Borbeck. .

Zwischen zwei Welten zu Hause – so sehen sich viele Kinder aus Immigrantenfamilien. 20 junge Frauen, deren Wurzen im arabischen Raum liegen, haben dieses Gefühl künstlerisch verarbeitet. Die Ausstellung „Essen, meine zweite Heimat“ des Deutsch-Tunesischen Vereins für Familie und Kultur (DTV) eröffnet am Sonntag, 9. Oktober, um 15 Uhr in der Alten Cuesterey.

Marylin Monroe lächelt in ihrer berühmten Pose zwischen dem Essener Hauptbahnhof und der Moschee. Auf diesem eindrucksvoll einfachen Gemälde wird deutlich, dass die Künstlerin sich sogar zwischen drei Kulturkreisen hin- und hergerissen fühlt: Die Stadt Essen, in der sie geboren wurde, die islamische Welt, die sie vornehmlich von ihren Eltern und von Urlauben, vermittelt bekommt, und schließlich die durch Amerikanismus geprägte mediale Popkultur.

„Auch wenn die Mädchen hier geboren sind und es oft verlangt wird, sich anzupassen, so wollen sie dennoch nicht die Kultur ihrer Wurzeln vergessen“, erläutert DTV-Präsidentin Mouna Messaadi-Gharbi. Vor zwölf Jahren gründete sie den Verein. Oft seien islamische Vereine von Männern dominiert – aber „da wird die ganze Zeit Karten gespielt und Tee getrunken“. Ihr Bestreben sei es gewesen, eine Möglichkeit für sie und gleichgesinnte Migrantinnen zu schaffen, um sich sinnvoll zu betätigen. „Wir laden Referenten ein, die Vorträge zu Themen wie Gesundheit oder Bildung halten oder organisieren Ausflüge“, erläutert sie. Knapp 100 Mitgliederinnen habe der Verein inzwischen – dabei sind es längst nicht nur Frauen aus Tunesien, die diese Möglichkeit zum Austausch nutzen.

Die 16- bis 22-jährigen jungen Frauen, die sich an der Ausstellung beteiligt haben, stammen zum Beispiel unter anderem aus Litauen, Libyen, Marokko oder dem Irak. Mannigfach auch die Motive und Arbeitsweisen: Neben naturalistischen Malereien, auf denen oft Motive aus Essen Bauwerken aus dem Orient begegnen, sind auch abstrakte Bilder und Collagen zu finden. Wiederum andere versuchten sich als Fotografinnen: Bunte, positive Motive wechseln sich hier mit grau-tristen Wänden ab. Natur neben Betonwüste – so vielfältig sind die Blicke der Frauen auf ihre Heimat, die ihnen doch immer wieder so fremd vorkommen muss. Entstanden sind die Bilder als Teil eines Projekts, das der DTV im vergangenen Jahr anlässlich der Kulturhauptstadt ins Leben rief: Unter dem Motto „Essen, meine zweite Heimat“ ließen sie zunächst persönliche Porträts anfertigen, die sie zusammen mit Interviews, aus denen ihre Gedanken zu dem Leben in dieser Stadt verdeutlicht wurden, ausstellten. Was gefällt dir an der Stadt, in der du lebst? Wo siehst du dich in zehn Jahren? Über solcherlei Fragen mussten sie sich Gedanken machen. Mit dem Kunstprojekt sich die jungen Frauen der Thematik nun auf andere Weise genähert.

„Toll, wie viel Zeit sie in das Projekt investiert haben“, lobt Mouna Messaadi-Gharbi. Schließlich seien die Bilder „nicht in drei, vier Stunden“ entstanden. Vielmehr belegte die Gruppe gleich mehrere Wochenend-Seminare an der Volkshochschule, (VHS) um die Techniken zu erlenen. Der Lohn für die Anstrengungen sind zahlreiche Ausstellungen: So zeigte die Gruppe ihre Werke unter anderem in den Räumlichkeiten der VHS, zuletzt sogar im Sheraton-Hotel.