Frintrop. .
Zwei Jahre lang war der Posten vakant, doch nun gibt es im Bezirk IV einen neuen Schiedsmann. Der heißt Gerhard Koch – und seine Aufgabe ist schlicht und einfach das Schlichten.
Es kommt ja nicht so häufig vor, dass sich Politiker in der Sache einig sind, doch diesmal fiel das Votum der Bezirksvertreter bei der Wahl des Schiedsmannes einstimmig aus. Gerhard Koch soll es machen, soll in nachbarschaftsrechtlichen und weniger wichtigen strafrechtlichen Angelegenheiten vermitteln und so in Frintrop, Bedinggrade und Dellwig für ein wenig mehr Ordnung und Frieden unter den Menschen sorgen. Anfang des Jahres wurde er am zuständigen Amtsgericht Borbeck im Ehrenamt bestätigt und vereidigt – zumindest für die nächsten fünf Jahre; so wollen es die Statuten.
Im Oktober des vergangenen Jahres zelebrierte der Bund Deutscher Schiedsmänner und -frauen in Bochum sein 60-Jähriges. Kaum jünger ist Gerhard Koch, der im Juli dieses Jahres seinen nächsten runden Geburtstag feiert. „Vom Alter her könnte ich also noch eine Amtsperiode dranhängen, denn Schiedsmänner dürfen bis zum 71. Lebensjahr tätig sein“, erklärt Koch. Doch daran denkt der Frintroper jetzt noch nicht. Erst einmal will er sich in seinen neuen Job einarbeiten.
Dass ihm dies gelingt, daran besteht auch bei seinem Dienstherr Dietmar Wilmsmann, Direktor des Amtsgerichts Borbeck, keinerlei Zweifel. Immerhin ist Gerhard Koch vom Fach, war einige Jahre als Schöffe am Landsgericht tätig und ist dies noch immer am Amtsgericht Borbeck. „Viele Streitigkeiten, mit denen sich ein Schiedsmann befassen muss, sind mir bekannt“, erklärt Koch. „Diese Erfahrungen möchte ich natürlich auch als Vermittler in den Stadtteilen nutzen.“
Seit 15 Jahren in Frintrop
Seinen Bezirk kennt Koch wie seine eigene Westentasche. Seit 15 Jahren lebt er in Frintrop, „da kommt man schon rum“, wie er sagt. Geboren wurde er allerdings in der Schweiz, wo man Schiedsmänner auch „Friedensrichter“ nennt. Richten, also entscheiden wird Koch jedoch nicht. Vielmehr soll er die von beiden streitenden Seiten vorgebrachten Argumente objektiv abwägen und – im Idealfall – einen Vergleich von Schaden, Aufwand und Kostenfaktoren herbeiführen. „Erfahrung und Menschenkenntnis sind das Wichtigste für einen Schiedsmann“, ist Koch überzeugt. Davon besitzt er eine Menge: „Ich bin seit 30 Jahren verheiratet“, erzählt er mit einem Augenzwinkern. „Da muss man auch viele Kompromisse machen.“
Wie viel Arbeit auf ihn zukommen wird, kann Koch nur schätzen: „Im Durchschnitt gilt es 10 bis 15 Streitfälle pro Jahr zu schlichten“, bemüht er daher die Statistik. Feste Arbeitszeiten hat Gerhard Koch nicht. „Ich bemühe mich jedoch, stets erreichbar zu sein und schnell zu einer adäquaten Lösung zu kommen“, verspricht er. Verhandelt wird übrigens bei ihm Zuhause. „Eine freundliche Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen hat schon so manches erhitze Gemüt beruhigt“, sagt er. Ob er denn selbst ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn habe? „Ja, natürlich. Und jetzt, wo die wissen, dass ich Schiedsmann bin, werden die sich bestimmt noch ein wenig besser benehmen“, sagt Koch und lacht. Es sieht so aus, als habe man den richtigen Mann gefunden.