Essen-Katernberg. . In Essen-Katernberg fand jetzt die erste Integrationskonferenz statt. 120 Teilnehmer brachten sich in Gruppen ein. Das sind ihre Bedürfnisse.

Sie sind neu im Bezirk VI Zollverein: 2288 Menschen, die aus Syrien, Irak, Iran, Afghanistan und anderen Ländern geflüchtet sind. Sie leben in Katernberg, Schonnebeck und Stoppenberg, mehrheitlich mittlerweile in Wohnungen. Und nun? Der normale Alltag muss bewältigt werden – Haushalt, Kindererziehung, Schule, Beruf, Arztbesuch usw. Doch neben den sprachlichen Hürden gibt es noch viele weitere. Welche dies sind und wie Integration in den Stadtteilen verbessert werden kann, damit beschäftigten sich am Montagabend Teilnehmer einer Integrationskonferenz.

Es ist die erste Integrationskonferenz in Essen überhaupt. Und gleich 120 Teilnehmer sind im ev. Gemeindezentrum Katernberg dabei. Vertreter aus Vereinen und Institutionen sowie städtischen Ämtern, Ehrenamtler, aber auch interessierte Bürger und etliche Flüchtlinge, die an diesem Abend schauen wollen, was es an Angeboten schon gibt – und wo Bedarf besteht. Die Moderatoren der Konferenz, Igor Wenzel (Jugendamt), Paul Hendricksen (Institut für Sozialraumforschung) und Peter Penther (Soziale Dienste Bezirk Zollverein) sind positiv überrascht über die große Zahl der Interessenten.

Bedarf an Sozialpädagogen

„Integration findet hier schon seit vielen Jahren statt. Da hat sich ein Netzwerk gebildet, auf dem wir jetzt sehr gut aufbauen können“, sagt Igor Wenzel, der in Russland aufgewachsen ist und seit 24 Jahren in Deutschland lebt. Nicht nur im Bürgerzentrum Kon-Takt finden regelmäßig Sprach- und Bewegungsangebote statt, auch in den Familienzentren gibt es Sprechstunden, Eltern-Kind-Aktionen, Kleiderstuben und vieles mehr. „Ganz viele Aktivitäten betreuen Ehrenamtler“, weiß Wenzel. Doch die Vielzahl an neuen Herausforderungen müsse künftig auf viele, auch professionelle Schultern, verteilt werden. „Gerade in Kita und Schule steigt der Bedarf an sozialpädagogischen Kräften“, ergänzt Hendricksen.

Igor Wenzel stellte das Strategiekonzept vor.
Igor Wenzel stellte das Strategiekonzept vor. © STEFAN AREND

In den Gruppendiskussionen sammeln Koordinatoren aus den Bereichen Integration in Arbeit, Wohnen, Kitas, Gesundheit und Schule Stimmen ein. Ein Teilnehmer in der Gesundheitsgruppe erzählt, dass es schwierig sei zu verstehen, wie das deutsche Gesundheitssystem funktioniert. „Warum muss ich zum Hausarzt? Kann ich nicht gleich zur Klinik?“ Auch würden oft Behandlungsmethoden nicht genug erläutert. In der Schulgruppe beklagt eine Teilnehmerin hohe Bürokratiehürden, wenn es um Bewilligungen aus dem Teilhabepaket (zusätzliche Leistungen für Kinder und Jugendliche im Bereich Bildung) gehe.

Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt

Um Stellenbörsen und Weiterbildung geht es in der Gruppe Integration in Arbeit. Es ist die zahlenmäßig größte Gruppe im Katernberger Gemeindezentrum – für Peter Penther, der sei Jahren Integrationsarbeit macht, ein Zeichen, „dass die Flüchtlinge hier versuchen, sich längerfristig einzurichten. Dabei benötigen sie mehr Unterstützung.“ Bisherige Systeme müssten erweitert, neue Kontakte hergestellt werden.

„Es ist noch viel zu tun. Der Prozess der Integration ist ein langfristiger“, betont Wenzel und erklärt: „Die Ergebnisse der Gruppen werden von den Kompetenzteams dokumentiert, und im Arbeitskreis Migration und Flucht sollen Handlungsschritte folgen.“ Zur nächsten Integrationskonferenz im Bezirk 2018 hoffe er dann auf noch mehr Zuspruch seitens der Flüchtlinge.

>> Ziel ist die Einbindung von Flüchtlingen

Für die Integration stellt der Rat 3,5 Millionen Euro bereit, und die Personalkosten werden um 650 000 Euro aufgestockt. Die Integrationskonferenzen, die in jedem Stadtbezirk stattfinden, sind erst der Einstieg in einen mehrjährigen Prozess.

Für die Akteure im Bezirk Zollverein steht fest: In einzelnen Bereichen (z.B. Kita, Schule) werden kurzfristig Lösungen vonnöten sein. Weitere Konferenzen und konkrete Projekte mit der Einbindung von weiteren Flüchtlingen sollen 2018 folgen.