In städtischer Hauptschulentwicklungsplanung ist für Unterricht und Betreuung an der Bärendelle kein Platz mehr.Trotz bewährter Ganztagsbetreuung bietet Baudenkmal Jugendlichen keinen Schutz.
Frohnhausen. "Wir leisten hier gute Arbeit. Wir haben bereits seit 17 Jahren Ganztagsbetreuung, obwohl die Schulministerin das jetzt als neue Aktion verkündet. Wir sind in der Nachbarschaft etabliert und integriert." Traudel Malzahn, zurzeit kommissarische Leiterin der Hauptschule Bärendelle, beschreibt damit nur einen Teil der wertvollen Anstrengungen, welche sie und ihre Kollegen für eine gute Zukunft ihrer Schülerinnen und Schüler unternehmen. Enttäuscht fügt sie hinzu: "Aber das ist politisch ja alles hier nicht mehr gewollt."
"Wir sind keine Hauptschule im Auslauf. Das Gebäude ist eine Dauerbaustelle, weil nur sicherheitsnotwendige Repararturen erledigt werden. Nur deshalb ist unser Ruf beschädigt", stellt Susanne Bruns, Koordinatorin für den Ganztagsbetrieb an der Bärendelle, klar. Seit sich bei Eltern herumgesprochen habe, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude werde nur noch geflickt, seien auch die Anmeldezahlen für die fünften Klassen in den Keller gerutscht.
Mindestens zwei Eingangsklassen sind gesetzlich erforderlich, damit eine Hauptschule ihre Daseinsberechtigung hat. Weil das für die Bärendelle nicht mehr passt, soll sie aus der Nachbarschaft verschwinden. Nach dem aktuellen Hauptschulentwicklungsplan, den Ratsmitglieder am Mittwoch, 26. November, billigen sollen, erfüllt die Adelkampschule diese Kriterien ebenfalls nicht. Sie ist aber als ein Ersatz für die Hauptschule Bärendelle vorgesehen.
"Unsere Kinder und Jugendlichen schätzen kurze Wege", erläutert Traudel Malzahn. Die Nähe zum Beurfskolleg oder zur Salzmannschule böten dazu viele Orientierungs- und Entwicklungs-Chancen für Hauptschüler, wissen die Lehrerinnen um den Standortvorteil Bärendelle. "Wir haben Netzwerke gebildet mit Schulpsychologen, die inzwischen über die Grenzen des Stadtteils hinaus wirken", beschreibt die Ganztagskoordinatorin die Kreise der Arbeit.
Mädchen und Jungen fühlen sich an der Hauptschule Bärendelle wohl. "Warum kommen die Gerüste nicht weg. Das sieht blöd aus", zeigt Murat auf die Stangen und Bretter über dem verschlossenen Eingang. "Aus Sicherheitsgründen. Teile der Fassade könnten herabfallen", antwortet die kommissarische Schulleiterin. "Auf der Rückseite haben Handwerker die schönen Verzierungen abgeschlagen."
Wie wirklichkeitsnah Lehrer an der Bärendelle unterrichten, zeigt ihre Reihe "Fit fürs Leben". Trotz Aufklärung würden Mädchen noch ungewollt schwanger. "Was es bedeutet, sich um ein Baby kümmern zu müssen, können wir mit Real Care Babies klar vermitteln", zeigen Traudel Malzahn und Susanne Bruns. "Diese Kinder schreien, wenn sie die Flasche brauchen oder die Windeln voll haben."
Auch Jungen aus der Klasse 9 oder 10 stehen beim Wiegen der ,Kleinkinder' nicht nach - und stellen schnell fest: "So jung Vater zu sein, ist echt nervig." "Das möchte ich jetzt nicht haben", hat eine Schülerin ebenso erkannt. "Bewerbungen schreiben", "Sprech- und Verhaltenstraining beim Vorstellungsgespräch" oder eine Mahlzeit zu bereiten aus dem, was der Kühlschrank bietet, sind an der Hauptschule weitere Aktivitäten, die Kindern mit weniger Bildung wenigstens das praktische Leben erleichtern sollen.
Bis zu Elternabenden mit Übungen im Sozialverhalten reicht die Angebotspalette der Hauptschule unter dem Motto "FuN - Familie und Nachbarschaft". Selbst in den Ferien - außer über Weihnachten - finden Jugendliche an der Bärendelle Betreuung, wenn Eltern nicht zuhause sind. "Alle diese sozialen Strukturen werden zerschlagen, wenn diese Schule nicht mehr für die Kinder und Eltern vor Ort besteht." blicken Traudel Malzahn und Susanne Bruns bestürzt nach vorn. frh-Siehe auch: Hauptschule abgeschrieben und Kommentar