Essen-Borbeck. .

Schon während ihrer Ausbildung zur Justizangestellten träumte Nicole Gettler von ihrem eigenen Café. Jetzt, mit 45 Jahren, hat sie sich den Traum erfüllt. Mitten in Borbeck eröffnete sie ihr eigenes kleines Lokal mit einem Angebot, das weder Fisch noch Fleisch ist: Das „Café Fleischlos“ ist laut Gettler das erste rein vegane Café in der Stadt.

Wenn – wie nächste Woche – auf der Mittagstisch-Karte Hot Dogs oder Frikadellen stehen, kann jeder da beherzt hineinbeißen – auch derjenige, der eigentlich um tierische Produkte einen großen Bogen macht. Denn wie der Name ihres Cafés schon sagt, bietet sie hier nichts an, mit dem mal ein Tier zu tun hatte.

Und damit liegt sie durchaus im Trend: Laut dem Vegetarierbund Deutschland (Vebu) leben in der Bundesrepublik sieben Millionen Vegetarier, davon sind 700 000 Veganer, also Menschen, die völlig auf tierische Produkte wie Milch, Käse und Eier verzichten. Und die Tendenz steigt weiter an, mittlerweile gebe es 15 Mal so viele Veganer wie noch vor 20 Jahren.

Doch sieht sie sich nicht als jemanden, der einen Trend bedient: „Ich bin eine echte Überzeugungstäterin“, lacht sie. Schon seit 1998 lebe sie vegetarisch, vor zwei Jahren ging sie dann zur komplett veganen Lebensweise über. Auslöser war ein Urlaub im Gnadenhof Butenland: „Dort leben Tiere, die vorher in schlimmen Zuständen gelebt haben und gerettet worden sind“, berichtet sie. Die Berichte des Hofbesitzers – einst selbst Milchbauer – hätten sie zum Umdenken gebracht: „Als ich zu Hause angekommen bin, habe ich alles aus dem Kühlschrank geworfen, was mit Tieren zu tun hatte.“

Zeiten und Angebotspalette

Geöffnet hat das Café Fleischlos, Weidkamp 5, montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags von 9 bis 13 Uhr. Sonntags ist geschlossen.

Zwei Gerichte gibt es im wöchentlichen Wechsel von 12 bis 14 Uhr als Mittagstisch, samstags serviert Nicole Gettler Frühstück. Darüber hinaus gibt es u. a. veganen Café und Kuchen. In einem kleinen, angeschlossenen Shop können zudem rein vegane Lebensmittel – von der Grillware bis zum Eiersatz – erstanden werden.

Zum Umdenken brachte sie auch ein Jahr Arbeitslosigkeit: „Durch die Finanzkrise haben 360 Leute in der Bank, in der ich bis dahin gearbeitet hatte, ihren Job verloren – darunter ich auch“, erinnert sich Gettler.

In der Zeit dachte sie vermehrt über ihren Traum nach. Zwar fing sie zunächst erneut einen Verwaltungsjob an, „aber ich merkte: das kann’s nicht mehr sein für mich.“ Dass sich die gebürtige Borbeckerin ihren Traum vom Café dann in ihrem Heimatstadtteil erfüllte, lag nahe. „Die Ecke hier hat Potenzial“, sagt sie. Immerhin: Unweit des Cafés, am Weidkamp 5, liegt ein Bioladen, gegenüber eine Boutique mit Bistro. „Es müssten mehr solcher Läden hierhin kommen.“

Nach knapp vier Wochen habe sie schon einige Stammkunden gewinnen können – übrigens längst nicht nur Veganer: „Hier dürfen alle rein“, lacht Gettler. „Wenn es auch Fleischessern hier schmeckt, freue ich mich umso mehr.“