Stoppenberg/Heisingen. .

Gemalte Bilder, welche längst abgerissene Ansichten zeigen und damit ins Jetzt bringen – das ist die Spezialität des Malers Heinz Josef Klaßen. Doch der Künstler komponiert und mischt nicht nur die Töne mit Ölfarben. Er fotografiert zuerst und nimmt diese Bilder als Vorlagen seiner Arbeiten. So entstehen Werke mit dokumentarischem Charakter. Klaßen war in den letzten 40 Jahren vor allem als Stadtmaler aktiv.

Farb- und Lichtspiele

Er hat seit 1970 Ecken und Plätze fotografiert, die längst auf der Stadtsilhouette verschwunden sind. „Ich war oft am heutigen Rheinischen Platz und auf dem Schlachthof. Wenn dort die Züge in der Abendsonne standen, ergab das ein schönes, warmes Licht“, erläutert Heinz Josef Klaßen seine Motivation. „Fast täglich bin ich mit dem Auto durch Essen gefahren, um Szenen zu finden, die sonst niemand im Blick hatte. Oft habe ich mehrmals den selben Ort angesteuert und dort fotografiert.“ Denn das Wechselspiel von Licht und Schatten, möglichst noch mit starken Farben gemischt – das ist seine Welt.

Häufig standen die entwickelten Dias Jahre lang in Magazinen im Regal – aber klar katalogisiert. „Es gibt Tage und Jahreszeiten, da ist fotografieren wichtiger als malen“, sagt der 76-Jährige. Er weiß fast immer genau, wo seine gemalten Bilder spielen. „Am Rheinischen Platz war in den vergangenen Jahrzehnten fasst immer etwas los, was ich festgehalten habe“, schwärmt Klaßen von einem seiner liebsten Einsatzorte. Da alle diese Objekte mittlerweile verschwunden sind, haben seine Gemälde einen heute bereits außergewöhnlichen dokumentarischen Wert. Auch Bahnanlagen haben es ihm angetan: „Züge bringen Bewegung in die Umgebung.“ Die Straßenbahn mit der Bierreklame, die Klaßen in den Anfängen seines Schaffens festhielt, fährt ihre letzten Tage vor dem Schneidbrenner heute im Nordrumänischen Arad ab.

So macht der Heisinger die Vergangenheit mit seinen Bildern gegenwärtig. Mehr als 40 Jahre lang hat er die Stadt gemalt. Ausgangspunkt waren immer eigene Fotografien von Häusern, dem Hafen, Tankstellen und Bahnanlagen. Aber auch Gebäude mit bunter Werbung haben es ihm angetan.

Klaßens gestaltete seine Bilder mit künstlerischer Freiheit. „Was das Objektiv und der Film nicht an Kontrasten zeigen können, habe ich herausgearbeitet“, beschreibt Klaßen. Die Techniken hat er ausprobiert und sie im Laufe seines Schaffens perfektioniert. Klaßen ging es und geht es um eine eigenständige Wirklichkeit der Bilder. Sie zeigen, wie auch, wie das Nützliche und Geschätzte sich schnell als unzeitgemäß und nicht mehr brauchbar erweist und dann vergessen wird.