Essen-Stoppenberg. . Die Schützen des BSV Gut Schuss aus Stoppenberg treiben ihren Sport seit Ende 2013 in einem ausgedienten Bunker an der Kyffhäuser Straße. Ein Besuch.
Wie bringt man einen Schützenverein unter, der aus seinen Jahrzehnte lang genutzten Räumlichkeiten samt Schießstand ausziehen muss? Diese Frage stellten sich die Mitglieder des Bürger-Schützen-Vereins (BSV) „Gut Schuss“ Stoppenberg 1877 und fanden eine ziemlich einmalige Lösung: Sie treiben ihren Sport seit Ende 2013 in einem ausgedienten Bunker an der Kyffhäuser Straße.
Wie Schießscharten muten die Lüftungsschlitze an der Gebäudefront an. Doch wenn dort nicht noch das Plakat mit dem „Herzlich willkommen zum Schützenfest“ aus dem vergangenen Jahr hängen würde, könnte man meinen, man habe sich in der Adresse geirrt. Erst auf den zweiten Blick ist der ehemalige Zweite Weltkriegs-Hochbunker auch als solcher zu erkennen, in die Seitenflügel sind längst Fenster für Eigentums- und Mietwohnungen geschnitten.
„Herzlich willkommen“, begrüßen uns Werner und Ursula Trakowski, dreifaches Stoppenberger Königs-, und damit Kaiserpaar auf Lebenszeit. Gerade haben sie noch schnell den Schussfang mit Zielscheiben aufgebaut und die elektrische Apparatur aufgestellt, mit denen die durchlöcherten Scheiben an Zügen durch den zehn Meter langen Schießgang gezogen werden. „Das geht mittlerweile ganz schnell“, verrät Ursula Trakowski routiniert.
Gut eingelebt haben sich die insgesamt 91 Stoppenberger Schützen in ihre ungewöhnliche Heimstatt. „Der Bunker ist perfekt für uns. Schalldicht, gut belüftet, beheizbar. Und wir haben genügend Platz“, berichtet BSV-Präsident Werner Trakowski. In den Gemeinschaftsraum mit Theke passen mindestens 30 Vereinsmitglieder, und auch der mehr als eine Tonne schwere Tresor, in dem die Waffen verschlossen sind, fand Platz.
„Nachdem der letzte Wirt die Gaststätte am Hallo verlassen hatte, sollten wir das Ganze übernehmen, schließlich hatten wir dort schon immer geschossen. Aber das war für uns nicht zu finanzieren“, schaut Trakowski zurück ins Jahr 2013. Nach dem Schützenfest Mitte des Jahres war Schluss, richtig glücklich waren die Stoppenberger in der 2015 abgebrannten Bruchbude längst nicht mehr. Da kam das Angebot des Geschäftsmanns Werner Rittmann gerade recht, der den Bunker Jahrzehnte vorher mit Wohnungen bestückt hatte. Schon nach sechs Monaten und viel Eigenarbeit konnten die Schützen zum Nikolausschießen wieder Luftgewehre und -pistolen, die scharfen Waffen werden in Bergeborbeck benutzt, auspacken. „Nach und nach haben wir den Rest fertiggestellt. Aber so richtig durch sind wir noch nicht“, so Trakowski. Aber eine richtige Heimat, die haben die Schützen gefunden.