Essen-Ostviertel. . Engelbertstraße/Lysegang: Familienzentrum soll 2019 fertig sein. Dann können das Hauptbad abgerissen und das „Soziale Rathaus“ gebaut werden.

Kindergartenplätze sind notwendig, kostbar und begehrt, weil es sie einfach nicht im Überfluss gibt – in Essen wie anderswo. So sehnen viele Menschen etwa längst den Neubau im Ostviertel herbei, wo derzeit an der Engelbertstraße Ecke Lysegang ein großes Familienzentrum entsteht, das unter anderem einmal Platz für sechs Kita-Gruppen bieten wird. Für 115 Kinder und auch für unter Dreijährige. Bis es aber soweit ist, wird es noch dauern. Wie lange genau, weiß derzeit niemand.

Zaungäste sehen eine „extravagante Planung“

© Stefan Arend

Im Moment geht man bei der Stadt nach wie vor von dem ursprünglich angedachten Bezugstermin irgendwann im Frühjahr 2019 aus, weiß aber auch, dass bei derartigen Großprojekten schnell auch mal etwas dazwischen kommen kann. Zumal die „durchaus extravagante Planung“ des nach einer europaweiten Ausschreibung beauftragten Generalplanungsbüros Büsing van Wickeren GbR aus Bochum „die ganze Angelegenheit wohl nicht einfacher mache“, wie es hier und da aus dem Dunstkreis der Baustelle von den typischen „Zaungästen“ zu hören ist.

Nachdem das 3230 m2 große städtische Grundstück vor Monaten bereits auf Altlasten durchforstet und umfangreich saniert wurde, rückten vor etwa vier Monaten die Hoch- und Tiefbauer an. Wolfgang Trinkies und sein Trupp von der Hochbaufirma Karl Heuck und die Tiefbauer der Firma Wilhelm Heikaus, allesamt aus Krefeld.

„Nachdem die Bodenarbeiten abgeschlossen waren, haben wir übernommen“, so der erfahrene Polier Trinkies. Natürlich mache das Wetter die Arbeit derzeit nicht leichter, „aber wir sind seit 76 Arbeitstagen hier und haben erst einmal um 14 Uhr Feierabend gemacht, weil in der Hitze da einfach nichts mehr ging“. Wann der Bau fertig ist, kann aber auch der Routinier nicht einmal vermuten. Dafür könnten einfach zu viele Unwägbarkeiten eine Rolle spielen.

Essen wird vor Ort zubereitet

Wie auch immer: Irgendwann zwischen Frühjahr und Herbst 2019 dürfte es wohl soweit sein, wird das neue Familienzentrum stehen. Mit Therapieraum und auch einer Küche, in der alle Mahlzeiten für die Kinder und Angestellten täglich frisch zubereitet werden.

Nicht viel weiter an der Steeler Straße sind sie ebenfalls gespannt. Für Barbara Burdack, die die Kindertagesstätte im bereits 2015 aufgrund seines maroden Zustands geschlossenen Hauptbad leitet, ihre Kolleginnen und auch die derzeit 97 Kinder dürfte eine völlig neue Zeit anbrechen. Natürlich sei auch allerlei Wehmut dabei, letztlich aber freue man sich sehr auf das neue Zuhause.

Schwierige Bedingungen: Bei den aktuellen Temperaturen haben es die Bauarbeiter nicht leicht. Und doch nimmt der Neubau von Tag zu Tag mehr Konturen an.
Schwierige Bedingungen: Bei den aktuellen Temperaturen haben es die Bauarbeiter nicht leicht. Und doch nimmt der Neubau von Tag zu Tag mehr Konturen an. © Stefan Arend

Das wird auch dringend benötigt, denn aufgrund erheblicher Mängel an Dach und Fach, wie es die Stadt beschreibt, werden die auslaufende Kita und das gesamte Hauptbad abgerissen, sobald die Kinder und Erzieher ausgezogen sind. Neben der baulichen gibt es für die Stadt zudem eine finanzielle Komponente, denn derzeit werden jährlich etwa 200 000 Euro für die Unterhaltung des gesamten Gebäudes fällig.

Bis es aber zur angedachten Nachfolgelösung für das Hauptbad kommen kann, werden sicherlich wieder viele, viele Monate vergehen, da auch der zeitliche Aufwand für den Abriss des Bades, das trotz hartnäckiger Versuche nie unter Denkmalschutz gestellt wurde, kaum exakt getaktet werden kann.

Verwandte Ämter unter einem Dach

Seit der Stilllegung des Hauptbades Ende 2015 steht vor Ort der Bau eines „Sozialen Rathauses“ in Rede, wie es weite Teile der Politik bereits seit dieser Zeit favorisieren. „Artverwandte“ Ämter wie Sozial- und Jugendamt, Wohngeld- und Versorgungsamt sowie das Jobcenter unter einem Dach, das macht für viele Menschen Sinn.

>>GESCHÄTZTE KOSTEN: 4,6 MILLIONEN EURO

Erhöhter Sanierungsaufwand spielt bei dem gesamten Neubau-Projekt eine nicht unwesentliche Rolle. Die Gesamtkosten, so die ersten Kalkulationen, sollen sich insgesamt auf etwa 4,6 Millionen Euro brutto belaufen. Darin enthalten sind rund eine Million Euro brutto, die allein für die Sanierung des Bodens veranschlagt wurden. Da Schadstoffe und Fundamentreste vermutet wurden, ging man sicherheitshalber bereits im Vorfeld von einem erhöhten Aufwand aus. Für die gesamte Planung und Projektdurchführung gewann die Stadt im Rahmen eines europaweiten Vergabeverfahrens das Bochumer Generalplanungsbüro Büsing van Wickeren GbR, das gesamte Projekt wird durch das Land NRW gefördert.