Dellwig/Oberhausen. .
Sperrpfähle sind an der Einfahrt zur Tunnelstraße auf Oberhausener Seite noch nicht einbetoniert. Gerade deswegen sind die Anlieger dort enttäuscht. Denn die Sackgassen- und Durchfahrt-verboten-Schilder kümmern Autofahrer offensichtlich nicht. „Und trotzdem fahren sie weiter durch.“
Fassungslos steht Anne Drengk (67) vor ihrem Haus an der Tunnelstraße und schaut einem silbernen Kleintransporter nach. Gerade ist der Wagen an ihr und an dem „Durchfahrt-verboten“-Schild kurz vor der Stadtgrenze vorbeigefahren. Zugegeben, das Verkehrszeichen ist ganz neu: Erst seit Montagmittag ist die Tunnelstraße in Oberhausen-Borbeck Richtung Essen-Dellwig zur Sackgasse erklärt und gemacht worden.
Zwei Jahre hat der Bürgerverein hinter der Stadtgrenze dafür gekämpft. Transporter haben die schmale Gasse täglich als Zufahrt zum Essener Gewerbegebiet mit den vielen Schrottplätzen genutzt, das gleich hinter der Bahntrasse beginnt. „Einige Lastwagen sind unter der niedrigen Bahnunterführung hängen geblieben, andere wiederum haben auf unseren privaten Zufahrten versucht zu wenden und damit unsere Kinder gefährdet“, sagt Angelika Wojak (46), die vor zwei Jahren mit ihrer Familie an die damals noch ruhige Tunnelstraße gezogen ist. „Kurz danach fing der Ärger an“, erinnert sie sich: Laute und schwere Transporter sowie schrottreife Autos, die achtlos vor ihrer Haustür abgestellt wurden, waren ein weiteres Problem.
Aus ihrer Straße eine Sackgasse zu machen, das schien den Anwohnern eine gute Lösung zu sein. Umgesetzt werden konnte der Plan aber erst, nachdem die Arbeiten an der neuen Ripshorster Brücke 2009 abgeschlossen worden waren. Über sie ist das Gewerbegebiet seitdem wieder anzufahren. Trotzdem nutzten Lieferanten und Kunden weiterhin - wie sie es gewohnt sind - die Tunnelstraße.
Im März 2010 sagte Oberhausens Planungsdezernent Peter Klunk (SPD) telefonisch zu, die Situation der Anwohner bis zum Sommer zu verändern. Der Bürgerverein in Oberhausen-Borbeck sammelte daraufhin Unterschriften in der Nachbarschaft, im April legten sie die Liste in ihrer zuständigen Bezirksvertretung vor. Dort machte sich auch die Stadtverordnete Uly Stroh (SPD) für die Sackgasse stark, denn „in meinen regelmäßigen Sprechstunden ha-ben mir die Bürger immer wieder signalisiert, wie wichtig ihnen das ist.“
Jetzt könnten Autofahrer den Gewerbepark „von unserer Seite aus nur noch über die Ripshorster Brücke erreichen. Von Essener Seite ist die Durchfahrt über die Tunnelstraße aber weiterhin erlaubt:“ Die Stadt Essen werde erst im Herbst über eine Sackgassenbeschilderung auf ihrem Gebiet entscheiden.
Zu dem Lokaltermin am Montagnachmittag, zu dem Peter Klunk neben den Oberhausener Anwohnern auch Essener Ortspolitiker eingeladen hatte, waren letztere nur zum Teil erschienen. Die Aussichten auf ein gutes Ende stehen trotzdem gut, meinen Klunk und die Anlieger.
Klaus Pfahl von der CDU-Fraktion in der Bezirksvertreung IV, sieht in der Sperraktion auf Oberhausener Seite „Wild-West-Methoden“. „Es kann nicht sein, dass wir über einen solchen abriegelnden Schritt nicht vorab informiert werden. Immer wieder stellen die Oberhausener uns vor vollendete Tatsachen“, ist Pfahl sauer. Er kümmert sich mit Kollegen aus dem Bürgerverein seit Jahren darum, dass an der Ripshorster Straße „geordnete Verhältnisse“ entstehen. Manches ist bereits erkennbar, andere Dinge sind wieder eingerissen. Pfahl plädiert für eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Städten, ist aber auch sauer, „dass die Nachricht nicht rechtzeitig aus dem Rathaus in die Bezirksvertretung gekommen ist.
Klaus Pfahl hat auch einen Dringlichkeitsantrag auf eine Ortsbesichtigung an die Bezirksvorsteherin und den Verwaltungsbeauftragten gerichtet. „Schon einmal haben uns die Oberhausener die Abwasserleitung einfach abgeriegelt. Die Tunnelstraße einfach dicht zu machen, das geht auch nicht“ schimpft der Bezirksvertreter.
Auch die Sozialdemokraten verfolgen die „Sache auf Oberhausener Seite mit etwas Bauchweh“, können aber auch die Anlieger der Tunnelstraße verstehen.
Die Bezirkvertretung IV tagt erst wieder nach der Sommerpause im September. Bis dahin müssen Verkehrslenker einen Vorschlag machen, was auf Dellwiger Seite mit der Tunnelstraße passieren soll. Das Aufstellen von Verbotsschildern - wie auf Oberhausener Seite passiert - hindert Autofahrer nicht am Durchfahren. Daher wird Oberhausens Dezernent Klunk nach einer Testphase wohl die Sperrung mit Pfählen verwirklichen. Den Druck der Anlieger von der Tunnelstraße spürte er schon am Montag.