Altendorf/Frohnhausen.
Senioren klagen häufig darüber, dass sie viele Tage allein in ihren Wohnungen sitzen. „Oft fällt ihnen die Decke auf den Kopf, weil sie niemanden mehr haben, mit dem sie sich unterhalten können.
Genau das wollen wir jetzt ändern“, betont Doris Eisenmenger, (Grüne), 2. stellvertretende Bürgermeisterin im Bezirk III. Mit Unterstützung von Mitarbeitern des Mehrgenerationenhauses und der Ehrenamt-Agentur Essen möchten Eisenmenger und Christa Grase-dieck zwischen Altendorf und Fulerum eine Seniorenbegleitung etablieren.
„Wir wollen damit keinesfalls die Dienste der Profis ersetzen“, stellt Janina Krüger von der Ehrenamt-Agentur klar. „Wir möchten Menschen gewinnen, die pro Woche ein paar Stunden ehrenamtlich Senioren besuchen, ihnen etwas vorlesen, sich mit ihnen unterhalten oder mit ihnen einen Spaziergang durch die Nachbarschaft machen und ihnen so die Lebensqualität spürbar verbessern.“
„Die Leute freuen sich sehr darüber, wenn sie jemand besuchen kommt. Viele warten regelrecht auf diesen Tag“, schildert Arndt Sauer, Leiter des Mehrgenerationenhauses St. Anna, seine Erfahrungen. Häufig sei es wichtig, dass jemand zuhöre – eben Lebensbegleitung übernehme.
Schulung vor dem ersten Kontakt
Übernehmen sollen sich die Frauen und Männer bei der Seniorenbegleitung keinesfalls, erläutert Janina Krüger. „Wir machen vor dem ersten Kontakt eine Schulung, um die Betreuerinnen und Betreuer auf ihre Aufgaben im Seniorenalltag vorzubereiten.“ „Manchmal passen die Menschen auch nicht zusammen. In solchen Fällen helfen wir“, erläutert Christa Grasedieck. Sie betreut in Zukunft alle Seniorenbegleiter im Stadtbezirk III, vermittelt die Kontakte zwischen Senioren und Begleitern. „Für Pflege und Hauswirtschaft sind die Seniorenbegleiter nicht zu haben“, erklärt Christa Grasedieck. Kino- und Theaterbesuche oder Gesellschaftsspiele seien dagegen erwünscht, fügt Janina Krüger hinzu.
„Wir sind froh, im Bezirk III dieses Pilotprojekt zu starten“, sagt Doris Eisenmenger. Mit 95 000 Einwohnern sei es der bevölkerungsreichste Stadtbezirk in Nordrhein-Westfalen. „Also ist hier der Bedarf an Seniorenbegleitung auch am größten. Selbst ausländische Nachbarn hätten schon da-nach gefragt, „obwohl dort der Familienzusammenhalt besser klappt.“
Mit dem Projekt möchten die Organisatoren mehrere Ziele erreichen: Ältere Menschen können mit einer regelmäßigen Begleitung so lange wie möglich selbstbestimmt in ihrer gewohnten Umgebung leben und entgehen der sozialen Isolation. Gleichzeitig können engagierte Menschen ihre individuellen Talente und Stärken ehrenamtlich für Senioren einsetzen. Beide fördern den gegenseitigen Austausch zwischen den Generationen. Senioren erhalten neue Lebensperspektiven. Begleiter sammeln Erfahrungen für ihren Lebensabend.
Seniorenbegleiter werden kann jeder ab 17 Jahren, der Freude am Umgang mit älteren Menschen hat. Ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis muss jede Begleiterin und jeder Begleiter mitbringen. Das können Interessierte kostenlos im Bürgeramt beantragen. Auch im katholischen Pflegeheim St. Anna, Oberdorfstraße 55, oder im ev. Seniorenzentrum Frohnhausen, Möserstraße 38, geben Mitarbeiter über das Projekt Seniorenbegleitung Auskunft. „Die ersten Senioren warten bereits auf Besuch“, sagt Doris Eisenmenger. „Wenn alles gut läuft, kommen weitere Stadtbezirke dazu.“