erst gar kein Fahrrad?
Fragen, die man sich auch im Kinder- und Jugendzentrum der Awo in Schonnebeck und in der Kirchengemeinde Borbeck-Vogelheim stellte und schnell feststellte: Eine Kooperation könnte helfen, eine mehrtägige Fahrradwerkstatt an der Saatbruchstraße für junge Leute aus den Vierteln. Mit kostenlosen Tipps und noch bis zum Freitag sogar mit kostenlosem Material. Und wer noch mehr Glück hat, der bekommt sogar ein komplettes Fahrrad, und zwar geschenkt.
Kleine Schäden zeigen oft große Wirkung
Oft sind es nur die kleinen Schäden, die aber eine große Wirkung zeigen und nicht selten das gesamte Rad außer Gefecht setzen. Ein Loch im Schlauch etwa, ein gerissener Bremszug oder die Kette, die immer wieder abspringt. Eher zufällig kamen Martin Bolten, Sozialarbeiter im Awo-Jugendzentrum an der Saatbruchstraße, und sein bei der evangelischen Kirchengemeinde Borbeck-Vogelheim beschäftigter Mitbewohner Florian Rademacher genau darüber ins Gespräch – und schon war die Idee geboren. Daraus wurde das aktuelle Ferienangebot, „und vielleicht ist das ja der Beginn einer längeren Zusammenarbeit“, hoffen beide.
Mit Axel Hamann, seit Januar neuer Leiter des Awo-Jugendhauses, stellten sie ein Programm zusammen, an dessen Spitze Lorant Jeschina steht. Der 49-Jährige, in seiner Freizeit Triathlet, ist gelernter Zweiradmechatroniker und in dieser Funktion Leiter der Mobilen Fahrradwerkstatt der Kirchengemeinde Borbeck-Vogelheim, einem Projekt zur Beschäftigungsförderung arbeitsloser Menschen.
Schnell sieht man, dass Jeschina einer ist, der richtig Ahnung hat. Der siebenjährige Lennox etwa war mit leeren Händen gekommen, am zweiten Tag jedoch bereits stolzer Besitzer eines neuen, alten Rades. Dafür musste er aber auch etwas tun, und so ging er Jeschina und dessen Kollegen Bodo Barthel zur Hand und flickte einen defekten Schlauch. „Das Loch war im Schlauch“, klärte er diejenigen auf, die den Platten vorschnell als ein Loch im Reifen bezeichnet hatten.
Was vielleicht etwas neunmalklug klang, ist aber ein wichtiger Bestandteil der gesamten Maßnahme. „Wenn Kinder sehen, dass sie helfen können oder sogar selbst etwas reparieren, dann macht sich das bei ihnen positiv bemerkbar“, freuen sich die Gastgeber, dass neben handwerklichen Tipps auch Erfolge fürs eigene Selbstwertgefühl hängen bleiben.
„Krieg ich auch ‘ne Gangschaltung?“, fragte Lennox. „Schau mal“, so Jeschina, „das Rad hat schon eine. Die bringen wir jetzt auf Vordermann.“ Wieder was gelernt. Und wenn er jetzt noch übt, wie man sich im Straßenverkehr verhält, ist alles gut. Rademacher: „Ein anderes Thema. Aber wir werden mal Kontakt mit der Polizei aufnehmen. Vielleicht können die den Kindern hier zeigen, wie man sich auf den Straßen verhält.“
Gebrauchte Fahrräder gesucht
Der Standort der Mobilen Fahrradwerkstatt ist übrigens Am Turm 7 in Heidhausen. „Wir kommen auch gerne vorbei und nehmen fast alles mit“, ist Jeschina stets auf der Suche nach Rädern, die nicht mehr gebraucht werden, die man aber wieder herrichten oder als Teilespender verwenden kann. Kontakt: 0179 79 01 187
>>ABSCHLUSS AUF DEM KARL-MEYER-PLATZ
Ziel des Projekts, das noch bis Freitag jeweils von 14 bis 18 Uhr an der Saatbruchstraße 55 läuft, ist es, die Mobilität junger Menschenzu fördernund ihnen Tipps zu geben, sich bei einer Fahrradpanne selbst zu helfen. Die Abschlussveranstaltung ist am Samstag, 11. August, von 15 bis 18 Uhr auf dem Karl-Meyer-Platz. Und wer sein Rad dort reparieren (lassen) möchte, der zahlt nur die Materialkosten.