Essen-Altenessen-Süd. . Nur ein halbes Jahr nach der Eröffnung ist der Treff im ehemaligen Juspo-Haus eine beliebte Anlaufstelle für Geflüchtete, aber auch Einheimische.
Ostern vor einem Jahr war er noch ein ungelegtes Ei, dieser „Treffpunkt Süd“. Mehr als die Idee, das ehemalige Sport- und Gesundheitszentrum des Vereins Juspo Altenessen in einen Ort der Begegnung für Flüchtlinge und Einheimische umzuwandeln, gab es nicht. Doch inzwischen ist der Treffpunkt an der Erbslöhstraße in Altenessen-Süd wie aus dem Ei gepellt. Mit aller Energie, die Menschen aus allen Herren Ländern aufbringen können, arbeiten sie hier gemeinsam an ihrer Zukunft.
Intakte Räume standen lange leer
Nach dem Umzug des Fußballvereins zur neuen Sportanlage an der Bäuminghausstraße und dem Aufbau des Zeltdorfs für Flüchtlinge an der Erbslöhstraße war das Vereinsheim hinter der Laufbahn des Sportplatzes überflüssig geworden und stand lange leer. Bis sich dann am Runden Tisch Erbslöhstraße die Idee entwickelte, die gemütlichen und völlig intakten Räume anders zu nutzen. Bei Uwe Kutzner, Juspo-Vorsitzender und CDU-Politiker, fiel sie auf fruchtbaren Boden, so dass nach einigen Wochen der Vorbereitung der „Treffpunkt Süd“ eröffnet werden konnte. Hier arbeiten die evangelische Kirchengemeinde Altenessen-Karnap als offizielle Trägerin des Hauses, die Stadtteilmoderatorinnen des Uni-Instituts Issab, die Männerarbeit der Evangelischen Kirche Rheinland, das Jugendamt, die Caritas und weitere Träger eng zusammen.
Kein babylonisches Sprachgewirr – man spricht Deutsch
Und zwar überwiegend mit Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan, Irak oder auch Pakistan. Doch wer jetzt ein babylonisches Sprachgewirr vermutet, wird enttäuscht. Denn ziemlich früh habe sich gezeigt, berichtet Stadtteilmoderatorin Tanja Rutkowski, dass alle Besucher Deutsch sprechen möchten, wie gut oder schlecht sie es auch bisher können. „Dafür nehmen sie auch Wege aus Freisenbruch oder Kray in Kauf. Denn sonst, sagen sie, säßen sie allein zuhause und könnten das, was sie in den Deutschkursen gelernt haben, nicht üben“, erläutert Dietmar Fleischer. Der Katernberger kümmert sich im Auftrag der Männerarbeit der evangelischen Kirche im Rheinland um die Flüchtlinge.
Denn die Neuankömmlinge möchten den Alltag in Deutschland verstehen. „Sie haben alles hinter sich gelassen, wollen ein neues Leben anfangen und nicht von Hartz-IV leben“, spürt auch Wilhelm Wegener den Willen zum Neustart. Der gelernte Maschinenbauer, ehrenamtlich in der katholischen St. Johann-Gemeinde in Altenessen aktiv, arbeitet gespendete Fahrräder für die Flüchtlinge auf. „Und zwar umsonst“, versichert er. „Die einzige Bedingung: Sie müssen selbst ein Schloss kaufen.“
Nähkurs steht hoch im Kurs
Hoch im Kurs steht bei den Frauen vor allem der Nähkurs. „Als nächstes wollen sie gemeinsam eine Patchwork-Decke nähen“, kündigt das Team an.
Weitere Teilnehmer sind stets willkommen
Weitere Teilnehmer sind bei den offenen Angeboten im Treffpunkt Süd willkommen.
So heißt es mittwochs ab 12.15 Uhr eine Stunde lang „Fitness für Frauen“. Von 16 bis 17 Uhr steht „Fitness für Männer“ auf dem Plan.
Ansprechpartnerin: Yvonne Piotrowski, 0152 07 754 872
Damit die Neu-Essener verstehen, in welcher Stadt sie jetzt leben, werden vom Treffpunkt Süd aus Besuche bei Sportveranstaltungen, etwa beim Eishockey oder bei Rot-Weiss, und in Kürze auch auf der Kokerei Zollverein organisiert. Radtour und Grillnachmittag stehen ebenfalls an. „Wir machen eben keine Integrationskurse, sondern wollen das normale Leben hier zeigen“, sagt Dietmar Fleischer. „Dabei orientieren wir uns an ihren Bedürfnissen. Da kann man nicht viel planen“, ergänzt Tanja Rutkowski.
Politik bleibt außen vor
Kein Thema ist in den Gruppen die Politik. Über sie wird nicht gesprochen – trotz oder wegen der Brisanz. So kennt mancher Syrer wohl den Ort, in dem jetzt das Giftgas explodiert ist. Doch Dietmar Fleischer spürt: „Sie haben alles hinter sich gelassen und wollen ein neues Leben anfangen. Da möchten sie darüber nicht reden.“