Essen-Schonnebeck. . Ein Foto mit einem Bergmann und einem Pferd zeigt, stand Pate für einen Biernamen. Das Pferd hieß „Mücke“ – der Kumpel Karl-Wilhelm Wieseler.

Dennis Pfahl und Michael Kesseböhmer, zwei junge Essener, begannen im vergangenen Jahr hobbymäßig mit dem Bierbrauen. Auf der Suche nach einem Namen kamen sie als Zeichen der Verbundenheit zum Ruhrgebiet auf „Mücke“. So hieß das letzte Grubenpferd auf Zeche Zollverein, was durch ein Foto im Ruhrmuseum aus den 1950er Jahren belegt ist. Das Bier heißt nun „Mücke“: Das Etikett ziert auch ein gezeichneter Pferdekopf. Den Namen und die Geschichte des Kumpels, der auf dem Foto den Hals des Grubenpferdes umarmt, kannten sie zunächst nicht – bis zur Veröffentlichung des Artikels über die beiden Brauer in dieser Zeitung. „Das ist mein Opa Karl“, staunte Julia Wieseler (27), die alle nur „Jule“ rufen, nicht schlecht und nahm über Facebook mit den beiden Brauern Kontakt auf. Das Foto – wie auch weitere – hat er wohl vor Jahren schon dem Ruhrmuseum vermacht.

Das Foto aus dem Ruhrmuseum: Karl-Wilhelm Wieseler  mit „Mücke“.
Das Foto aus dem Ruhrmuseum: Karl-Wilhelm Wieseler mit „Mücke“.

Lehre als Gedinge-Hauer

Karl-Wilhelm Wieseler lernte Gedinge-Hauer, arbeitete danach auf Schacht IV der Zeche Zollverein, wo Grubenpferde wie „Mücke“ für den Transport der Loren eingespannt wurden, ehe später Maschinen diese Aufgabe übernahmen. „Die Kumpel mussten höllisch arbeiten, haben aber vergleichsweise auch gut verdient“, erinnert sich Sohn Rolf Wieseler.

Viele Kumpel tranken Stern-Export

Der 64-Jährige, der nicht in die Fußstapfen des Vaters trat, und Heizungsmonteur wurde, denkt auch gern an seine Kindheit zurück. „Wir wohnten am Bolsterbaum, in einer typischen Bergbausiedlung, wo es einen großen Zusammenhalt in der Nachbarschaft gab.“ Natürlich habe sein Vater gern einmal ein Bierchen getrunken. „Wie bei vielen Kumpeln war es Stern-Export“, erzählt Rolf Wieseler. Karl-Wilhelm Wieselers größtes Hobby sei die Fotografie gewesen. Mit seiner Leica habe er auch viele Jahre während der Ära des legendären Presse-Fotografen Ernst Lerche für die Zeitung fotografiert. Es entstanden zum Beispiel Unmengen von Sportbildern. „Sonntags ging es zu den Sportfreunden Katernberg. Er kam zum Fotografieren mit uns Kindern im Schlepptau.“ Weitere Fotos von Karl-Wilhelm Wieseler zeigen ihn als schneidigen jungen Mann mit dunklen Haaren, mal mit Pferd, mal mit Moped, seiner zweiten Leidenschaft. Sein drittes Hobby war seine umfangreiche Briefmarkensammlung.

Die ersten beiden Sorten mit „Mücke
Die ersten beiden Sorten mit „Mücke" auf dem Etikett: Single Hop Comet und Ingwer Pale Ale.

Karl-Wilhelm Wieseler starb mit 83 Jahren

Unter Tage hatte Karl-Wilhelm Wieseler nicht immer Glück. Einmal kam er unter einen Bruch und wurde schwer an der Schulter verletzt. Der Niedergang des Bergbaus sorgte später dafür, dass er mit 50 Jahren in die sogenannte Anpassung kam. 2014 starb Karl-Wilhelm Wieseler mit 83 Jahren.

„Würde Opa noch leben, er würde sich freuen, dass Mücke auf dem Etikett ist“, ist sich Jule Wieseler sicher. „Eine tolle Sache. Wir wünschen den beiden jungen Brauern viel Erfolg“, fügt Rolf Wieseler hinzu. Klar, dass auch er Flaschen des Mücke-Biers zu Hause hat.

„Noch zu“, räumt er ein, „aber nicht mehr lange“.