Altendorf. .
„Leben am Krupp-Park“ – wie dies künftig aussehen kann, darüber machten sich beim gleichnamigen Wettbewerb Studenten aus Essen, Bochum, Dortmund und Wuppertal konstruktive Gedanken. Und auch wenn ihre Konzepte sicher nicht zu 100 Prozent Realität werden, so gewann die Jury doch wichtige Ansätze und Erkenntnisse für die weitere Entwicklung des Krupp-Gürtels im Stadtteil Altendorf.
Im Jahr 2011 hatte das Essener Architektur- und Planungsbüro Koschany+Zimmer in Kooperation mit der Stadt Essen und der ThyssenKrupp Real Estate GmbH den Wettbewerb ausgelobt, um vorbild- und beispielhafte Lösungen für innerstädtisches Wohnen zwischen der Altendorfer Straße, dem Helenenfriedhof, dem neuen Krupp-Park sowie dem Stadtteil Altendorf zu finden. Die Arbeiten der vier Preisträger sind noch bis Freitag, 25. Mai, im „Treffpunkt Altendorf“, an der Kopernikusstraße 8, zu sehen.
Alle Teilnehmer erhielten das selbe Plangebiet. Ihre Aufgabe: Die Gestaltung eines insgesamt 6,5 Hektar großen Gebietes an der Altendorfer Straße, vis-a-vis des Krupp-Parks. Noch steht auf dem Gelände der alte Real-Markt, der allerdings um 300 Meter verlagert werden wird (wir berichteten). Die Baustelle der neuen Filiale in Höhe der Haedenkampstraße/Ecke Altendorfer Straße ist bereits erkennbar.
Sieger kommt aus Bochum
Offensichtlich sitzt der hoffnungsvolle Architektennachwuchs aktuell vorrangig in Bochum, denn sowohl der erste, zweite als auch der vierte Platz der Konkurrenz entfiel auf Kandidaten der dort ansässigen Hochschule. Den dritten Platz holte sich ein Quartett der Technischen Universität Dortmund. Dass die Bochumer den Wettbewerb dominierten, hat laut Steffen Lenze vom Essener Stadtplanungsamt jedoch noch einen anderen Grund. „In Bochum galt das Projekt als Pflichtaufgabe.“ Beteiligt war dort ein gesamter Jahrgang. „Die Chance, dass unter der Vielzahl der Beiträge ein preiswürdiger dabei ist, war also deutlich größer“, so Lenze weiter.
Den mit einem Betrag von 1000 Euro dotierten Sieg sicherte sich Kimon Krenz, der an der Hochschule Bochum von Professor An-dreas Fritzen betreut wird. Sein Projektvorschlag mit dem Titel „Inmitten“ fand das einstimmige Votum der Jury. Für Krenz’ Arbeit sprach unter anderem die Tatsache, einer „guten Analyse des Umfeldes“ einen städtebaulichen Entwurf folgen gelassen zu haben, der „im Übergang zu den jeweils angrenzenden Arealen eine angemessene und gute Antwort findet“, wie es in der abschließenden Beurteilung heißt.
Kimon Krenz nutzt für sein Konzept das benachbarte Wegesystem und entwickelt so den Stadtteil Altendorf auf eine selbstverständliche Art und Weise in Richtung Park weiter. Den Grundbaustein der Bebauungsstruktur innerhalb von Ost-West ausgerichteten Gebäudestreifen bilden Wohnblöcke, wobei sich die östlichen Gebäude U-förmig zum Park hin öffnen. Straßenachsen sowie Flächen für Fußgänger wurden unterschiedlich gestaltet, was ihnen einen ganz eigenen Charakter verleiht. Öffentliche, halböffentliche und private Außenräume wechseln sich ab, wobei den grünen Höfen als privater Außenraum besondere Beachtung geschenkt wird.
Lob der Jury
Der Nutzungsmix aus Geschosswohnungsbau, sogenannten „Townhouses“ für junge Familien und „Wohngemeinschaften“ in überwiegend dreigeschossiger Holztafelbauweise wurde überzeugend dargelegt und würde „eine Realisierung des Konzeptes in Bauphasen und mit unterschiedlichen Planern erlauben“, wie die Jury lobend erwähnte.
Dass der Siegerentwurf Chancen besitzt, zumindest in kleinen Teilen realisiert zu werden, hält Lenze für durchaus möglich. „Der Ausbau des Krupp-Gürtels gliedert sich bekanntermaßen in drei Abschnitte.“ Zum einen der Ausbau der Altendorfer Straße, die einen eigenen Bahnsteig plus Haltestelle erhalten wird. Zum anderen eine Riegelbebauung mit Dienstleistungssektor, die die stark befahrene Straße von der eigentlichen Wohnbebauung, quasi als Lärmpuffer, trennt. Und zum Dritten die neue Wohnsiedlung selbst. Lenze: „Zwar hat der Sieger – wie einige andere Mitbewerber auch – das geplante Dienstleistungszentrum nicht in sein Konzept übernommen, der Entwurf ist jedoch ohne weiteres kompatibel zu den bisherigen Planungen.“ Dies ist natürlich auch dem Eigentümer der Planfläche, ThyssenKrupp, nicht verborgen geblieben, der ebenfalls zur Jury zählte.
Auch wenn der Bau der verlagerten Real-Filiale bereits begonnen hat, wird auf dem ehemaligen Standort nicht vor 2014 gebaut. Nach dem Abriss des alten Domizils muss das Grundstück erst aufgearbeitet werden. Dann entscheidet sich, ob der Eigentümer ThyssenKrupp das Areal selbst entwickeln will oder Teile davon in die Obhut von Investoren geben wird, ähnlich wie im Uni-Viertel. Auch der Ausbau der Altendorfer Straße – sie erhält eine neue Haltestelle – wird nicht vor 2014 beginnen.