Katernberg. . Weil meist nur Frauen an Freizeitangeboten teilnehmen, gründete das GSE-Heim in Katernberg eine Männergruppe. Nun wird im Fitnessraum gewerkelt.
Singen, Kochen, Malen – es gibt zahlreiche Freizeitangebote im „Hospital zum Heiligen Geist“ der Gesellschaft für soziale Dienstleistungen (GSE) am Drostenbusch in Katernberg. Doch es sind fast ausschließlich Frauen, die diese Angebote nutzen. Daran wollte jetzt Antonio Beckmann, der Leiter der Einrichtung, etwas ändern. Also rief er zusammen mit seinem Team die Handwerksgruppe „Holzwürmer“ ins Leben. Nun treffen sich 15 Männer zwei Mal in der Woche zum gemeinsamen Werkeln. Den Fitnessraum des Altenheims verwandeln sie in eine Holzwerkstatt, in der die „Holzwürmer“ – endlich mal wieder – nach Herzenslust sägen, schleifen und tüfteln können.
So kommen die Männer raus aus ihren vier Wänden
„Wichtig ist, dass eine Sinnhaftigkeit dahinter ist. Die Männer wollen lieber etwas herstellen, was auch gebraucht wird. Die Leute sind vom alten Schlag. Da zählt, was man herstellt“, erzählt Antonio Beckmann.
Deko für das Haus zu allen Jahreszeiten, Vogelhäuschen und Brezelständer, sogar ein Hochbeet aus alten Paletten haben die Handwerker gebaut. Einiges davon haben sie schon erfolgreich zum Verkauf angeboten. „Aber in erster Linie sollen die Dinge hier im Haus verbleiben, damit die Bewohner sich angucken können, was sie gemacht haben und es ihren Familien zeigen können. Die Männer kommen durch die Gruppe auch aus ihren vier Wänden raus. Sie sollen sich gebraucht und wertgeschätzt fühlen“, sagt der Heimleiter zufrieden.
Viele der Senioren haben früher in handwerklichen Berufen gearbeitet, wie auch Günter Badtke, der bald 88 Jahre alt wird. Er war früher Werkstattleiter der Christophorus-Werkstätten, in der Menschen mit Handicap im Handwerk angeleitet wurden. Jetzt kann er selbst wieder kreativ sein. Er hat eigens für die Arbeitstische einen Sägeaufsatz entworfen. „Wenn wir einfach so an den Tischen sägen würden, wäre die Zwinge im Weg. Wenn ich den Aufsatz benutze, passiert das nicht“, schildert der Experte.
Entwürfe werden im Zimmer gezeichnet
Danach legt der 87-Jährige sofort los. Schnell und routiniert sägt er aus dem Holzbrett einen Tannenbaum aus. In seinem Zimmer zeichnet er die Entwürfe, die dann von der Gruppe umgesetzt werden. „Es ist eine schöne Freizeitbeschäftigung“, sagt Horst Buchholz (83), während er stolz die Schneeflocken aus Holz zeigt, die er abgeschliffen hat. Ihm gefällt es, dass die gewerkelten Dekorationen und Schriftzüge überall an den Wänden hängen. Auf jeder Etage und draußen im Garten kann man die Werke der „Holzwürmer“ bestaunen. Jeder Gemeinschaftsraum hat eine Beschriftung aus bunten Holzbuchstaben bekommen.
Bastelmaterial wird aus dem Baumarkt geholt
„Das macht unser Haus richtig gemütlich“, freut sich Antonio Beckmann. „Das Lager ist rappelvoll mit der Deko für unser Oktoberfest und die Weihnachtsfeier. So ein Brezelständer kostet nicht wenig und wir brauchen einige für unseren Saal. Die Gruppe hat sofort gesagt: ,Das können wir doch selbst machen!’“ Nur beim Einkauf hilft er mit: „Wenn die ,Holzwürmer’ etwas brauchen, dann sagen sie mir das genau und ich schicke jemanden los zum Baumarkt.“