Essen-Nordviertel. . Eine passende Wohnung zu finden, wird mit einer Behinderung oft unmöglich. Rollstuhlfahrerin Martina Vogel hatte Glück und Hilfe von den KoKoBe.

Geeigneter Wohnraum in Essen: sehr kostbar, oft kaum oder gar nicht mehr bezahlbar. Wer aber nicht in einem „Rattenloch“ hausen möchte, der braucht oft Geduld. Oder Geld. Beziehungen oder Glück. Oder alles zusammen. Ist man dann jedoch auch noch eingeschränkt oder gar behindert, wird die Suche nach einer passenden Wohnung mitunter zu einem regelrechten Abenteuer. Aber es gibt Möglichkeiten und immer mal wieder auch ein Happy End.

44-Jährige sitzt seit Jahren im Rollstuhl

So wie für die seit Jahren im Rollstuhl sitzende 44-jährige Martina Vogel und ihren nach einem Arbeitsunfall ebenfalls schwerbehinderten Mann Winfried (52). Die hatten zwar kein Geld, dafür aber Geduld, durchaus auch Glück – in erster Linie jedoch Beziehungen in Form von professioneller Hilfe. Als sie auf einer Wohnbörse der Essener Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstellen (KoKoBe) vorsprachen, nahmen die Dinge ihren Lauf. Plötzlich, aber irgendwie gar nicht so unerwartet. Wenn man denn weiß, wen man fragen muss.

Die freien Anbieter gar nicht mitgerechnet, gibt es allein in Essen zehn Träger der Behindertenhilfe. Und die unterstützen allesamt Einrichtungen wie etwa die sieben über die Stadt verteilten KoKoBe.

KoKoBe: Wir sind keine Wohnungsvermittler

„Unser Ziel ist es, volljährigen Menschen vornehmlich mit geistigen Behinderungen zu größerer Selbstständigkeit zu verhelfen. Wir vermitteln keine Wohnungen, beraten aber trägerneutral und kostenlos.“ Sagt Petra Pajonk, die sich mit ihren KoKoBe-Kollegen um genau solche „Fälle“ wie den der Vogels kümmert. „Es fehlt hier massiv an barrierefreien Wohnungen, darum müssten sich die Wohnungsbaugesellschaften mal kümmern.“

Seit zweieinhalb Jahren, seit sie eine Wohnung an der Blücherstraße im Eltingviertel fanden, ist beim Ehepaar Vogel in dieser Hinsicht Ruhe eingekehrt. Das Leben davor aber war schon speziell. Bereits mit 16 hatte Martina Vogel einen Schlaganfall, ein weiterer mit 30 warf sie dann völlig um. Seitdem sitzt die Frau im Rollstuhl, was aber nichts an ihrer kämpferischen Einstellung änderte. Neun Jahre lebte sie am Pläßweidenweg in einer Wohngruppe des Vereins Integrationsmodell, der Wunsch nach den „eigenen vier Wänden“ aber blieb. Irgendwann lernte sie ihren heutigen Mann kennen, der zunächst täglich mit der S-Bahn aus Wuppertal kam und sich dann eine kleine Wohnung am Zehnthof nahm. Keine Dauerlösung – dann aber kamen zum Glück die Wohnbörse und der Kontakt zur Deutschen Annington, der heutigen Vonovia.

Das war 2014, und nur ein Jahr später war Martina Vogel erneut bei der Börse. Als Expertin, als jemand, der eigene Erfahrungen handfest weitergeben konnte. 2016 fiel die Wohnbörse aus, bald aber ist wieder eine. Und raten Sie mal, wer wieder da ist und Tipps gibt.

>> „5. Wohnbörse in Essen steigt am 5. April

„5. Wohnbörse in Essen – Wohnen mit Unterstützung“ für Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung, deren Angehörige und Betreuer. Wann: Mittwoch, 5. April, 10-17 Uhr. Wo: Weststadthalle, Thea-Leymann-Str. 23. Veranstalter sind die Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstellen für Menschen mit geistiger Behinderung (KoKoBe). Kontakt: 860 72 77 oder via E-Mail an petra.pajonk@kokobe-essen.de
Experten und Gesprächspartner vor Ort: Menschen, die im Betreuten Wohnen leben oder arbeiten, KoKoBe, Wohn-Beratungsstelle, Sozialamt, Pflegeberatung, Pflegedienste, Landschaftsverband Rheinland, Wohnungsbaugesellschaften.