"BildungsCentrum Wirtschaft Essen" organisierte ein dreitägiges Berufscamp im Emil Frick Heim. 40 Mädchen und Jungen der Hauptschule Beisingstraße trainieren für ihre Zukunft
Nordviertel. Wie stelle ich meine Schüler möglichst frühzeitig auf Bewerbung und Arbeitsmarkt ein? Wahrscheinlich stellt sich Lehrer Thomas Hopmann von der Hauptschule Beisingstraße diese Frage in seinem Beruf täglich. Mit dem "BildungsCentrum Wirtschaft Essen" (BCW) hat er, zumindest für 40 Jungen und Mädchen der Klasse 8, eine Lösung parat. Mit Hilfe der Stiftung "Partner für Schule" organisierte das BCW ein dreitägiges Berufscamp, unter anderem im Emil Frick Heim in Stadtwald.
"Angst, Fluchtverhalten und Vermeidungsstrategien findet man ganz häufig bei Schülern, wenn es um die Berufswahl geht. Gerade Hauptschüler, die häufig hören, dass sie auf dem Arbeitsmarkt wenig Chancen haben, haben damit zu kämpfen", berichtet der Lehrer. Nur: Wie vermittelt man den Schülern das notwendige Wissen um die eigenen Stärken, ohne die es in Bewerbungssituationen schwierig wird?
"Mit spielerischen Aktionen und verschiedenen Übungen wollen wir den Jugendlichen Wissen über die Berufswelt und auch über sich selbst vermitteln", erläutert Heike Zapf vom BCW. Richtige Bewerbungstrainings kommen erst später an die Reihe. "Die Jungen und Mädchen sollen sich selbst entdecken. Das ist im Schulalltag etwas schwierig", ergänzt Thomas Hopmann.
Bin ich überhaupt zuverlässig, pünktlich, team- und kommunikationsfähig? Eine ganze Menge so genannter Schlüsselqualifikationen müssen die Berufseinsteiger, unabhängig von ihren konkreten Talenten, schon von Anfang an mitbringen. Und damit ist noch längst nicht die Frage geklärt, welche Berufe für welche Fähigkeiten zur Wahl stehen. Keine leichte Aufgabe für viele Schüler, egal ob Achtklässler einer Hauptschule oder Oberstufler eines Gymnasiums.
Betül Karadavut (13) von der Beisingschule hat noch nicht auf jede Frage eine Antwort gefunden. "Schauspielerin oder Sängerin", antwortet sie spontan auf die Frage nach ihrer Zukunft. Dann zögert sie, weiß, dass es damit nicht ganz so leicht wird. Jedoch ist sie weiter als viele ihrer Freundinnen. "Die wollen Hausfrau werden", sagt sie.
Schulkamerad Raphael Aberscheidt (14) weiß auch noch nicht, wohin es ihn nach seiner Schullaufbahn führen wird. Aber über seine Qualitäten und seine Außenwirkung hat er in den vergangenen drei Tagen Einiges gelernt. "Ich weiß jetzt, wie ich ankomme. Viele halten mich für genau und korrekt, ich dachte immer, das sei eher durchschnittlich", erzählt er. Nein, ein richtiges Handwerk will er nicht erlernen. "Meine Stärken liegen im Rechnen und bei den Sprachen", führt Raphael aus. Sein Lehrer Thomas Hopmann kommentiert: "Die Schüler sollen mit einem richtigen Paket nach den drei Tagen heim gehen."
Gerade im eigenen Elternhaus, hat er festgestellt, hapere es oft an der Unterstützung fürs Kind in der Findungs- und Einstiegsphase. Das bestätigt auch Heike Zapf: "Aufgaben, die früher traditionell durch die Eltern übernommen wurden, sind weggebrochen." Und Schule allein, fügt Hopmann an, könne das sicherlich nicht leisten.
Einiges aber schon. Für Betül und Raphael stehen in den kommenden Jahren Praxis-, Benimm- und Bewerbungstrainings auf dem Stundenplan. Thomas Hopmann: "Unsere Aufgabe ist es auch, das Thema in den Köpfen präsent zu halten." Denn eins ist klar: "Zu früh" gibt es bei der Einstellung auf die Berufswelt heutzutage nicht mehr.