Frohnhausen. .

Es ist vielleicht die kuscheligste Idee der Kulturhauptstadt 2010 überhaupt: Die Kinder der Berliner Schule in Frohnhausen entsenden ihre heiß geliebten Plüsch-Klassenmaskottchen an andere Schulen des Ruhrgebiets, um diese, aber auch um die Region ein wenig besser kennenzulernen.

Die „große Reise“ hat Initiator und Lehrer Jörg Wilczopolski das Projekt getauft, an dem alle acht Schulklassen mit derzeit 180 Schülern beteiligt sind. Spaß soll sie machen, diese Aktion. Und sie soll ein „Netzwerk zwischen den Schulen schaffen, das unter Umständen zu einem intensiven Austausch zwischen einzelnen Klassen führen kann“, wie der Pädagoge sagt.

Doch als die possierlichen Stofftiere Anfang heute ihre Reise antraten, lag dann doch ein wenig Schwermut über der Ganztagsschule an der Berliner Straße. Da kann Wilczopolski noch so oft versprechen, dass Elch Olaf, Willi Waschbär und Henri, der Hund schon nach einem Monat wieder in vertraute Gefilde zurückkehren - vier Wochen ohne Kuscheltier können sehr, sehr lang sein.

„Man muss das einfach verstehen“, sagt er. „Diese Stofftiere begleiten unsere Kinder schon seit ihrer Einschulung und sind so im Laufe der Zeit zum festen Bestandteil des Klassenlebens geworden“. Drache Gisbert, Kater Ole und Ele, der Elefant - sie alle sind längst als „Gesprächspartner“ im morgendlichen Erzählkreis akzeptiert. Wie oft tröstete Eddi, der Eisbär, wenn es mal nicht rund lief. In der Schule, aber auch in der Familie, denn auch Rabe „Socke“ war schon mehr als einmal zu Gast bei den Kindern Zuhause.

Bertram, der Bürobiber

Doch um all dies können sich die „Kuschler“ derzeit nicht kümmern. Ihre Mission ist eine ganz andere. Neun Schulen werden sie in der ersten Staffel besuchen, „doch es stehen bereits einige weitere auf der Warteliste“, wie Wilczopolski weiß. Und wann immer sie von ihrer Reise zurückkehren, finden sich in ihren Koffern eine Vielzahl von Erzählungen, Berichten, Bildern, Fotos, die später auf der Homepage der Berliner Schule (www.baerenzeit-ung.de) dokumentiert werden und so den Schülern in der Heimat die Möglichkeit geben, ihre Reiseroute nachzuverfolgen.

Doch auch die Schüler von der Berliner Straße werden nicht untätig sein. Auch sie werden online ihren Stadtteil präsentieren; wollen später ihr Augenmerk auf die gesamte Stadt Essen und das Ruhrgebiet lenken. Dabei lassen sie sich analog zu den offiziellen Programmpunkten der Ruhr 2010 von den Schwerpunkten „Sagenhaftes Ruhrgebiet“, „Passagen“ und „Hochpunkte“ leiten. Dieses Erzählen, erklärt Wilczopolski, sei Grundlage für den Erwerb der Leseferttigkeit und der Schriftsprache. „Dabei ist es unerheblich, ob dies in gesprochener, gemalter oder geschriebener Form passiert.“

Das Projekt soll jedoch am Ende des Jahres nicht enden, sondern nachhaltig wirken und langfristig fortgeführt werden. Am Donnerstag startet eine Arbeitsgemeinschaft der vierten Klassen, die immer wieder durch die nachfolgenden Jahrgänge ergänzt und aufgefüllt werden soll.. Schon im Vorfeld des Projekts haben Schulen aus ganz Nordrhein-Westfalen und sogar aus dem fernen Shanghai Interesse an der Teilnahme bekundet. So könnte die Aktion im Laufe der Zeit sogar internationalen Charakter bekommen. Schon deshalb ist es schön, dass die flauschigen Lieblinge der Frohnhauser Schüler Verstärkung bekommen haben. Schulleiterin Patricia Lottermoser schickt Bertram, den Bürobiber auf die Reise.