Borbeck. .
Noch Mitte vergangenen Jahres war das Stadtbad Borbeck in aller Munde, wurde sogar im hitzig diskutierten „Bäderkompromiss“ mit 4,7 Mio. Euro Fördergeldern berücksichtigt. Doch davon spricht momentan kaum jemand. Kevin Kerber, Vorsitzender des TuS 84/10, der das Stadtbad betreibt, befürchtet nun sogar, die Pläne und Vereinbarungen von einst könnten gänzlich in Vergessenheit geraten.
In der jüngsten Sitzung des Sport- und Bäderausschusses wurde jedenfalls nur über die Vorbereitung des Bauvorhabens „Thurmfeld“ als Ersatz für das marode Hauptbad geredet. In der Einladung zur Sitzung bzw. in der Vorlage war noch zu lesen, man wolle in der Sitzung über alle drei Projekte informieren. In der Vorlage zur „Phase 0“ selbst wurde dann jedoch nur das Thurmfeld beschrieben, auf das Freibad „Hesse“ und auch das Stadtbad Borbeck nicht mit einer Zeile auf Kosten, Bauplan und ähnliches eingegangen.
Da diese Vorlage allen Fraktionen im Vorfeld der Sitzung bekannt war, stellten SPD und Linke den Antrag, auf der nun kommenden Sitzung am 19. Juni Zahlen für das Stadtbad Borbeck und Hesse vorzulegen, um eine einheitliche Kostenschätzung zu gewährleisten. Doch dieser Antrag wurde vom Sportausschuss mehrheitlich abgelehnt. Eine Tatsache, die TuS-Chef Kevin Kerber erstaunt, aber auch beunruhigt, sieht er doch den Zeitplan für die Umsetzung der drei Projekte gefährdet: „Im September dieses Jahres soll der Sportausschuss einen Baubeschluss fassen und noch immer warten wir auf eine detaillierte Darstellung der entsprechenden Planungen und Verfahrensschritte für Borbeck und Dellwig. Das kann einfach nicht sein.“
Nicht alles in Frage stellen
Die jüngst geäußerten Befürchtungen der Politiker, das Ganze könne deutlich teurer werden als erwartet und der Kompromiss so ins Wanken geraten, trug nicht zu Kerbers Beruhigung bei: „Ich weiß nicht, warum jetzt alles in Frage gestellt wird, zumal sich die Prognosen des Altenessener Ingenieurbüros Zebra allesamt im Kostenrahmen bewegen.“ Kerber befürchtet nun, die Sanierung des Borbecker Stadtbades könne im allgemeinen Bemühen, Thurmfeld zu realisieren, gänzlich auf der Strecke bleiben oder zumindest zeitlich weit nach hinten geschoben werden, da auch „Hesse“ bei einigen Politikern Priorität besitzt. Kevin Kerber: „Finanzielle Verschiebungen zwischen den drei Bädern sind aus unserer Sicht jedenfalls nicht zulässig.“
Für Irritationen im Lager des TuS 84/10 sorgte auch die im Sportausschuss getätigte Aussage von Espo-Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg, der nicht zum ersten Mal betonte, das Stadtbad Borbeck besäße für den Espo keine höhere Priorität als andere Bäder in der Stadt. „Das Bad in Borbeck rückte erst in den Fokus, als über einen möglichen Standort Schölerpad als Ersatz für das Hauptbad diskutiert wurde“, wie Rohrberg auf Nachfrage erklärt. „Diese Variante hätte das Aus für Borbeck bedeutet. Erst als Schölerpad nicht mehr zur Debatte stand, war klar, das Stadtbad zu erhalten und, wenn nötig, sanieren zu wollen.“
Planung jetzt beginnen
Kerber kann dieser Haltung nur wenig abgewinnen und stellt die nicht ganz unberechtigte Frage: „Wieso hat man beizeiten unser Stadtbad überhaupt in den Kompromiss einbezogen? Dann hätte man das Geld doch gleich auf die anderen Projekte verteilen können.“ So beruft sich der Tus-Vorsitzende auf den Beschluss, der unisono von allen Ratsfraktionen und auch von der Bezirksregierung getragen wurde. Dabei schwebt ihm folgender Zeitplan vor: Beginn des Neubaus am Thurmfeld und Umbau des Freibads „Hesse“ schon im Herbst dieses Jahres. Zeitgleich dazu Beginn der Planungen für das Borbecker Stadtbad. Sollte das Hallenbad Thurmfeld – wie prognostiziert – nach drei Jahren Bauzeit fertig sein, könne die Sanierung in Borbeck beginnen.
Rohrberg indes setzt – ebenso wie die Politiker aller Lager – andere Prioritäten: „Erst einmal muss Thurmfeld in trockene Tücher gebracht werden, weil daran auch das weitere Schicksal des Hesse-Bades hängt“. Wichtig sei das Ergebnis des laufenden Architekten-Wettbewerbs für das Hallenbad Thurmfeld. „Alles weitere liegt dann in Händen der Politiker.“ Um das Stadtbad Borbeck wolle und werde man sich kümmern, wenn es nötig ist. Kerber dazu: „Bleibt nur die Frage, ob und wann mit der Sanierung begonnen wird, sonst sitzen die Sportler und Bürger in Borbeck vielleicht am Ende auf dem Trockenen“.
Das Stadtbad Borbeck besitzt nicht nur im Stadtteil, sondern im gesamten Bezirk hohe Bedeutung. Es ist für mehr als 42 000 Schulschwimmer, für Vereine und für Bürger ein wichtiger Bestandteil der Sportinfrastruktur. Als der TuS 84/10 im Jahr 1999 das Bad übernahm, war dies ein wagemutiger Schritt. Die Kosten für den Umbau des Gebäudes betrugen 550 000 Mark, von denen der TuS 70 000 Mark in Eigenleistung erbrachte. Inzwischen hat sich das Bad zu einem florierenden Sport- und Gesundheitszentrum entwickelt. Auch ein Bistro, die „Borbecker Küste“, gibt es dort.