Nie wieder sollen Radfahrer auf vierspurigen Straßen um ihren Platz kämpfen müssen.Geplanter Umbau der ehemaligen "Rheinische Bahn"-Trasse verspricht ebenerdige Fahrt zur Innenstadt
Essener Nordwesten. 1991 konnte der damalige Essener Oberstadtdirektor Kurt Busch noch die "Rostige Speiche" für besondere Fahrradunfreundlichkeit in der Ruhrgebietsstadt entgegennehmen. Mittlerweile lässt es sich trotz ständigen Bergen und Tälern in der Straßenlandschaft verhältnismäßig gut radeln. Den Autostraßen wurden über die Jahre einige Radwege abgerungen, die zwar nicht selten ein unverhofftes Ende finden, aber eine Neuverleihung der "Rostigen Speiche" verhindern konnten.
Die Umgestaltung alter Bahntrassen in Radwege aber ist der entscheidende Schritt für mehr Zweirad-Attraktivität. Nach der Erschließung der ehemaligen Bahnstrecke von Steele nach Mülheim für Fußgänger und Radfahrer, soll nun auch die stillgelegte Trasse der "Rheinischen Bahn" neue Verbindungen schaffen. Vom Universitätsviertel bis nach Schönebeck soll die künftige Route verlaufen. Natur soll dann ein ständiger Wegbegleiter sein.
Landschaftsarchitekt Friedhelm Terfrüchte kann bei seinen Planungen auf bestehendes Grün gründen, in die Überwucherungen der letzten Jahre soll eine Schneise geschnitten werden. "Beim Gleispark Frintrop kann man schon sehen, wie gut Radwege in der nachgewachsenen Vegetation funktionieren", erklärt Terfrüchte, der eben jenen Gleispark mitgestaltet hat. Dort wachsen junge Birkenwälder zwischen den Gleisen des einstigen Sammelbahnhofs.
Auch sonst sollen Anbindungen an den geplanten Krupp-Park, Abzweigungen in nahe gelegene Grüngebiete oder auch zu anderen Stadtteilen Radfahren zum Vergnügen machen. "So lassen sich die Essener Naturflächen verbinden", erklärt Hans-Joachim Augustin, Abteilungsleiter bei "Grün und Gruga". "Grünzüge wie der Segerothpark könnten dann ein größeres Publikum bekommen."
Alltagstauglich sei die geplante Radstrecke, meint Friedhelm Terfrüchte, denn gerade der Anschluss zur Gesamtschule Bockmühle könne vielen Kindern und Jugendlichen künftig den Schulweg erleichtern. Maximal vier Prozent Steigung auf dem neuen Radweg verspricht der Landschaftsarchitekt. "Die Bahntrasse wurde möglichst eben angelegt", erklärt Terfrüchte. "Denn die Bahnen konnte damals größere Steigungen schlicht nicht überwinden."
Für Essener Radfahrer klingen solche Verkündungen wie Musik in den Ohren. Viele überzeugte Pedaltreter mühen sich bei schönem Wetter vierspurige Straßenberge ohne Radweg hoch. Die Fahrt von Altendorf Richtung Innenstadt war schon ohne Baustelle am Krupp-Gürtel keine Freude. Betriebsleiter des RVR Ruhr Grün, Jörg Wipf, allerdings bleibt Realist und dämpft gleich im Voraus überzogene Erwartungen.
"2010 Rad fahrend von der Innenstadt nach Schönebeck zu gelangen, ist eine schöne Vorstellung, doch dieses Projekt wird einige Jahre beanspruchen", erklärt er. Bisher liefe die Planungsphase und was auf dem Papier gut aussehe, müsse sich bei der Finanzierungsfrage noch bewähren. Konzepte von Ausblickbalkonen, bunten Tunnelanlagen und fahrradfreundlichen Bodendecken kann Terfrüchte vorlegen, gute Ideen müssen sich allerdings noch bei Wegproblemen gerade in Schönebeck bewähren.
Dort bestehen nämlich bereits Radwege parallel zur ehemaligen Trasse. Doppelte Angebote findet der Landschaftsarchitekt allerdings nicht nachteilig. "Vielleicht setzen sich an diesen Stellen neue Einzelstrecken für Radfahrer und Fußgänger durch", sagt er. Auch eine Übergangslösung Richtung Mülheim von Schönebecker Seite aus werde sich vor Ort bestimmt noch finden.