Altendorf. . Im Altendorfer Mädchen-Treff Perle finden junge Frauen seit 25 Jahren Halt, Lebenshilfe und die Möglichkeit, ihre Freizeit zu gestalten. Ziel ist es, mehr Selbstständigkeit, besonders für Mädchen aus Migrantenfamilien, zu erreichen. Seit vielen Jahren leitet Ruth Köhler den Treff.

„Das Schaukelpferd, die Tasche und die drei Pullover – alles zusammen für fünf Euro“, sagt Ruth Köhler. Eine Frau, die kaum Deutsch spricht, gibt Köhler drei Euro, den Rest lässt sie anschreiben, weil sie gerade nicht mehr hat. Dann packt sie die Sachen auf den Kinderwagen und zieht mit ihren drei Kleinen los. So oder ähnlich läuft es jeden Tag im Mädchentreff Perle an der Helenenstraße 19. Die Anlaufstelle für Mädchen und Familien besteht jetzt 25 Jahre und schlägt sich immer wieder durch – wie die Menschen aus der Nachbarschaft, die die Unterstützung „ihrer“ Perle dringend brauchen.

Seit 23 Jahren leitet Ruth Köhler den Mädchentreff. Fast ebenso lange laufen hinter dem kleinen Schaufenster an der Helenenstraße 19 Lebensberatung, Hausaufgabenhilfe, Freizeitgestaltung, Bewerbungshilfe, Gruppenspiele und Flohmarktverkauf. In fast zweieinhalb Jahrzehnten hat Ruth Köhler viele Mädchen kommen und gehen gesehen. „Es tut schon gut, wenn ich höre, die eine studiert bald in San Diego (USA), die andere hat erfolgreich ihre Ausbildung abgeschlossen, die nächste hilft jetzt hier ehrenamtlich als Betreuerin. Aber ich kenne auch andere Fälle, wenn junge Frauen es nicht in die Selbstständigkeit schaffen.“

90 Prozent der Mädchen und jungen Frauen, die regelmäßig die Perle besuchen, kommen aus den bekannten Einwanderungsländern, sind Flüchtlinge aus Kriegsgebieten, oft traumatisiert, manche gar ohne Eltern. „Dennoch raufen sich hier alle in unserer Familie zusammen“, sagt Köhler. Wer die sozialen Regeln jedoch nicht lernen will, muss draußen bleiben. Auch dafür steht Ruth Köhler.

Gegründet wurde der Mädchentreff Perle als offener Treffpunkt für Kinder- und Jugendarbeit, getragen vom Katholischen Jugend-Trägerwerk Essen, 1988 in Altendorf. Köhler: „Damit waren wir am richtigen Ort.“ Obwohl es einer der dicht besiedelten Stadtteile ist, halte Altendorf für Mädchen kaum interessante, ihren Bedürfnissen nahe kommende Angebote bereit.

Aktuell besuchen wöchentlich ca. 80 bis 100 Mädchen und junge Frauen von sechs bis 25 Jahren die Gruppen oder offenen Angebote im Mädchentreff. Viele bringen gleich mehrere Geschwister mit. Für viele dieser Mädchen ist Ruth Köhler wie eine Mutter, zu der sie Vertrauen haben können.

Vor 25 Jahren habe gerade eine Phase begonnen, in der junge Frauen selbstständiger sein wollten. Auch das habe den Mädchentreff mit seinen Ansätzen unersetzbar gemacht. Aber weil die Zuschüsse stets gekürzt wurden, ist die Perle immer mehr auf Spenden und den Flohmarktverkauf angewiesen. Und die Nachbarn helfen gern. auch Pastor Gerd Belker macht sich immer wieder stark für die Perle: „Diese wichtige Lebenshilfe muss man einfach fördern.“