Altendorf. .
Dealen in der Bäckerei, Drogenhandel auf offener Straße, Kinder, die als „Kuriere“ eingesetzt werden – im vergangenen Jahr schlugen die Wellen in Altendorf hoch, als sich couragierte Bürger entschlossen, gegen den offensichtlichen Drogenhandel mobil zu machen. Unterschriften wurden gesammelt, Polizei und Stadt in die „Pflicht“ genommen, ein Gang durch das Viertel, begleitet von Funk und Fernsehen, veranstaltet. Mit dem Ergebnis, dass die Ordnungsmacht ihre Präsenz erhöhte und die Öffentlichkeit für das so heikle Thema sensibilisiert wurde.
All das sei zwar ein Anfang, doch „wir wollen, dass sofort etwas passiert“, fordern 30 Altendorfer Bürger, die sich am vergangenen Dienstagabend erneut getroffen haben, um über die Auswüchse des Drogenhandels in ihrem Stadtteil zu diskutieren. Moderator Heinz Rothfuß vom Bündnis „Essen steht auf“ gibt ihnen Recht: „Das Problem hat sich nicht verkleinert, sondern lediglich verlagert“, behauptet er. So sei das provokante Dealen zwar nicht mehr an der Hauptkreuzung Altendorfer-/Helenenstraße zu beobachten. Allerdings fände der Handel nun in die Nebenstraßen und rund um den Ehrenzeller Markt statt. „Von meinem Garten aus kann ich tagtäglich die Dealer beobachten“, bestätigt eine Anwohnerin und fügt hinzu: „Deswegen traue ich mich auch nicht, hier ein Spielgestell für meine kleine Tochter aufzustellen.“
„Man braucht einen langen Atem, um das Problem des Drogenhandels, dass sich über Jahre aufgebaut hätte, in den Griff zu bekommen“, erklärt Bezirksbürgermeister Klaus Persch. So sei die Polizei weitaus aktiver, als für den normalen Altendorfer Bürger sichtbar. „Seit Monaten sind uniformierte und zivile Beamte in Altendorf verstärkt im Einsatz“, bestätigt Polizeisprecher Lars Lindemann auf Anfrage unserer Zeitung.
Allein im vergangenen Monat seien 14 Dealer per Haftbefehl festgenommen worden. „Wir sind bislang mit den Ergebnissen im Kampf gegen den Drogenhandel in Altendorf zufrieden. Davon zeugt auch das positive Echo vieler Altendorfer Bürger, die sich bei uns melden“, ergänzt Polizeisprecher Lindemann.
Vom positiven Echo ist am Dienstagabend im Haus Röhl allerdings nicht viel zu spüren. Ausgiebig wird über die Ohnmacht der Ordnungsmacht, über leere Stadtkassen, die mitverantwortlich seien, über das Ordnungsamt, das lieber Dealer verschrecken sollte statt anständigen Bürgern Knöllchen zu servieren, polemisiert.
Aber trotz der Frustration der Anwesenden finden sich dann doch Lösungsansätze – zumindest das weitere Vorgehen gegen den Drogenhandel betreffend. Für eine Plakataktion sollen Einzelhändler und Privatpersonen gewonnen werden. Ein weiterer Stadtteilrundgang soll die Geschlossenheit der Bürger gegenüber den Dealern demonstrieren. „Die sollen sehen, dass wir nicht alles hinnehmen.“ Mit einem offenen Brief an die Polizei und das Ordnungsamt will man um noch mehr Präsenz bitten. Und Bezirksbürgermeister Klaus Persch verspricht, die zuständigen Ordnungsbehörden zur nächsten Sitzung der Bezirksvertretung einzuladen.
Unterschriftensammlung
Gerd von Oepen, Vorsitzender der Initiative Altendorf, blieb diesmal dem Bürgertreffen fern. Er distanziert sich von dem Bündnis „Essen steht auf“ und wirft diesem parteipolitische Stimmungsmache vor. Von Oepen fehle auch die Sachlichkeit in der Diskussion. Zudem sehe er durchaus eine Verbesserung der Situation in Altendorf. „Das braucht eben Zeit. Aber ich vertraue auf die Polizei.“ Die ca. 2000 Unterschriften gegen den Drogenhandel im Stadtteil möchte er auf einer geplanten Podiumsdiskussion, zu der er Bürger, Polizei und Politiker einladen will, offiziell überreichen.