Altenessen. . Das Kolpinghaus in Altenessen, eine der letzten klassischen „Kneipen um die Ecke“ mit angeschlossenem Restaurant, hat in Lars Becker einen neuen Pächter.
Sie gehört zu den alteingesessenen Institutionen in Altenessen und ist mittlerweile eine der letzten klassischen Kneipen „um die Ecke“ mit angeschlossenem Restaurant überhaupt: Mit umfangreicher Sanierung des Saals und zahlreichen Neuerungen hat Neu-Pächter Lars Becker seit April frischen Schwung in die „Zunftstube“ im denkmalgeschützten Kolpinghaus gebracht. Mittlerweile haben er und sein Team sich prima eingelebt.
„Natürlich war zunächst ein bisschen Distanz da, die vorherigen Pächter haben die ,Zunftstube’ ja lange geführt und waren und sind sehr beliebt. Aber es hat sich mittlerweile ein schönes und offenes Verhältnis entwickelt.“ Besser als Wanda Rohde könnte wahrscheinlich niemand die letzten sechs Monate an der Kolpingstraße 16 auf den Punkt bringen. Schließlich steht die Frau aus Gelsenkirchen täglich außer sonn- und feiertags zwischen 16 und mindestens 21.30 Uhr hinter der Theke, sorgt für die feste Schaumkrone auf dem Pils und schenkt den Gästen ihr offenes Ohr. „Das ist genau das, was ich mir gewünscht habe. Die Gäste kommen auch mal mit ihren Sorgen und freuen sich, wenn man ihnen zuhört.“
Ihr Chef Lars Becker hört das gern. Schließlich hat er Zeit, Mühe und nicht zuletzt auch Geld in die Gastronomie investiert, die er vom Verein Kolpinghaus Altenessen gepachtet hat. Den teilbaren Saal für bis zu 350 Personen hat er zusammen mit dem Verpächter und einer großen ansässigen Brauerei sanieren lassen. Eine neue Sound-Anlage, Theke, Beleuchtung, Elektrik, aufgearbeitetes Parkett und Stühle und einiges mehr finden nun die Gesellschaften von der Hochzeit bis zur Betriebsversammlung vor. Mit dabei war auch immer Gattin Andrea: „Wir wollten den klassischen Charakter erhalten, aber alles viel heller und frischer gestalten. Viel Wert haben wir auf die Beschallung gelegt“, berichtet sie vom Umbau.
Und natürlich haben Lars Becker und der gelernte Koch Christoph Brandt auch am gastronomischen Angebot gearbeitet. „Wir kochen frisch und gutbürgerlich, vom Rumpsteak über die Dorade bis zur Currywurst. Die Sauce für die Wurst etwa stellen wir aus eingekochten Tomaten und Wurzelgemüse frisch her“, so Küchenchef Brandt. Neben der normalen Karte bietet er an jedem Tag zudem bestimmte Spezialitäten an, montags etwa Reibekuchen.
Für das Programm im Haus ist der Chef selbst zuständig. Hier hat er bereits verschiedene Kontakte geknüpft, so etwa für das Oktoberfest mit der KG Frohe Narren 1948 von der Heßlerstraße. Am Samstag, 22. Oktober, organisiert Becker das Roger-Cicero-Gala-Dinner mit dem Quartett „Roger“, Sektempfang und Vier-Gang-Menü. „Solche Veranstaltungen möchten wir in den kommenden Monaten ruhig häufiger anbieten.“
Auch für den Mann aus Velbert ist die „Zunftstube“ ein bisschen Neuland. Zwar betreibt er im sechsten Jahr den „Ruhrstop“ am Steeler Ruhrufer, doch das Haus des Steeler Ruder-Vereins ist eben nicht die klassische Kneipe um die Ecke mit Thekenbetrieb und drei Kegelbahnen wie in Altenessen. Doch Angst, mit der eigentlich im Aussterben befindlichen Gattung von Gastronomie Schiffbruch zu erleiden, hat er nicht. „Der Saal ist eine wichtige Komponente, ohne ihn hätten wird das nicht machen können. Es können sich auch gerne Vereine aus dem Stadtteil oder darüber hinaus melden, die Räumlichkeiten für ihre Veranstaltungen suchen“, wirbt er.
Ursprünglich hatte Lars Becker fünf Videotheken in Velbert, Duisburg und Berlin betrieben. „Damit habe ich im Februar dieses Jahres aber komplett aufgehört. Auf die ,Zunftstube’ bin ich im Internet aufmerksam geworden. In Steele haben wir laufen gelernt, und nun sind wir den nächsten Schritt gegangen und haben uns hier ein Fahrrad gesucht.“