Essen-Altenessen. . Der Flamenco hat Rafael Cortés in die Welt geführt. Die Karriere begann in Altenessen. Am 3. März hat er ein Heimspiel in der Alten Kirche.
„Back to the roots“ („Zurück zu den Wurzeln“) ist das Konzert von Rafael Cortés in der Alten Kirche am 3. März überschrieben. Vor über 30 Jahren stand er zum ersten Mal auf einer Bühne. Es war der Beginn der Weltkarriere des Flamenco-Gitarristen.
„Irgendwann stand er mit kurzen Hosen in der Zeche Carl mit einem Fußball unter dem Arm und fragte, ob er nicht mal ein Konzert geben könne“, erinnert sich der ehemalige Pfarrer Willi Overbeck, der sich seinerzeit stark für die Zeche Carl als soziokulturelles Zentrum engagierte. „Was spielst Du denn“, wurde Klein-Rafael damals gefragt. „Gitarre.“ So recht wollte man ihm nicht glauben. Also flitzte er nach Hause, holte seine Gitarre, zupfte und schlug einige typische Flamenco-Takte an. „Da waren alle nur noch baff“, sagt Overbeck. Umgehend wurde Rafael Cortés’ Vater geholt, der in der Stauderstraße eine Autowerkstatt betrieb. Schließlich wurde umgehend der erste Vertrag unterschrieben. Beim ersten Konzert war die Kaue proppevoll. Fast alle Mitschüler der Mallinckrodtschule waren da. „Außer die Lehrer“, schmunzelt Rafael Cortés.
Schule ist nicht unbedingt sein Ding
Schule ist nicht unbedingt so sein Ding, seitdem ihm der Opa, wie der Ur-Opa und der Vater Flamenco-Gitarrist, die erste Gitarre schenkte. Der Vater wollte aber, dass der Junge etwas Ordentliches lernt. Eine Gitarre seines Sohnes zerstörte er sogar. Die Mama kauft ihm eine neue. Rafael Cortés übt danach heimlich in der Zeche Carl. Stundenlang. „Meine neue Gitarre hatte ich im Spind des Hausmeisters versteckt.“ Sein Gitarrenspiel wird immer besser. Und die 10b in der Schule schafft er auch. Die Bahn ist frei für die Gitarre.
Gemeinsam auf der Bühne mit Paco de Lucia
Rafael Cortés bleibt aber nicht frei von Zweifeln, denkt sogar daran, einen normalen Job anzunehmen. „Die Kinder waren da, ich musste Geld verdienen“, erinnert er sich. „Da bist du nicht der Typ für“, sagt ihm damals Willi Overbeck. Rafael Cortés bleibt bei der Gitarre („ich kann doch auch nix anderes“) und schafft beim internationalen Leverkusener Jazzfestival um die Jahrtausendwende den Durchbruch. Direkt nach ihm spielt damals übrigens ein gewisser Paco de Lucia. Jahre später stehen beide gemeinsam in Leverkusen auf der Bühne.
„Ich will hier auch nicht mehr weg“
Wenn Rafael Cortés von früher und Altenessen erzählt, glänzen seine Augen. „Ich komme hier nicht weg. Und ich will hier auch gar nicht weg“, stellt der 44-Jährige klar. Sein Gitarrenspiel führt ihn in die ganze Welt. Auf Tourneen wohnt er in den tollsten Hotels. Trotzdem kommt er immer wieder gern in den Essener Norden zurück – mittlerweile wohnt er in Karnap.
Geboren in Gelsenkirchen-Horst
Warum? Wegen der Menschen. „Wenn ich ankomme, aus dem Tourbus steige, mein Nachbar Erwin im weißen Unterhemd dasteht und sagt: ,Na Dicken, spielze noch Gitarre‘, dann weiß ich, dass ich zu Hause bin.“ Die offene Art hat Cortés sich zu eigen gemacht. Allüren sind ihm fremd.
In Essen ist Rafael Cortés öfter zu hören. Sein jährliches Weihnachtskonzert in der Lichtburg schickt sich an, eine Legende zu werden. Das Konzert in der Alten Kirche, wo er zuvor nur als ein Programmpunkt des ,Concierto di Natale’ dabei war, ist trotzdem etwas Besonderes. „Es ist das Ideelle. Ich werde bestimmt sehr nervös sein.“
„Es geht nicht darum, wie schnell ich spielen kann“
Wie hat sich sein Spiel in über 30 Bühnen-Jahren verändert? „Früher war ich ein Zirkus-Gitarrist. Da ging es um die Show. Und ich stand im Mittelpunkt“, sagt Rafael Cortés und lässt zur optischen Unterstützung die Finger der rechten Hand über die Saiten einer imaginären Gitarre fliegen. „Heute zählt nur noch die Musik. Es geht nicht darum, wie schnell ich spielen kann.“
Am Ende muss Rafael Cortés noch ein Vorurteil aus der Welt schaffen, das sich beharrlich hält. Nein, er sei nicht in Granada geboren, auch wenn eine andalusische Stadt besser zu einem Flamenco-Gitarristen passen würde. Nein, Altenessen steht auch nicht als Geburtsort im Pass. „Freundinnen meiner Mutter hatten das St. Josef-Krankenhaus in Gelsenkirchen-Horst empfohlen.“
In Andalusien, der Heimat seiner Vorväter, die er oft besuchte, zählt man Rafael Cortés trotzdem zu den Großen des Flamenco.
>>> Rafael jun. begleitet seinen Vater musikalisch
Für Samstag, 3. März (Beginn 20 Uhr), hat sich Rafael Cortés Begleitung besorgt. Neben seinem Sohn Rafael jun. (21) wird Juante Luengo zur Gitarre greifen. David Huertas wird Cajon spielen und Gonzalo Cortés singen. Rafaela Escoz komplettiert das Ensemble als Tänzerin.
Einen wahren Hit im Internet landete Rafael Cortés mit seinem im Jahre 2004 veröffentlichten Lied „Don Cortés Maya“. Auf Youtube wurde es – so seine Agentur – weit über vier Millionen Mal angeklickt. Ein gutes Omen für den 44-Jährigen, denn der Altenessener eröffnet jedes seiner Konzerte mit diesem Solo-Stück.
Karten (20 Euro/Abendkasse 25 Euro) gibt es im Vorverkauf im Weltladen in der Alten Kirche (montags bis samstags 10 bis
13 Uhr, 8378988) sowie in der Galeria Kaufhof, Kettwiger Straße 1a.