Borbeck. .

Über das verflixte siebte Jahr können die Bösen Borbecker Buben nur lachen. In diesem Jahr wird die Karnevalsgesellschaft 77 Jahre alt. Ein wahrhaft närrisches Jubiläum, das natürlich ausgiebig gefeiert werden will und wird.

Der Name der Jecken dürfte ihr erster Gag gewesen sein, denn die Gründer kamen aus gutem und fröhlichem Hause. Zeitzeugen berichten, dass die jungen Männer, die sich 1935 beim Dellwiger Wirt Knotte trafen, in der Laienspielschar des Jungmännervereins und der Theatergemeinschaft Borbeck bereits Bühnenerfahrung gesammelt hatten.

Jupp und Hermann Melles, Willi Richrath, Karl Uhlenbrock, Hans Lunckebein, Heinz Wigge und Karl Knotte hießen die Männer der ersten Stunde. Präsident wurde Jupp – und er sollte es 30 Jahre lang bleiben. Die erste Sitzung, ein „Rheinischer Abend in Dellwig“, fand am 11. November 1935 statt, später boten auch das Vereinshaus Borbeck und die „Waldschenke“ Platz. Das Programm wurde ausschließlich selbst gemacht. Henny Melles avancierte zum Publikumsliebling. Alle Säle waren stets ausverkauft, oft kamen bis zu 800 Gäste. Manchmal wurde die Kasse wegen Überfüllung geschlossen.

Rosenmontag zu Fuß

Der 2. Weltkrieg riss tiefe Wunden, den Humor verloren die Borbecker dennoch nie, die später bei „Gummersbach“, „Dernovcek“ und „Lau“ Flagge zeigten. Der Generationswechsel an der Spitze fand 1965 statt: Ernst Klemt folgte Jupp Melles. 1968 fand nach fünf Jahren Pause wieder ein Rosenmontagszug in Essen statt. Die klammen Bösen Buben – der Kassierer hatte einen „Igel in der Tasche“ – bauten statt Elferrat-Wagen ein schlichtes Boot und „paddelten“ zu Fuß von der Gruga in die City. Bewundert und gelobt von Publikum und Presse.

Im gleichen Jahr wurde das Schloss Borbeck wieder bewirtschaftet und auch die Narren hielten Einzug. „Das Publikum eroberten wir im Sturm“, berichtet Karl Thomas, damals Zeremonienmeister und bei Veranstaltungen und Wagenbau immer dabei. Dieser Glücksfall währte nur drei Jahre – Wirt Zöller warf das Handtuch. Doch die findigen Jecken schufen eine fruchtbare Verbindung zum Schlosswirt Johannes Tacke.

Neue Veranstaltungen wurden vorbereitet: Der Tanz in den Mai mit Wahl der Maikönigin. Im nächsten Jahr kam noch eine große Pflanzen- und Blumentombola hinzu. Vorher hatte Präsident Klemt eine Idee: die Verleihung des goldenen „Borbecker Groschens“ an den Bürger des Jahres. Eine vergoldete Nachprägung des Originals, das Fürst-Äbtissin Sophie von Gleichen von 1463 bis 1489 prägen ließ. Geehrt wurden fortan die Stillen im Lande, die ihren Mitmenschen helfen, wo Hilfe gebraucht wird – ehrenamtlich, versteht sich. Am 11. November 1972 hieß die erste Preis-trägerin Beate Brunnert, die ihre Münze von Bürgermeister Fritz Scheve empfing.

Drei Jahre später wurde der Kinderkarneval, der „KiKaBo“ gegründet. Initiator und Cheforganisator war Präsident Klemt, Pate und Namensgeber der Landtagsabgeordnete Ludwig Wördehoff, der Wege zu den Behörden ebnete. Träger und Veranstalter wurde die Gemeinschaft Borbecker Karneval. So zogen die Kinder am Karnevalsonntag 1975 erstmals zur Borbecker Arena, die mit rund 15 000 Besuchern aus allen Nähten platzte.

Lingenberg folgt Diederich

Diese Doppelbelastung wurde für Klemt allein zu viel, zumal noch die Eröffnungsveranstaltung für den Ferienspatz im Schlosspark dazukam. Pünktlich beim Übergang zur Session 1976 übergab Klemt den Präsidentenstab an Heinz Wessel, der jedoch krankheitsbedingt am 22. April 1977 von Dieter Diederich abgelöst wurde. Diederich führte bis 2001 souverän durch die Sitzungen und hatte ein Gespür für den Geschmack des Publikums. So zum Beispiel die Herrensitzung (Start: 1977), der Hausfrauennachmittag und den Senatorenball am Rosenmontag. Apropos: Am Rosenmontag 2001 legte Diederich den Präsidentenstab in die Hände von Herbert Lingenberg, der bis heute die Geschicke des Vereins lenkt.

Viele Namen spielen in der Historie der KG eine wichtige Rolle: So komplettieren der langjährige Vorsitzende Hans Löhrmann und Geschäftsführer Peter Kosten das Dreigestirn. Nicht zu vergessen die Ehrensenatoren: Siegfried Becker, Hans-Günter Bruck-mann (MdB), Wolfgang Dan-nenberg, Manfred Kleine-Möllhoff, Franz-Josef Marre. Bernhard Tonner und Ehrendame Ruth Krämer.

Schloss-Ballett gegründet

Nicht weniger Stolz sind die Borbecker Jecken auf ihr „Schlossballett“, das zur Session 1974/75 gegründet wurde. Bärbel Müller, Leiterin, Trainerin und Freundin, formte aus dem Rohling einen Diamanten. Immer unterstützt von ihrem Vater Friedl Köllner. Unter ihrer Regie reifte das Ensemble zu einem der besten Showtanz-Gruppen in Essen und Umgebung. Im Jahr 1999 erbte Bärbels Schwester Helga Köllner das Amt, führt es mit gleichem Engagement.

Um den Nachwuchs sicherzustellen, wurden 1990 die „Lollypops“ gegründet, deren Leitung seit 1999 die leider schon verstorbene Gabi Feldkamp und Martina Optitz inne hatten. Nun kümmert sich Martina allein um die karnevalistische „Aufbauarbeit“.

Bei so viel Grazie und holder Weiblichkeit wollten auch die Männer natürlich nicht nachstehen. Sie hoben im Jahr 1979 die „Schloss-Elfen“ aus der Taufe. Erst unter Regie von Bärbel Müller, ab 2004 unter Leitung von Petra Robusch trainierten die Herren hart, um vor zwei Jahren die Gruppe doch aufzulösen. Es fehlte der Nachwuchs.

Termine

Alle Veranstaltungen finden im Festsaal von Schloss Borbeck statt. Nur der „KiKaBo“ steigt in der Dubois-Arena. Karten: 60 14 88 oder 0208-87 13 18. Jubiläumsempfang: 5. Februar, 15 Uhr; Hausfrauennachmittag: 8. Februar, 16.11 Uhr; Kinderkarneval: 12. Februar, 15 Uhr (Einlass: 14 Uhr); Kostümfest: 18. Februar, 20 Uhr (19 Uhr); „KiKaBo“: 19. Februar, 15 Uhr; Senatoren-Ball: 20. Februar, 20 Uhr (Einlass: 18 Uhr;); Bacchus, 21. Februar.