Stoppenberg. .
Als Motto für seine erste Predigt wählte er einen kurzen, aber wichtigen Appell: „Gutes tun“. Gutes tun will auch Norbert Linden als neuer Pfarrer der Pfarrei St. Nikolaus. Offiziell eingeführt wurde er bereits am Sonntag, doch dieses Amt mit Inhalt füllen, dazu braucht der 42-jährige Seelsorger wohl noch etwas Zeit.
Die Wände seines neuen Büros im Pfarrgebäude an der Essener Straße sind weiß und noch recht kahl. Der Geruch frischer Farbe hängt in der Luft. An der Wand lehnt, etwas verloren, ein einsamer Koffer. „Der gehört mir nicht mal“, sagt Norbert Linden und blickt vielsagend zur Decke. „Oben wird gerade erst die Pfarrwohnung renoviert. Ich glaube, so richtig angekommen bin ich erst, wenn ich dort eingezogen bin. Irgendwann, im Juli.“ Immerhin: Ganz fremd ist Pfarrer Linden hier nicht. Zwischen 1998 und 2000 hat er hier einen Teil seiner Ausbildung absolviert. „Ich habe also schon ein wenig Stallgeruch“, sagt er mit einem Lächeln. „Und am Sonntag bei der Predigt haben mich auch einige gleich wiedererkannt.“
In der Mitte seines Büros steht nur ein kleiner Tisch. Darauf liegen einige Briefe, adressiert an den neuen Pfarrer. „Glückwünsche und Willkommensgrüße“, sagt Linden. Alle Kuverts aufzumachen, dazu ist er noch immer nicht gekommen. Gleich daneben finden sich etliche Schlüssel: „Generalschlüssel“ steht auf einem Anhänger; „Poller“ auf einem anderen. Die Schlüssel öffnen allesamt Türen in der Gemeinde St. Nikolaus in Stoppenberg. Doch es werden sicherlich noch einige hinzu kommen. Vier Jahre lang war Linden Pastor in Bottrop-Fuhlenbrock. „Hier jedoch bin ich Pastor und Pfarrer in einer Person, also gemeindeübergreifend auch für St. Elisabeth in Schonnebeck/Kray und St. Joseph im Stadtteil Katernberg zuständig.“
Es wartet also viel Arbeit auf den neuen Seelsorger, der nicht nur Vorsitzender des Kirchenvorstandes ist, sondern auch Leiter des Pastoralteams, dem alle Seelsorger und Seelsorgerinnen der Pfarrei angehören. Gegründet wurde die Pfarrei St. Nikolaus, zu der auch die Filialkirchen Hl. Schutzengel und Heilig Geist zählen, bereits am 1. April 2008. Eine Form der Zentralisation, die in der Kirche schon beinahe zur Tagesordnung gehört, die jedoch nicht allein dem Wunsch nach Bündelung der Kräfte geschuldet ist. Eher schon der Notwendigkeit folgt, da „die Zahl der Gläubigen abgenommen hat“, wie Linden sagt.
„Viele Menschen haben die Bindung an die Institution Kirche verloren“, gibt Linden zu. Doch noch immer kommen viele in die Gotteshäuser – z. B. anlässlich einer Heirat oder der Taufe ihrer Kinder. „Dann besinnen sie sich“, sagt Linden. „Auch in Momenten, wo sie Trost und Beistand brauchen.“
Dennoch: Die Kirche muss sich neu positionieren und einen neuen Zugang zu den Menschen finden. Schon aus ureigenstem Interesse: Um die Zahl der Gläubigen zu mehren, doch auch, um die eigene Basis zu erhalten: „Woher sollen die Priester denn kommen, wenn nicht aus den Reihen der Gläubigen selbst?“, fragt Pfarrer Linden, der schon in jungen Jahren als Messdiener eine Nähe zur Kirche und Glauben aufbaute.
Wie dies funktionieren kann, dafür gibt es zwar keine Gebrauchsanweisung, wohl aber einen Pastoralplan, der kaum länger existiert als Lindens Amtszeit in Stoppenberg währt. Bereits kurz nach Gründung der Pfarrei St. Nikolaus setzten sich das Pastoralteam, Pfarrgemeinderat und Gemeinderäte zusammen, um zu beraten, was „Kirche hier und heute tun muss, um dem Auftrag des Evangeliums gerecht zu werden“, wie Linden sagt. „Der nun erstellte Pastoralplan ist keine Direktive, aber sicher nicht als Empfehlung, sondern als Handlungsanweisung zu verstehen.“
Zu diesem Zweck sammelte man lange und intensiv Meinungen und Anregungen, wie lebendige Gemeindearbeit aussehen kann. „Im Ergebnis erhielten wir ein recht genaues Bild über die Bedürfnisse und Erwartungen der Katholiken in der Gemeinde“, sagt Linden. Diese reichen vom ökumenischen Wunsch „Mitglieder anderer Kirchen mit offenen Armen zu empfangen“ bis hin zur Sehnsucht „sich spirituell zu erneuern.“ Schon deshalb will man künftig Angebote entwickeln und fördern, „um Menschen in vielfältiger Weise mit der Gemeinde in Berührung zu bringen.“ Und man will Kontakt zur Jugend suchen: in Messen, aber auch in einer Jugend-Pastoralkonferenz. Überschrieben war die Aktion mit „Kirche vor Ort hat nur eine Zukunft, wenn ... „ Diese Frage hat Linden schon in der Predigt beantwortet: Er will Gutes tun.