Altenessen. . Ungewöhnliche Bergbau-Erinnerungsstücke präsentiert der Essener Sammlerverein im kleinen Museum an der Karlstraße.

Wer einmal „richtig Ruhrgebiet“ erleben möchte, für den ist die Karlstraße Pflichtadresse. Hier, im Schatten der Schurenbachhalde, betreibt der Essener Sammlerverein das wahrscheinlich kleinste Museum der Stadt, wenn nicht in ganz NRW. Auf 45 Quadratmetern haben Vereinsvorstand Oleg Mironov und seine Mitstreiter im „Heimat- und Bergbaumuseum Essen“ der Welt, wie sie einmal war, ein Denkmal gesetzt: Weltkultur findet man hier nicht - Revierkult dafür satt und genug.

Schon wenn man den kleinen Laden betritt, weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Die Regale quillen über mit Zinn- oder Porzellantellern mit Bergmannsmotiven, Schnupftabakdosen und allen möglichen Devotionalien aus Opas Gelsenkirchener Barock-Schrankwand. Ein Stück Kohle mit goldenen Zeigern tickt der Zeit hinterher, daneben liegen Seifenstücke in RAG-Verpackung. In Reih und Glied hängen alte Grubentelefone und Unter-Tage-Signalanlagen an der Wand. Passt man nicht auf, stolpert man fast über einen alten - meterlangen - Bohrer. Daneben liegen Säcke mit Kohlen auf dem Boden. „Ein Trödelladen oder ein Museum?“, fragt man sich unwillkürlich. Eines ist aber sofort klar: Hier sind Jäger und Sammler am Werk.

„Ich kann mich einfach nicht von den Dingen trennen. Sie sind auch Zeichen einer vergangenen Zeit und wenn sie in den Sperrmüll wandern, sind sie unweigerlich verloren“, erzählt Oleg Mironov. Tausende dieser abgelegten Gegenstände hat der Altenessener Arzt in den vergangenen zwölf Jahren auf Trödelmärkten, Tauschbörsen oder durch zahlreiche Kontakte erbeutet. Anstecker, alte Hauerbriefe, Postkarten, Warnschilder aus Blech: Was in den Augen vieler Menschen nur Schrott ist, wird für Mironov zu Gold.

„Ich sammle alles Mögliche, Stadtgeschichte, Bergbaugeschichte, Rotes-Kreuz-Geschichte“, zählt er auf und lässt dabei sicherlich noch mehr als die Hälfte weg. Irgendwann hatte die Ehefrau des gebürtigen Russen die Nase von all dem Kram im Keller voll und sagte „Njet“. Mit sieben Gleichgesinnten gründete Mironov im November 2008 den Verein, machte sich auf die Suche nach einer Immobilie. Und fand ausgerechnet das Ladenlokal einer ehemaligen Bude an der Ecke Karl-/Heßlerstraße. Vor rund einem Jahr fingen die Gleichgesinnten mit dem Renovieren an und stopften den alten Tante-Emma-Laden mit den kuriosesten Kleinodien voll. „Ja, der Platz wird ein bisschen knapp“, sagt Mironov.

Plötzlich geht die Türglocke und mit einem „Glück auf“ betritt ein noch größerer Jäger und Sammler die Bühne. Udo Schwamborn hat mit seiner Kollektion schon mehrere große Ausstellungen - etwa in der Alten Kirche am Allee-Center - bestritten und benötigt mittlerweile sechs Garagen. Unter dem Arm trägt er einen zwölf Kilo schweren Metall-Tornister. Das Kreislaufgerät schnallt er der Schaufensterpuppe im orangefarbenen Sicherheitsanzug auf den Rücken, die die Besucher empfängt. Hier kommt zusammen, wer und was zusammengehört.

Gemeinsam haben die Mitstreiter noch viel vor. Schon jetzt haben sie in unregelmäßigen Abständen Kindergruppen aus dem Stadtteil zu Besuch, die entzückt sind von der großen Miniatur-Eisenbahnlandschaft. Das soll noch mehr werden. Vorträge möchten die Freunde hier halten lassen, Bastelkurse für Kinder organisieren oder Bergbaufilme zeigen. Nicht zuletzt sollen größere Räumlichkeiten bezogen werden. Schade wäre es schon um die Kleinod-Bude.