Karnap.. Der neue Abwasserkanal der Emscher muss ein Gefälle von 1,50 Promille haben, damit das Wasser zügig abfließen kann. Deshalb aber kommt der Kanal in 40 Metern Tiefe im Essener Norden an. Also müssen Pumpen das Abwasser nach oben befördern.


Eine der tiefsten Erdbaustellen des Landes betreibt die Emschergenossenschaft im nördlichen Zipfel der Stadt. Im Bereich der Emscher und B 224 an der Stadtgrenze zu Bottrop baut sie das neue Abwasser-Pumpwerk. „Wir kommen gut voran“, meldet Pressesprecher Ilias Abawi. „Der Saugraum ist nahezu fertigstellt, ebenso die beiden Kammern für die insgesamt zehn Pumpen.“

Die Baugrube ist 40 Meter tief – und misst ungefähr genau so viel im Durchmesser. Die künftige Anlage ist eines von drei Pumpwerken, die die Grundvoraussetzung für das Funktionieren des neuen unterirdischen Abwasserkanals Emscher bilden.

Rohbau ist Mitte 2015 fertig

Der Abwasserkanal Emscher verläuft von Dortmund bis Dinslaken. Im Osten des Ruhrgebiets ist er schon auf langen Strecken fertig. Damit sich keine Ablagerungen bilden und das Abwasser eine konstante Fließgeschwindigkeit von etwa 4 km/h hat, verfügt der „Emscherschnellweg unter Tage“ über ein Gefälle von 1,5 Promille. Das bedeutet: 1,50 Meter Gefälle auf einem Kilometer. Würde der Kanal durchgängig von Dortmund nach Dinslaken führen, käme er in rund 80 Metern Tiefe an – zu tief, um das Abwasser dann noch heben zu können.

Also muss das Abwasser bereits zwischendurch immer wieder hochgepumpt werden, um dann wieder im Freigefälle abfließen zu können.

Drei Pumpwerke wird es geben: Bottrop und Gelsenkirchen (beide bereits im Bau) sowie Oberhausen (befindet sich derzeit in der Genehmigungsphase).

Dem Pumpwerk an der B 224 wird darüber hinaus ab 2018 noch eine weitere Aufgabe zuteil: Es befördert das aus Osten ankommende Abwasser nach dem Heben direkt in die Kläranlage Bottrop in der Welheimer Mark. Dort wird es gereinigt und als sauberes Wasser wieder der dann renaturierten Emscher zugeführt – wie eine Art „Frischzellenkur“.

Der sich in der Mitte des gigantischen Erdlochs befindende Saugraum ist ebenso fast fertig gestellt wie die beiden Kammern für die Pumpen. Der Rohbau des Innengebäudes soll bis Mitte kommenden Jahres abgeschlossen sein, anschließend folgt der Einbau der Maschinen- und Elektrotechnik.

Erst wenn die Pumpwerke in Betrieb genommen werden können, kann auch der insgesamt 51 Kilometer lange Abwasserkanal Emscher zwischen Dortmund und Dinslaken genutzt werden – es wäre der Startschuss für die neue, saubere Emscher.

Nur noch sauberes Emscher-Wasser

Der Fluss wird dann nur noch sauberes Grund-, Quell- und Regenwasser führen, während das Schmutzwasser den „Emscherschnellweg unter Tage“, die Abwasser-Autobahn der Zukunft, und anschließend im Pumpwerk den „Abwasser-Turboaufzug“ nimmt.