Essen-Stoppenberg. . Nach Herzenslust Graffiti sprayen können Jugendliche bei „Reclaim ur City“. Die Farben werden von der Initiative „Wir von hier“ gestellt.
Wer über den Schulhof der Gustav-Heinemann-Gesamtschule schlendert, entdeckt ohne groß zu suchen so manche Stelle, die ein bisschen Farbe gebrauchen könnte. Die Jugendlichen, die bei „Reclaim ur City“ mitmachen, nehmen sich allerdings erst einmal nur einen Pavillon vor.
Zunächst wurden Entwürfe gezeichnet
Wildes Besprühen einer Außenwand ist dabei nicht angesagt. Bei mehreren Treffen haben sich die Jugendlichen auf die dreitägige Veranstaltung vorbereitet. „Die Teilnehmer haben sich im Bürgerzentrum ,Kontakt’ Gedanken über die Motive gemacht und sie aufgezeichnet“, erklärt Tobias Lothmann, Projektleiter bei „Wir von hier – Unternehmen mit sozialer Verantwortung“. Die Initiative hat sich zur Aufgabe gemacht, junge Menschen bei der beruflichen Integration zu unterstützen. Bei der Aktion seien kreatives, handwerkliches und organisatorisches Talent gefragt.
Burger und Schale voller Pommes
Für die künstlerische Betreuung hat die Initiative Fachleute eingeladen. „Bei den Ideen ging es vielfach um Food“, sagt Thomas Gamper von Design Garage. So finden sich unter den Zeichnungen ein Burger oder eine mit leuchtend-gelben Pommes gefüllte Schale. „Wir haben aber auch versucht, die Bedeutung des Wortes ,Kontakt’ in Bilder zu fassen“, so Gamper. Kontakt könne Aufnahme bedeuten, aber genauso gut Energie, die frei wird, wenn man in Kontakt komme.
Spaß an der praktischen Umsetzung
Die Teilnehmer scheinen in erster Linie Spaß an der praktischen Umsetzung zu haben. So wie Vanessa (13), von der Dependance der Franz-Dinnendahl in Stoppenberg, und ihre gleichaltrige Freundin Angelique, die zur Gesamtschule Nord geht. „Wir haben vorher auch schon mal gesprüht. Gut ist, dass jeder das machen kann, was er will“, sagt Vanessa. Tobias Lothmann stimmt zu: „Bei Motiv und Inhalten soll es so weit möglich keine Einengung geben.“
Festival „Hafendampf“
Bei der praktischen Ausführung an der rot-braun grundierten Wand steht den Jugendlichen ein Essener Graffiti-Profi zur Seite: Ingo Ahlborn alias Demonart. Der Mann hat nicht nur so manche Häuserfassade durch seine Kunst großflächig verschönert, er richtet mit seinem Partner auch das Festival „Hafendampf“ aus, bei dem internationale Künstler unter den Brücken an der Hafenstraße zur Spraydose greifen. „Man kommt mit den Jugendlichen ins Gespräch“, will auch Ingo Ahlborn nichts vorschreiben, sondern die Jugendlichen anleiten, sich selbst auszuprobieren und Neues entdecken zu lassen. Ingo Ahlborn ist sich sicher: „Wer selbst mal Graffiti gemacht hat, läuft danach mit ganz anderen Augen durch die Stadt.“