Essen-Schonnebeck. . An drei Vormittagen pro Woche gehört die Christuskirche an der Gareisstraße den Kindern. Sie können sich auf dem Winterspielplatz austoben.
Als David Glaubitz (35) in Elternzeit ging, überlegte er, was er Gutes für seine Kinder tun könnte. Heraus kam der Winterspielplatz der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Schonnebeck an der Gareisstraße, wo Kinder bis vier Jahren kostenlos spielen können. Das ist sieben Jahre her. Seine zwei Töchter und auch sein Sohn gehen altersbedingt nicht mehr zum Winterspielplatz. Er selbst ist geblieben.
„Das ist so etwas wie mein Kind“, sagt David Glaubitz, lächelt und lässt seinen Blick durch den Kirchenraum schweifen. Dort, wo sonst die Gottesdienstbesucher in Reihen auf den mit rotem Stoff bezogenen Stühlen sitzen, toben etwa 30 Kinder – begleitet von ihren Müttern oder hier und da auch von der Oma. Eine kleine Hängebrücke, ein Trampolin, ein kleines Häuschen, eine Rutsche, jede Menge rollendes Spielzeug, Buntstifte, kindgerechte Möbel etc. füllen den Kirchenraum. Ein Gitter an der Eingangstür soll verhindern, dass eines der Kinder ausbüxt. Bevor es losgeht, hocken sich die Kinder in einem Kreis auf den Boden. Pastor Christian Ache-Jahning greift zur Gitarre und singt mit ihnen ein paar Lieder. Neben David Glaubitz helfen zehn Ehrenamtliche bei der Betreuung der Kinder mit. Sie tragen gedruckte Namensschilder. Eltern und Kinder tragen Klebestreifen, auf denen ihre Namen geschrieben sind.
„Wir wollen niemanden ausgrenzen“
„Die Eltern haben hier die Verantwortung für ihre Kinder“, sagt Glaubitz, der auch immer wieder betont, dass die Teilnahme für jeden offen und kostenlos sei. „Wir wollen niemanden ausgrenzen. Wer will, kann eine Spende geben.“ Die einzig mögliche Ausgrenzung könnte der Räumlichkeit geschuldet sein. Bei 50 Kindern plus dazugehörigen Müttern stößt die Kirche an ihre Grenzen.
Von Spenden werden neue Spielgeräte oder die Beteiligung an den Heizkosten bezahlt – der Winterspielplatz hat von Oktober bis kurz vor Ostern geöffnet. Zu den Spendern gehören Institutionen, aber auch Privatpersonen wie der Rentner André Breuix. „Er sammelt ein Jahr lang Pfandflaschen und lässt uns den Erlös zukommen.“ Jüngst brachte er 1000 Euro vorbei.
Die ursprüngliche Idee kommt aus Berlin
Der Winterspielplatz – die Idee dazu hatte die Stadtmission in Berlin – kommt an. „Die Gemeinde war erst skeptisch, aber diese Skepsis ist schnell verflogen“, sagt Glaubitz. In der vergangenen Saison kamen 5400 Besucher aus Essen und sogar aus den Nachbarstädten. Unter ihnen war und ist heute wieder Sophie Saracoglu. Die 39-jährige Schonnebeckerin ist mit ihrer 16 Monate alten Tochter Aylin, die mit Begeisterung malt, gekommen.“ Manchmal kommen wir nur an einem Tag, manchmal an allen drei Tagen“, sagt Sophie Saracoglu. Wichtig sei Aylins Kontakt zu anderen Kindern, „und dass ich sie hier auch mal alleine rumlaufen lassen kann“.
Die Atmosphäre ist locker. Eine 45-jährige Mutter, die mit ihrer Familie nach Essen gezogen ist und heute mit ihrem kleine Sohn da ist, schaut hingegen grimmig drein. Schon längst hatte sie ihren Sohn im Kindergarten anmelden wollen. Allein es fehlt ein Berechtigungsschein. „Ich verstehe nicht, warum die Verwaltung, als ich die Familie in Essen anmeldete, nicht gleich so eine Berechtigung ausgestellt hat.“ Wertvolle Zeit gehe dadurch verloren. Vom Winterspielplatz hat die Frau, die anonym bleiben will, im Internet gelesen. „Eine tolle Sache, denn so kommt mein Sohn in Kontakt mit anderen Kindern.“
Montags bis mittwochs von 9 bis 12 Uhr
Von montags bis mittwochs wird von 9 bis 12 Uhr nach Herzenslust an der Gareisstraße 41 gespielt. Danach werden die roten Stühle wieder in Reih’ und Glied aufgestellt für den Gottesdienst. Am Sonntag geht es anders herum. „Wenn das ,Amen’ fällt, weiß jeder, was er zu tun hat“, sagt David Glaubitz und lächelt.