Frohnhausen. .
Eines ist so sicher wie der letzte Schuss beim Schützenfest: Petrus kann kein Schütze sein – zumindest keiner des BSV 1841. Ausgerechnet zum 170. Jahrestag der Frohnhauser Grünröcke verhagelte der Wettergott den für Sonntag geplanten Festumzug. Was wörtlich zu nehmen ist, denn kurz vor dem Start um 16 Uhr brach ein Unwetter über die gut gelaunte Feiergesellschaft herein, über das alle Beteiligten wohl noch länger reden werden.
Noch am Montag danach, dem Tag des Schießens, war der noch amtierende König Thomas Mertinat sichtlich konsterniert: „So etwas habe ich in meiner gesamten Schützenzeit noch nicht erlebt“, schüttelt der Monarch den Kopf. Die ganz große Sause sollte es werden. Nicht weniger als 24 Delegationen befreundeter Vereine waren gekommen. Elf Spielmannszüge hatten ihre Instrumente zum Jubiläum auf Hochglanz poliert, die Schuhe und die Knöpfe ihrer Garderöcke gewienert und sich frohen Mutes auf den Weg zum Marktplatz an der Mülheimer Straße gemacht. Doch die Freude wich schnell bangen Blicken zum Himmel: „Da braut sich was zusammen“, raunte mancher seinem Kollegen zu und fühlte sich an das „Sauwetter“ von vor zwei Jahren erinnert. Damals hatte man noch die Kurve ins Trockene gekriegt. Doch diesmal kam alles anders.
Noch bevor die Schützen Aufstellung zum Abmarsch nehmen konnten, fing es an zu regnen. Dunkle Wolkenberge türmten sich auf und statt der Musiker schlugen schon bald Hagelkörner einen bedrohlichen Trommelwirbel auf dem Dach des Festzeltes, in das sich alle geflüchtet hatten. „Wenn man bedenkt, dass allein 380 Schützen den Umzug begleiten sollten, kann man sich ausrechnen, wie eng das war“, erzählt Martin Blöhm. Zumal sich zur aufgeregten Schar der Schützen neben den Musikern noch etliche Kinder hinzugesellten, die dem Zug hätten voranschreiten sollen.
Kompletter Stromausfall
Geschäftsführer Martin Blöhm muss die aufwändige Vorbereitung auf das Jubiläum wie ein Spaziergang vorgekommen sein, gegenüber dem, was nun folgen sollte. Denn es kam noch schlimmer. „Als auch der Letzte ein trockenes Plätzchen gefunden hatte, fiel auch noch der Strom aus. Mangels Mikrofon dirigierte die Festleitung die Blaskapellen per „Mundpropaganda“ in die Mitte des Festzeltes, wo die Musikanten gegen das tosende Unwetter anspielten. „Es war schon fast eine Überraschung, dass keiner die Nerven verloren hat und trotz der Wetterkapriolen stets eine gute Stimmung im Zelt herrschte“, atmet Blöhm erleichtert durch.
Die Nerven behielt auch die Polizei. „Die Beamten haben sofort signalisiert, uns auch später zur Seite zu stehen“, lobt Thomas Mertinat. „Doch als die Hagelschauer gegen 16.30 Uhr endlich aufhörten, war es uns einfach zu gefährlich, den Umzug doch noch zu starten. Keiner wusste, ob da noch etwas nachkommt. Und uns während des Marsches überraschen lassen, das wollten wir doch nicht riskieren.“ Stattdessen war Improvisieren angesagt. Noch auf dem Kirmesplatz bildeten die Schützen ein Spalier, damit die Majestäten doch – ganz protokollgemäß – die Parade abnehmen konnten. „Das hat etwas für die Wetterkapriolen entschädigt“, freut sich Blöhm.
Widerspenstiger Vogel
Auch das Schießen am Montag hatte seine Tücken. Die waren allerdings hausgemacht. Um den Wettbewerb möglichst spannend zu gestalten, hatte man den Adler ganz bewusst auf eine etwas stabilere Latte montiert. Doch das Holz war offensichtlich so gut abgelagert, dass der Königsvogel erst nach dem 278. Schuss (!) fiel. Und den gab Martin I. Blöhm exakt um 19.54 Uhr unter großem Jubel auch seiner acht Kontrahenten ab. Gemeinsam mit seiner Königin Martina I. (Blöhm) sowie dem neuen Kaiserpaar Winfried Brüner (ebenfalls aus der 4. Schützenkompanie; 99. Schuss) und Simin Monshizad bilden sie nun für zwei Jahre das Jubiläums-Königshaus des BSV Frohnhausen 1841.
Lange Zeit, sich auf seinem Lorbeer auszuruhen, hat der neue König nicht. Am Pfingstsonntag hat Martin I. seinen ersten offiziellen Auftritt bei den Bürgerschützen „Gut Ziel“ aus Werden und Heidhausen.