Essen. . Im ehemaligen Walter-Wolff-Haus in Altenessen soll ein Treffpunkt für Vereine und Religionen entstehen. Die Sanierung kostet 3,5 Millionen Euro.

Kommt es oder kommt es nicht? – Das war lange Zeit die Frage, die viele Altenessener beschäftigte. „Es kommt“, sagt der ehemalige Pfarrer Willi Overbeck und kann seine Freude darüber nicht verbergen. Gemeint ist das neue gesellschaftliche Herz des Stadtteils, das in dem ehemaligen evangelischen Walter-Wolff-Gemeindehaus an der Karl-Denkhaus-Straße entstehen wird. Das interkulturelle und interreligiöse Zentrum für alle Menschen, die in Altenessen leben, ist ein Projekt, das es so in der Stadt bislang noch nicht gibt. „Jetzt haben wir endlich den Kaufvertrag unterschrieben. Ab Juni ziehen bereits die ersten Mieter ein“, sagt Overbeck, der sich gegen ein Angebot des Allee-Centers, das dort ein Parkhaus errichten wollte, durchgesetzt hat.

Die Idee, im 2600 Quadratmeter großen Bau ein neues Stadtteilzentrum als Begegnungsstätte mit Büros, Seminar- und Veranstaltungsräumen zu errichten, besteht bereits seit 2016. Ein eigens gegründeter Verein mit dem sperrigen Arbeitsnamen KD 11/13 erstellte ein umfangreiches Konzept inklusive Machbarkeitsstudie und holte sich die entsprechenden Fachleute ins Boot.

Im ehemaligen Garten des Gemeindehaus soll ein Gemeinschaftsgarten entstehen.
Im ehemaligen Garten des Gemeindehaus soll ein Gemeinschaftsgarten entstehen. © André Hirtz

Neben dem ehemaligen Altenessener Pfarrer Willi Overbeck, Mitbegründer der Zeche Carl, sind unter anderen auch der Ex-Pfarrer Axel Rademacher, der Steuerfachmann Hermann Hibbe und Klaus Wermker, ehemaliger Leiter der Stadtentwicklung, dabei. Gemeinsam hat man die Leitlinien des Stadtteilzentrums entworfen: „Hier wird es kein Nebeneinander, sondern ein Miteinander geben“, formuliert Wermker das oberste Gebot.

Sanierung soll rund 3,5 Millionen Euro kosten

Alle Mieter, darunter viele Kulturvereine, die Kirchen, die Neue Arbeit der Diakonie und auch die fünf Altenessener Moschee-Vereine, verpflichten sich mit ihrer Unterschrift, sich im Stadtteil zu engagieren und miteinander zu kooperieren. „Alle Beteiligten haben sich außerdem darauf geeinigt, dass im Haus nur Deutsch gesprochen wird.“

Mittlerweile steht dank vieler Fördermöglichkeiten die Finanzierung, ist der Sanierungsbedarf ermittelt: Mit rund 3,5 Millionen Euro rechnet der Verein, der Sanierungsbeginn wird erst im Frühjahr 2020 sein. Bis dahin müssen sich die Mieter in einer Zwischennutzungsphase erst einmal mit dem etwas verwohnten Ambiente des einstigen Gemeindehauses arrangieren. „Wir vermieten die Räume sauber und warm“, beschwichtigt Overbeck.

Terrasse wird zum Kommunikationszentrum

Das Hemdsärmelige ist sein Markenzeichen, genauso wie seine ansteckende Begeisterung. Schwungvoll führt der 72-Jährige durch das Haus und skizziert die Ideen: So wird es demnächst ein Café International geben, wo sich einst die Jugendlichen trafen, wird aus dem Privatgarten des ehemaligen Küsters ein Gemeinschaftsgartenprojekt und eine große Terrasse im hinteren Außenbereich zum Kommunikationszentrum unter freiem Himmel.

Herzstück der besonderen Begegnungsstätte soll der große, mehrere hundert Menschen fassende Saal im Obergeschoss werden, der mit seiner 1950er-Jahre-Ausstattung schon fast wieder kultig wirkt.

Im Zuge der Renovierung entsteht eine Freitreppe

Hier soll nach der Renovierung eine Freitreppe hinaufführen. Unten wird es ein Foyer mit Garderobe geben und einen direkten Zugang zur Straße. „So war das ganz am Anfang, als das Haus gebaut wurde“, erzählt Overbeck. Und führt noch einmal aus, warum er diesen Ort für unbedingt notwendig hält: „In Zeiten, in denen sich die Menschen immer mehr aus dem öffentlichen Raum zurückziehen und die Individualisierung zunimmt, brauchen wir dringend einen Ort der Begegnung und der Teilhabe. Und zwar eine Teilhabe für alle Menschen, die hier leben. Ich bin überzeugt davon, dass dieses Projekt das richtige Zeichen zur richtigen Zeit ist.“

Der Verein KD 11/13 (der Name steht für die Adresse des Hauses) geht davon aus, dass das neue Begegnungszentrum ohne finanzielle Unterstützung auskommt. „Das Geld nehmen wir vor allem durch die Vermietung der Räume ein. Dort werden nicht nur Vereine unterkommen, wir bieten auch Büros, Seminarräume, Platz für Kunst oder Bewegung an“, erläutert Willi Overbeck.

Der passende Name für das Haus fehlt noch

Der Verein wird an dem Zentrum mit 51 Prozent beteiligt sein, eine neu gegründete gemeinnützige Gesellschafter GmbH wird die restlichen 49 Prozent tragen. „Dort werden die Interessengemeinschaft Altenessen, mindestens zwei Moscheevereine, die katholische, die evangelische und die freikirchliche Gemeinde, das Diakoniewerk und der Kirchenkreis Essen als Gesellschafter vertreten sein“, so Overbeck. Das Konzept stehe, was noch fehle, sei ein passender Name: „Den suchen wir noch. Der soll prägnant sein und genau das versinnbildlichen, wofür das Haus in Zukunft steht.“