Gerschede. .

„Vor einem Monat war Schlüsselübergabe, Jetzt sind wir gut eingezogen und fühlen uns hier wohl.“ Erleichtert und zufrieden blicken Hildegard und Reinhold Laux von ihrem Balkon auf die Grünanlage und die Nachbarhäuser.

Sie haben ihr altes Domizil in Freisenbruch ge-gen eine neue Wohnung in der „Grafschaft Gerschede“ ge-tauscht. „Wir wollten schon immer in diese Gegend. Jetzt hat es endlich geklappt“, sagt Hildegard Laux. „Wir haben in der Nähe unseren Kleingarten und wir kennen hier auch viele Freunde“, begründet ihr Mann Reinhold den Umzug. Marcel Metzner, Berater bei „Im-meo“-Wohnen, begrüßt sie in ihrem neuen Zuhause.

Die ehemalige Krupp-Siedlung zwischen der Borbecker City und Dellwig ist bei Familien aller Altersgruppen be-liebt. Bahnanschlüsse fast vor der Haustür, ruhige, schmale Straßen und viel Grün zwischen den Gebäuden prägen das Erscheinungsbild dieser Siedlung. „Wir haben hier keine Leerstände“, erklärt Walter Ziegler, stellvertretender „Im-meo“-Geschäftsführer. „Die Menschen leben gern hier, weil sie gleich von der Wohnung in die Natur gehen und sich dort erholen können.“

Dieses Anliegen verfolgen bereits Wohnungsbauer, welche vor 100 Jahren im Auftrag und nach Vorgaben Krupps Siedlungen für Arbeiter erstellen. Als das Gebäudeensemble in Gerschede entsteht, ist das ehemalige, gemütliche Bau-erndorf längst von Bahnstrecken zerschnitten. Bergbau und Metallindustrie haben in der Nachbarschaft ihre Schachtgerüste, stinkenden Staubschlote und Arbeiterhäuser etabliert. Von 1939 bis 1941 entstehen 372 Wohnungen an Straßen, deren Namen an unrühmliche, deutsche Ko-lonialzeiten in Ost-Afrika (Askaristraße) oder an Traumparadiese im Pazifik (Südsee, Samoastraße) erinnern.

Architekten haben die hügelige Landschaft in den Grundriss dieser Siedlung integriert. Die Gebäude stehen nicht in einer geraden Linie, sondern topographisch versetzt - auch mal quer zur Straßenachse. Das lässt Raum für Innenhöfe, in denen damals Gemüse unter Wäscheleinen wächst. Daneben ducken sich im Schatten der Bäume Kaninchenställe. Diese Idylle suchen in der Nachkriegszeit viele. In sechs Wohnungen pro Haus leben die Menschen dicht beieinander. Die Nachbarschaft hält zusammen.

Das sieht um die Jahrtausendwende dort jedoch völlig anders aus. Graue Fassaden, staubige Innenhöfe und kleine Wohnungen, die laut Ziegler „so niemand mehr haben wollte“. Die Bauten zwischen Askaristraße und Düppenberg sind in ihre Jahre gekommen. 1998 gehen die Wohnungbaugesellschaften von Hoesch, Krupp und Thyssen gemeinsame Wege und bündeln die Aktivitäten für ihre Werkswohnungen im Ruhrgebiet. Als 2002 Immeo Wohnen den Bestand übernimmt, entschieden sich die Verantwortlichen, die Siedlung in Gerschede komplett zu sanieren und ihr ein neues Gesicht zu geben.

Handwerker übernehmen das Regiment. Aus zwei kleinen Wohnungen entsteht eine mit großzügigem Schnitt. „Wir sind damals ein völlig neues Konzept angegangen und haben damit bei den Menschen Erfolg gehabt“, blickt Walter Ziegler zurück. Mit veränderten Grundrissen hat sich auch die soziale Struktur der Bewohner positiv gewandelt“, weiß der Vermieter. Nicht jeder, der gut verdiene, wolle ein Haus bauen. „Dafür haben wir ab 2006 an der Südseestraße Alternativen geschaffen, die inzwischen sehr begehrt sind.“ Rund 350 Wohnungen gehören heute zum Bestand.

Wege durchziehen heute die Grünanlagen zwischen den Häusern. Alle Wohnungen haben jetzt einen Balkon. Hecken schützen die kleinen Terrassen im Erdgeschoss vor Blicken. Gleich nebenan blühen Blumen, haben Bewohner kleine Zierbeete angelegt. „Diese Freiheiten lassen wir unseren Mietern, weil es die Nachbarschaft verschönert“, betont Walter Ziegler. Gegenüber ist eine Kinderrutsche in den kleinen Hang gebaut. Mütter können ihre Kinder von der Küche aus sehen.

Manchmal fliegen im Hof auch Steine: Immer dann, wenn Gärtner auf ihren Sitzrasenmähern durch die Anlagen fahren. „Der Schotter auf den Wegen ist das Problem und knallt vor die Fensterscheiben“, erfährt Ziegler von einem Bewohner. „Sie sind doch der Mann von Immeo?“ Ziegler notiert alles und verspricht eine schnelle Lösung.

Im einem Vorgarten der Askaristraße gießt Marianne Staudinger regelmäßig die Blumen. „Es sieht doch so schön aus, wenn alles bunt blüht.“ Sie wohnt in Parterre, hat vor dem Einzug einige notwendige Extras eingebaut bekommen. „Das hat zuerst nicht so funktioniert. Dann bin ich zum Chef gegangen, habe alles begründet - und es hat geklappt.“ Dieser Chef ist damals schon Walter Ziegler.

„Die Hausgemeinschaft ist prima“, freut sich Marianne Staudinger. „Die jungen Leute kaufen für mich Sprudel und die Dinge ein, die ich nicht mehr allein nach Hause tragen kann. Das gibt es hier in Gerschede noch. Darum wohne ich gern hier.“