Frintrop. .
Die Diskussion um die Zukunft der Walter-Pleitgen-Schule (WPS) schlägt hohe Wellen. Die Schule läuft aus, doch die Eltern wollen für ihre Kinder um den Standort Im Neerfeld kämpfen, präsentierten nun im Schulterschluss mit der Politik ein Alternativkonzept. Mit Annette Görgens-Pfeiffer vom Schulamt Essen sprach Michael Heiße über die Machbarkeit des Modells „Schule Frintrop“.
Frau Görgens-Pfeiffer, die Walter-Pleitgen-Schule läuft aus. Hat das Schulamt nun den „Schwarzen Peter“?
Ganz sicher nicht. Ich sehe mich auch nicht als „Spielverderber“. Nachdem die WPS nur 13 Neuanmeldungen verzeichnete, war klar, dass die Schule ausläuft. So sind die Richtlinien und daran muss sich die Verwaltung halten. Da greift ein Automatismus.
Nicht wenige erachten dies als vorschnelle Entscheidung. Hätte man damit noch warten sollen?
Nein, diese Frage stellt sich auch gar nicht. Gemäß unserer Richtlinien billigten wir eine Frist von vier Monaten zu. Von Anfang November 2011, dem Termin der Anmeldung, bis Ende Februar 2012. Diese Frist ist verstrichen, ohne dass sich etwas zum Positiven verändert hätte. Und dies, obwohl die Verwaltung vorher alle noch unentschlossenen Kandidaten angeschrieben hatte. Dass diese Karenzzeit seit einigen Jahren kürzer ist, als in den Jahren zuvor, hat seinen Grund: Damit wollen wir Planungssicherheit für die Schulen und Eltern schaffen.
Nicht nur die Eltern, sondern auch Lokalpolitiker favorisieren nun die Schließung der Walter Pleitgen- und der Alfriedschule, verbunden mit der Gründung einer neuen Schule an beiden Standorten unter anderem Namen. Hat dieses sogenannte Modell „Schule Frintrop“ aus Ihrer Sicht eine Zukunft?
So attraktiv sich dieser Vorschlag auch anhören mag. Ich persönlich bin eher skeptisch, dass sich dieses Modell realisieren lässt.
Was spricht dagegen?
Um zwei Schulen zusammenlegen zu können, braucht es zwei funktionierende Systeme. Dies ist hier nur bei der Alfriedschule der Fall. Die WPS hingegen läuft aus.
Das Thema ist für Sie also schon wieder vom Tisch?
Nein. Ich werde mich mit der Bezirksregierung in Verbindung setzen, um das von der Politik vorgeschlagene Modell zu erörtern. Dies ist kein Versprechen, nur eine rechtliche Prüfung. Bei diesem Modell handelt es sich nicht um einen Verwaltungsvorschlag. Zumal es seine ganz eigenen Schwächen hat.
Können Sie diese Schwächen konkretisieren?
Bei einer solchen Entscheidung spielt das Personal eine wichtige Rolle. Das Unterrichten an kleinen Standorten birgt immer die Gefahr unzureichender Lehrerversorgung. Wenn da mal jemand ausfallen sollte, ist dies vom anderen Standort oft nur sehr schwer zu kompensieren. Zudem ist bei einer Zusammenlegung und der, durch die Schulleitung vorzunehmende gleichmäßige Verteilung auf die Standorte nie garantiert, welcher Schüler welchen Standort besucht. Dies kann zu ungewollten Härten führen, wenn ein Kind, das nah an der Alfriedschule wohnt, plötzlich ins Neerfeld pilgern muss.
Gehen wir einmal davon aus, dass alles so bleibt, wie es ist. Was passiert mit dem WPS-Gebäude?
Wenn Sie auf einem möglichen Abriss der Schule anspielen, kann ich sie beruhigen. Das Domizil wird, wenn es schulisch nicht mehr benötigt wird, wieder der Immobilienwirtschaft überantwortet, die sich über eine mögliche Vermietung oder einen Verkauf Gedanken machen wird. Dabei erscheint auch eine Umnutzung wie beispielsweise in der Ruhrau-Schule denkbar. Dort entsteht nun eine Kindertagesstätte.
Und welche Konsequenzen hat der Wegfall der WPS für die betroffenen Schüler?
Nachdem klar war, dass die WPS ausläuft, hat die Schulleitung sofort reagiert. Sechs Kinder wurden inzwischen an der Alfriedschule angemeldet. Die sieben verbliebenen Erstklässler sind an anderen Schulen im Borbecker Raum angemeldet worden. Im Stadtbezirk IV besteht da ein Überangebot an Plätzen, wenn auch die Schulwege zugegebenermaßen recht lang werden können. Aber das ist nicht zuletzt das Schicksal eines Stadtteils an der Peripherie.
Kommentar
ltern wollen immer nur das Beste für ihre Kinder. Dies schließt neben einem intakten familiären Umfeld auch die sorgsame Betreuung in Kita und Schule ein. Dies alles soll ortsnah, auf bekanntem Terrain stattfinden. Der Wunsch auf Erhalt der Walter-Pleitgen-Schule ist daher verständlich.
Das Schulamt indes muss über die Mauern der Frintroper Grundschule hinausblicken. Bei nur 13 Anmeldungen – fünf unter Minimum – muss die Frage erlaubt sein, ob es sinnvoll ist, den Standort Im Neerfeld überhaupt zu halten.
Mögliche Neuschüler für die WPS gab es genug. Doch einige Eltern haben sich für eine Schule in Oberhausen oder Mülheim entschieden. „Unser Standort ist eben nicht sonderlich attraktiv“, erklärten einige Betroffene beim jüngsten Treffen mit den Ortspolitikern.
Nicht ganz zu Unrecht weist Annette Görgens-Pfeiffer darauf hin, dass die Misere der WP-Grundschule weder unsozialen Gesetzen, noch der Willkür des Schulamtes geschuldet ist: „Das Aus der Schule, war letztlich die Entscheidung der Eltern selbst“.