Vogelheim. Der Bergbau und stimmungsvolle Lieder sind die große Leidenschaft des Vogelheimers Reinhold Kämmerer (65), der sich als Künstler „Rudy Cash“ nennt. Jetzt hat er ein neues Lied komponiert.

Die Kohle lässt ihn nicht los, der Gesang aber auch nicht. Allein auf Zeche Hugo in Gelsenkirchen hat Reinhold Kämmerer als Bergmann ein Vierteljahrhundert lang sein Geld verdient. Als Rentner konzentriert sich der 65-Jährige inzwischen auf die Musik. Dutzende von Lieder hat er bereits veröffentlicht und im gesamten Land zwischen Altenessen und Düsseldorf vorgetragen. Sein neuester Song heißt „Auf Kohle gebor’n“ – passend zum Herbst ein eher sentimentaler Blick zurück.

Saisoneröffnung auf Schalke

Als Rudy Cash steht der singende Bergmann seit Jahren auf den Bühnen. Die Fans von Schalke 04, die Anfang August die Saisoneröffnung erlebten, können sich noch an seinen Auftritt erinnern. „Da ist schon ein Traum von mir in Erfüllung gegangen“, gesteht Reinhold Kämmerer offen ein. Und dass jetzt auch vor jedem Spiel eins seiner Lieder durch die Arena schallt, ist für ihn wie ein Doppelpass mit Ernst Kuzorra.

Doch inzwischen ist aus seiner Karriere etwas die Luft heraus. Trat der Vogelheimer im vergangenen Jahr zum Beispiel noch beim 25. Appeltatenfest in Gladbeck auf, so hörte er diesmal nichts aus der Nachbarstadt. Er wäre sofort wieder gekommen. „Und ich bin noch nie auf der Zeche Zollverein aufgetreten. Das würde ich gern mal machen, aber sie laden dort lieber andere Leute ein, die das Steigerlied singen“, nimmt er kein Blatt vor den Mund.

Ganz übel empfand es der Sänger, dass er jetzt von einer Radiostation eine Absage erhielt. „Meine Musik passe nicht in deren Format, haben sie mir gesagt. Ich hab’ so einen auf die Fresse gekriegt, dabei hätten sie mich doch nur interviewen und vielleicht 30 Sekunden vom Lied spielen brauchen.“

Auch interessant

Doch ein echter Kumpel lässt sich nicht unterkriegen. Als ihn jetzt ein Freund ermunterte, ein eigenes Lied über den Bergbau zu schreiben, hatte er die passende Idee sofort parat. „Als ich vier Jahre alt war und an Stickhusten erkrankt war, hat mich mein Vater in der Morgendämmerung mit auf einen Spaziergang am Kanal mitgenommen. Und weil er als Bergmann immer so schwarze Augen hatte, habe ich ihn gefragt, wo er arbeitet und warum alle so dreckig sind.“ Da habe er ihm von der harten Arbeit, vom Geldverdienen, aber auch von „Freundschaft, Mut und Stolz“ der Bergleute erzählt. Und davon 60 Jahre später handelt „Auf Kohle gebor’n“ – demnächst auf YouTube im Internet zu hören.