Altendorf. . Seit zwei Wochen unterrichtet die Gesamtschule Bockmühle rund 370 Kinder in der ehemaligen Adelkampschule. Die Zustände sind zum Teil erschreckend.
Benni ist eigentlich zufrieden. „Das Gebäude ist recht schön“, findet der Zehnjährige. Gerade hat er seine zweite Woche an der Gesamtschule Bockmühle hinter sich. Er besucht allerdings nicht das Gebäude an der Ohm-straße in Altendorf, sondern die ehemalige Hauptschule an der Adelkampstraße in Frohnhausen.
Schulleiterin Julia Gajewski kann seine positive Einschätzung nicht unbedingt teilen. Sie muss jetzt hier den Unterricht der Jahrgangsstufen 5 und 6 organisieren. Denn das Hauptgebäude in Altendorf wird derzeit brandschutztechnisch auf neuesten Stand gebracht. Weil in der Bauphase immer ein Dutzend Klassenräume unbenutzbar sind, müssen die Kinder woanders unterrichtet werden. Container waren der Stadt zu teuer, wie Julia Gajewski zähneknirschend zur Kenntnis nehmen musste. Also blieb als Notlösung die Ausgliederung zweier Jahrgänge auf die südliche Seite der A 40.
Der Schulhof ist übersichtlicher
Die durchaus auch ihre Vorteile hat. „Der Schulhof ist viel übersichtlicher als bei uns. Das ist erfreulich“, lobt Reto Stein, der Didaktische Leiter der Gesamtschule. Die zehn- und elfjährigen Kinder genießen es auch, dass sie sich nicht mit den älteren Schülern den Pausenraum teilen müssen. So bekommen sie weniger Ellenbogen ab . . .
Doch die Positiv-Liste ist nichts im Vergleich zum Negativen, was das alte Gebäude zu bieten hat. Der ortsfremde Besucher braucht nur wenige Minuten, um sich angeekelt abzuwenden.
Beispiel Küche. Auf den ersten Blick macht dieser helle, komplett gekachelte Raum im Souterrain einen guten Eindruck. Bis Reto Stein den Kühlschrank aufmacht. Eine dicke Schimmelschicht bietet einen abstoßenden Anblick. Julia Gajewski: „Die Stadttochter RGE wollte uns gesundes Essen verkaufen. Doch an dem Tag, als es angeliefert wurde, war auch ein Lebensmittelkontrolleur ohne Ankündigung in der Schule. Der hat sofort gesagt: ,Hier wird nichts verkauft!’“ Dabei ist es bisher geblieben.
Trotzdem bekommen die Kinder im Ganztagsbetrieb ein warmes Mittagessen. Das wird am anderen Ende der Küche ausgegeben und dann in eine andere Klasse getragen. Der Geruch, der einem dort in die Nase steigt, erinnert an alte, längst vergessene, DDR-Zeiten: widerlich. Es sind offenbar Reinigungsmittel und Teppichkleber, die eine Duftmischung ergeben, die alles erzeugt, nur keinen Appetit auf das Mittagessen.
Der Technikraum, ebenfalls im Kellergeschoss, riecht anders: muffig, feucht. Früher hat es in der Klasse darüber wohl mal einen Wasserschaden gegeben.
Weil in der alten Hauptschule keine Fachräume für Kunst, Biologie und Musik vorhanden sind, entschied sich die Gesamtschule, sich im Fachunterricht auf Technik zu konzentrieren. Schließlich sind zweieinhalb Räume mit Material vorhanden. Doch erst nach dem Einzug stellte man fest, dass die meisten Stromanschlüsse stillgelegt sind. „Jetzt bleiben die Lötkolben eben kalt. Der Technikunterricht läuft nur theoretisch“, bedauert die Schulleiterin.
Über weitere Probleme wie proppevolle Linienbusse am Morgen, kaum Möglichkeiten für die Inklusion, fehlende WC, Doppelbelegung der Turnhalle oder Verkehrschaos vor der Schule könnte man eine Serie schreiben . . .